Hamburg. Stimmungsvoller Auftakt für das Traditionsturnier am Rothenbaum. Zverev will erst Mittwoch spielen. Marterer erreicht Runde zwei.
Kai und Renate Schröder kommen seit 25 Jahren an den Rothenbaum. Dauergäste, wie es sie so viele gibt beim traditionsreichsten deutschen Tennisturnier. Also waren sie auch am Montag bei den Hamburg Open am Start zum „Beginn einer neuen Ära“, wie der Veranstalter Tennium vollmundig verkündet. „Der Zuschauerbereich ist netter, offener, großzügiger“, sagten die beiden Stammgäste, „das Teilnehmerfeld finden wir für ein ATP-500er-Turnier aber schwierig.“
In Titelverteidiger Alexander Zverev, Holger Rune aus Dänemark und dem Argentinier Sebastian Baez stehen nur drei Top-20-Spieler in dem 32er-Hauptfeld. In Daniel Altmaier (Kempen), Rudi Molleker (23/Berlin) und dem erkrankten Henri Squire (23/Duisburg) sind am Montag zudem drei deutsche Spieler bereits gescheitert. Immerhin kämpfte sich Maximilian Marterer (29/Nürnberg) mit 6:4, 6:7 (6:8), 7:5 gegen den Südkoreaner Soonwoo Kwon (26) in die zweite Runde.
Tennis: Altmeier enttäuscht von seiner Leistung
Altmaier kämpfte bei seiner 4:6, 7:6 (8:6), 3:6-Niederlage gegen den Italiener Flavio Cobolli (22) zwar aufrichtig, leistete sich aber zu viele Fehler. „Der Start war nicht gut, ich war zu nervös“, sagte der 25-Jährige, der vor einem Jahr in Hamburg den russischen Weltklassespieler Andrei Rubljow schlagen konnte, „es war leider keine gute Performance von mir.“
Bleibt für die Veranstalter also das Daumendrücken für Zverev. Der Hamburger war eigentlich für Dienstag angesetzt, bat aber nach seinem zweistündigem Training am Montag darum, erst am Mittwoch spielen zu müssen. Sein in Wimbledon verletztes linkes Knie war bandagiert. Nach der Einheit gab er den zahlreichen Kindern bereitwillig Autogramme. Das machte einen besseren Eindruck als am Sonntag, als ein echter Insider festgestellt hatte: „Er wirkte sehr enttäuscht, und mit halber Kraft kann man auf Sand nicht spielen.“ Die Unsicherheit, ob er fit wird, bleibt also. Für Dienstag reichte es nicht.
Kein Zugang zu den Trainingsplätzen für Fans
Zuschauer durften nicht beim Training der Profis kiebitzen, auch das ist eine Neuerung gegenüber den vergangenen Jahren. „Das ist wirklich schade, wir hätten Zverev gerne da gesehen, wenn er schon nicht am Montag spielt“, sagten Angelika und Heiko Herold. Das Ehepaar war aus Cuxhaven angereist und zum ersten Mal zu Gast am Rothenbaum. „Es gefällt uns sehr gut, das Stadion ist schon beeindruckend.“
Der schöne Sommertag tat ein Übriges: „Natürlich ist es schade, dass Zverev und Rune nicht angesetzt waren, aber für uns zählt heute mehr das Erlebnis.“ Und die insgesamt erhöhten Eintrittspreise? „Leider wird ja alles teurer.“
Publikumsbereich ist größer und weiter
Schon gegen elf Uhr hatten sich eine lange Schlange vor dem Eingangstor fast bis zur Rothenbaumchaussee gezogen. Es war Kids Day, Kinder bis 15 Jahren zahlten nur die Hälfte, dazu waren zahlreiche Schulen und Vereine eingeladen, mit ihren Kindern zum Turnier zu kommen. Das brachte viel Leben auf die Anlage, Kindertraining inklusive. Ein kluger Schachzug an einem Eröffnungstag mit wenig attraktiven Spielen. „Ich mag das und finde es wichtig“, sagte Altmaier, „wir müssen eine neue Generation zum Tennis führen, da unterschreibe ich auch gerne 300 Bälle.“
Die Publikumsbereiche haben die neuen Veranstalter verändert. Das „Public Village“ mit einem großen zentralen „Foodcourt“ und einer großen Videowand ist nach links gewandert, dort wo früher Matchplatz M4 war. Das Angebot ist größer, Pizza, Burger, Crepes und Würstchen, alles da, die Preise wie beim Hafengeburtstag: Bier fünf Euro, Pizza sechs, Crepe Nutella auch sechs. Alles wurde gut angenommen. Die Sonne tat ein Übriges, die Stimmung war durchweg gut, das Stadion für einen Auftakt ausreichend gefüllt.
Tennium baut VIP-Bereich luxuriös aus
An Stelle der früheren Fanzone befindet sich dort nun ein gigantischer VIP-Bereich für 350 Gäste, feste Bauteile, edles Schwarz, Teakholzterrasse, der „Rothenbaum Club“. „Wir haben das Ambiente und die Angebote komplett überarbeitet, um unseren Gästen einen noch unvergesslicheren Aufenthalt in einer modernen und einladenden Atmosphäre zu ermöglichen“, so Kristoff Puelinckx, der CEO von Tennium.
Wie erfolgreich das alles wird, kann sich erst nach der Turnierwoche zeigen. Bis 2028 hat Tennium die Ausrichterrechte, im kommenden Jahr wird das Turnier im Mai vor den French Open zudem auf einem besseren Termin liegen. „Ich finde es schade, dass die Damen nicht mehr dabei sind“, sagte allerdings Dauerkarten-Inhaber Kai Schröder.
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Das kombinierte Turnier hatte die vorherige Ausrichterin Sandra Reichel eingeführt, mit Tennium ist das nach nur zwei Jahren wieder Geschichte. Für Altmaier ist das allerdings kein Verlust: „Da waren mit den Damen schon sehr viele Matches auf der Anlage, das war manchmal schwierig. Jetzt ist mehr Ruhe.“
In den Publikumsbereichen aber nicht, die Hamburger waren da, das Turnier ist größer als die Spieler, der Auftakt war vielversprechend. Und da die Sonne bis Sonntag scheinen soll, kann das was werden. Wenn Zverevs Knie mitspielt.