Hamburg. Der Hamburger Tennis-Olympiasieger will trotz Kniebeschwerden beim ATP-Turnier am Rothenbaum spielen, stellt aber eine Bedingung
Häufig neigen Profisportler dazu, aus ihrem körperlichen Zustand ein Geheimnis zu machen. Verletzungen werden verschleiert oder kleiner gemacht als sie sind, um dem Gegner keine Angriffsfläche zu geben. Alexander Zverev geht in diesen Tagen anders vor. Der Tennis-Olympiasieger versucht erst gar nicht, seine Knieprobleme kleinzureden. Beim Rasenklassiker in Wimbledon war der 27-Jährige in seiner Drittrundenpartie am 6. Juli ausgerutscht und hatte sich das linke Knie überdehnt, Untersuchungen ergaben schließlich ein Knochenödem und eine Zerrung in der Kapsel.
„Es tut immer noch weh und ist ziemlich schmerzhaft. Ich tue aber alles, was ich kann, um am Dienstagnachmittag auf dem Platz zu stehen“, sagte Zverev, als er am späten Sonnabendnachmittag auf dem Pressepodium des Tennisstadions am Rothenbaum Platz nahm. Hier an der Hallerstraße will der Hamburger Olympiasieger in dieser Woche seinen Heimtitel verteidigen, in Runde eins würde er auf den Qualifikanten Jesper De Jong (Niederlande/Weltranglisten-Nr. 120) treffen.
Tennis in Hamburg: Zverev bereits ohne Schmerzmittel aktiv
Die Schmerzmittel habe er bereits für das erste Training am Freitag abgesetzt, auch am Sonnabend stand er zwei Stunden ohne schmerzlindernde Mittel auf dem Platz. „Vor drei Tagen konnte ich kaum laufen“, sagte Zverev, beim Wimbledon-Achtelfinalaus gegen Taylor Fritz (USA) habe er sich noch so viele Schmerzmittel „reingeballert, dass es wirklich das absolute Limit war“.
Mittlerweile könne er zwar wieder fast uneingeschränkt spielen, unter Wettkampfbedingungen wartet aber dennoch eine andere Belastung. „Jetzt geht es um die Schmerzen und Limitierungen, die ich noch habe. Wenn ich die am Dienstag nicht mehr habe, werde ich spielen“, sagte er 27-Jährige.
Risiko vor Olympia ist nicht besonders groß
Das Risiko vor den Olympischen Spielen in Paris (Start am 26. Juli) sei glücklicherweise überschaubar. „Ich weiß, dass ich es nicht schlimmer machen kann, außer ich mache dieselbe Bewegung noch mal. Dass ich auf Sand dieselbe Bewegung mache wie auf Rasen, glaube ich aber nicht“, gab Zverev Entwarnung.
Wie im vergangenen Jahr, als er am Rothenbaum erstmals triumphierte, übernachtet der Wahl-Monegasse in diesen Tagen in seinem Elternhaus in Lemsahl-Mellingstedt. Dort ist der innerste Zirkel versammelt, Bruder Mischa, Vater Alexander senior, Freundin Sophia Thomalla. Trainieren will Zverev während der Turnierwoche erneut beim Uhlenhorster HC, wo er als Kind und Jugendlicher mit dem Tennis begann. Seinen Heimatclub hatte er auch nach seinem Olympiasieg 2021 besucht. „In den besonderen Momenten möchte man bei besonderes Menschen sein – und das sind für mich vor allem die Menschen in Hamburg“, sagte Zverev.
Veranstalter Tennium ist auf Zverev angewiesen
Veranstalter Tennium, der am Rothenbaum in diesem Jahr seine Premiere feiert, ist auf den Weltranglistenvierten angewiesen. Obwohl er in Deutschland auch von vielen Fans mitunter als arrogant und unnahbar wahrgenommen wird, dient Zverev in Hamburg als Zuschauermagnet. Abgesehen vom dänischen Weltranglisten-15. Holger Rune (21), der es in der ersten Runde mit dem Ungarn Fabian Maroszan (24/Nr. 43) zu tun bekommt und frühestens im Finale auf Zverev treffen kann, fehlen beim Turnier große Namen.
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„Wäre es jedes andere Turnier, würde ich es erst gar nicht versuchen. Hamburg ist für mich etwas Besonderes. Das ist meine Heimat und hier war der Anfang meiner Karriere. Ich möchte hier noch weitere schöne Momente feiern und als Titelverteidiger auf dem Platz stehen“, sagte Zverev. Eine endgültige Entscheidung dürfte er aber erst am Dienstag treffen.