Hamburg. Stadt legt ihren Sportbericht für das Jahr 2023 vor. Kritik kommt von der Rathaus-Opposition. Kritische Themen werden ausgeklammert.
An diesem Donnerstagnachmittag stellt die Behörde für Inneres und Sport im Sportausschuss der Bürgerschaft den 132 Seiten umfassenden Sportbericht des Jahres 2023 vor. Es ist seit 2012 die zwölfte Bilanz der Stadt über Entwicklungen im Hamburger Sport. „Die Active City zeigt, wie vielfältig Sport und Bewegung sind, welche gesellschaftliche Kraft der Sport im Sinne von Zusammenhalt, Gesunderhaltung, Freude, Gemeinschaft und Aktivität entfacht. Diese Kraft wollen wir mit Investitionen in die Infrastruktur und mit einer Vielzahl niedrigschwelliger, inklusiver und barrierefreier Angebote und Events ausbauen“, schreibt Sportsenator Andy Grote (SPD) im Vorwort.
92,27 Millionen Euro investierte Hamburg 2023 für die Verbesserung seiner Sportstätten. Nach dreijähriger Modernisierung wurde die Alsterschwimmhalle wieder eröffnet. Die Gesamtkosten des Umbaus betrugen mehr als 80 Millionen Euro, nationale und internationale Wettbewerbe können an der Sechslingspforte in Hohenfelde künftig wieder durchgeführt werden.
Sportbericht: Kunstrasenplätze erhöhen die Nutzungsmöglichkeiten
Dank der Umwandlung der Großspielfelder (aktuell 285) in Kunstrasenplätze (146) stiegen die Nutzungsstunden des Vereinssports von 310.500 (2019) auf 415.000 (2023). Bis Ende 2025 sollen 20 weitere Außenanlagen den belastungsfähigen Untergrund erhalten. Zusätzlich unterstützte die Stadt mit mehreren Millionen Euro 119 Investitionen in vereinseigene Anlage mit Zuschüssen oder Darlehen. Zehn Schulsporthallen entstanden, damit 18 neue Hallenfelder. In der Stadt stehen jetzt 785 zur Verfügung, 48 mehr als 2018. Die Gesamtfläche stieg in dieser Zeit von rund 430.000 auf 463.000 Quadratmeter. Bis 2027 sind weitere 110 Schulsporthallen mit 140 Feldern geplant.
Für die Zielgruppe der Menschen mit geistigen und körperlichen Beeinträchtigungen wurden im Rahmen des ParkSport-Fonds fünf inklusive Bewegungsinseln gefördert, die in unmittelbarer Umgebung zu Einrichtungen der Behindertenhilfe, Wohn- oder Arbeitsstätten mithilfe von Partnerinstitutionen entstanden. „Diese Verknüpfung ist vorbildlich und ein bundesweites Novum, denn es gelang, an jedem Standort einen großen Partnerverein zu gewinnen“, sagt Mitinitiator Prof. Hans-Jürgen Schulke.
Sportbericht: ParkSport erfreut sich immer größerer Beliebtheit
Für Bewegung und Aktivität im öffentlichen Raum gab die Stadt 440.000 Euro aus. Ziel sei es, Sport allen Bevölkerungsgruppen zugänglich zu machen. Das offene und niedrigschwellige ParkSport-Angebot erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Die Teilnehmerzahl stieg bei 250 Terminen auf 8500 (7.600 im Vorjahr). In diesem Jahr wurde die Zahl der Angebote nochmals erhöht. Weiteres Beispiel: An der Hamburger Schwimmlern-Offensive nahmen 6831 Kinder im Alter von vier bis 13 Jahren teil. 2707 erreichten das Seepferdchen-, 1897 das Bronzeabzeichen.
Hamburger Olympiastützpunkt soll ab 2025 neu gebaut werden
Kernprojekte des Leistungssports sind der Bau das Hockey-Leistungszentrum am Hemmingstedter Weg (13,4 Millionen Euro), die Modernisierung des Ruder-Regattazentrums in Allermöhe (8,0 Millionen) und der Neubau des Olympiastützpunktes Hamburg/Schleswig-Holstein am Alten Teichweg in Dulsberg, der 2025 beginnen könnte. Die Kosten sind noch nicht kalkuliert. Sie dürften mehr als 50 Millionen Euro betragen. Das Interesse an der benachbarten Eliteschule des Sports ist auch in 2023 gestiegen. Die Sportklassen wurden von 450 jungen Leistungssportlerinnen und -sportlern besucht.
Der Hamburger Sportbund (HSB) wollte auf Abendblatt-Anfrage den Sportbericht nicht kommentieren. Mutmaßlich vermisste der Verband wie in den Vorjahren die Behandlung kontroverser Themen. Für den Bau von Photovoltaikanlagen auf von der Stadt entgeltfrei gepachteten (Sportrahmenvertrags-)Flächen etwa fehlten den Vereinen weiter verbindliche Richtlinien. Der HSB hatte sie wiederholt angemahnt (Abendblatt berichtete).
- Hamburg: Viele neue Sportstätten, aber zu wenig Schwimmkurse
- Hamburger Osten: 78 Millionen Euro für neue Sportanlagen
- Bewegung und Kontakte: Warum Sport auch im hohen Alter wichtig ist
Ähnlich sieht es Heike Sudmann, die sportpolitische Sprecherin der Bürgerschaftsfraktion der Linken: „Ein bisschen Eigenlob kann ich ja akzeptieren, aber nicht solch eine reine Jubelarie auf die Sportpolitik des Senats. Alle kritischen Punkte bleiben im Sportbericht außen vor. Die seit 15 Jahren nicht verbesserte Zahl der schwimmfähigen Grundschülerinnen und Grundschüler findet keine Erwähnung. Bis heute wurde der seit Jahren angekündigte Beirat Active City nicht einberufen. Auch zu den Host-City-Knebelverträgen der Uefa gibt es keine Anmerkung. Es wäre auch interessant zu erfahren, wie es mit anderen Großevents und deren Kosten und Zuwendungen aussieht und wie diese im Verhältnis zum Breitensport ausfallen.“
Auch die CDU ist enttäuscht. Der Sportbericht wirke wie eine überholte Marketing-Broschüre für Sportsenator Grote. „Inhaltlich bleiben viele Zukunftsfragen offen, beispielsweise konkrete Angaben zum Neubau von Sporthallen und Arenen innerhalb welches Zeitraums“, meint Ralf Niedmers, sportpolitischer Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion.