Hamburg. Obwohl ihre Konkurrentin neu klassifiziert wurde, darf Pille-Steppat nicht in Paris starten. Ehemann kritisiert den Verband heftig.
Der Anruf vom Bundestrainer kam nicht. Die Hamburger Para-Ruderin Sylvia Pille-Steppat (56) wird definitiv nicht an den Paralympischen Spielen (28. August bis 8. September) in Paris teilnehmen, obwohl ihre qualifizierte Kontrahentin Manuela Diening (32/Münster) vom Weltruderverband (Fisa) nach einer Neu-Klassifizierung nicht zu den Spielen zugelassen wird.
Hintergrund: Diening, die Pille-Steppat vor zwei Jahren als Einzelruderin im deutschen Kader abgelöst hatte, wurde im Rahmen eines Trainingslagers der Para-Nationalmannschaft am 8. Juli von der zuständigen Kommission der Fisa in die Kategorie PR2 eingestuft, die nicht paralympisch ist.
Pararudern: Schon länger Zweifel an Dienings Klassifizierung
Zuvor wurde sie wie Pille-Steppat in der Klasse PR1 eingestuft. PR2-Athleten können noch den Oberkörper einsetzen und sind damit leistungsfähiger als PR1-Ruderer, die im Wesentlichen nur mit den Armen rudern können.
Die 2008 an Multipler Sklerose erkrankte Pille-Steppat und ihr Ehemann Bernd Pille hatten schon vor zwei Jahren die rechtmäßige Klassifizierung von Diening angezweifelt, die nach einer schweren Erkrankung auf den Rollstuhl angewiesen ist. „Ich denke, dass da durchaus etwas passieren könnte, wenn die Schiedsrichter genauer hinschauen würden“, sagte Pille schon damals. Das ist nun geschehen.
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Der DRV hat daraufhin den Quotenplatz von Deutschland für die Spiele zurückgegeben, angeblich ohne sich bei Pille-Steppat zu melden. „Sie hätte sofort einspringen können“, sagt Bernd Pille, der die Interessen seiner Frau seit Jahren energisch vertritt. Er bezeichnet das Vorgehen des DRV als „Skandal“.
Die Hamburgerin war 2021 für Deutschland bei den Spielen in Tokio am Start und belegte den fünften Platz.