Hamburg. Der 25 Jahre alte Mark Weitz ist der neue Chef des Hamburger American-Football-Teams. Was er bei den Sea Devils plant.

Mark Weitz ahnte nichts, als ihn Zeljko Karajica im vergangenen November zum Gespräch bat. Weitz arbeitete zu diesem Zeitpunkt als „Digital Commerce Manager“ im Münchener Büro des ELF-Geschäftsführers, verantwortete bei der europäischen American-Football-Liga Bereiche wie das Marketing, Ticketing und den Online-Shop.

Als ihn Karajica, der zu diesem Zeitpunkt auch Alleingesellschafter der Hamburg Sea Devils war, fragte, ob er die Hamburger ELF-Franchise künftig als Geschäftsführer führen wolle, musste der 25-Jährige nicht lange überlegen. „Für mich war sehr schnell klar, dass ich die Chance definitiv ergreifen will“, sagt der gebürtige Münchener im Gespräch mit dem Abendblatt. „Im ersten Moment war ich schon überrascht, dass ich ein Kandidat für die Aufgabe bin. Für mich persönlich ist das rein im Hinblick auf meine Karriere ein großer Schritt, aber auch eine große Chance. Eingeschüchtert bin ich von diesem Job aber nicht.“

American Football: Weitz ist seit dem 1. Januar offiziell im Amt

Noch im Dezember reiste Weitz für zwei Wochen nach Hamburg, lernte Mitarbeiter und das Büro in der HafenCity kennen. Seit einem Monat ist er nun offiziell Geschäftsführer der Sea Devils, die Saison beginnt für die Hamburger am 26. Mai auswärts bei den Prag Lions „Es gibt viele Themen, die wir schnell angehen müssen, weil wir durch den personellen Wechsel Zeit verloren haben“, sagt Weitz, der wegen seiner US-amerikanischen Mutter auch einen US-Pass besitzt, selbst aber nie American Football gespielt hat. Berührungen zur Sportart gab es dennoch früh, weil sein Großvater als US-Soldat in Deutschland stationiert war.

Als Karajica im vergangenen Herbst einen Nachfolger für den zum Ligakonkurrenten Rhein Fire nach Düsseldorf abgewanderten Max Paatz suchte, hatte Weitz offenbar Eindruck auf ihn gemacht. Nach dem Abitur absolvierte er ein Wirtschaftsingenieurstudium in Ingolstadt, arbeitete zudem parallel als Werkstudent bei Audi Motorsport. Als die ELF vor rund vier Jahren gegründet wurde, ging er zurück nach München, packte zunächst Pakete im Lager, ehe er sich schrittweise nach oben arbeitete, unter anderem den ELF-Onlineshop entwarf. „Das Programmieren habe ich mir selbstständig beigebracht“, erzählt Weitz.

Miguel Boock ist für den sportlichen Bereich zuständig

Bei den Sea Devils ist er – anders als Vorgänger Paatz – ausschließlich für den kaufmännischen Bereich zuständig. Im sportlichen Bereich haben Sportdirektor Miguel Boock und der Trainerstab um Headcoach Matthew Johnson das Sagen. „Ich verstehe natürlich auch das Spiel und kenne die Regeln. Bei der sportlichen Beurteilung von potenziellen Neuzugängen vertraue ich aber beispielsweise dem Know-how von Miguel und dem Trainerstab zu 100 Prozent“, sagt Weitz.

Auch Boock sieht die neue Aufgabenteilung als Schritt nach vorne. „Max Paatz hat in den vergangenen Jahren einen überragenden Job gemacht, indem er verschiedene Rollen vereint hat. Er war gleichzeitig für die sportlichen und geschäftlichen Themen zuständig. Je größer die Sea Devils wurden, desto sinnvoller wurde es aber, die Position von Max aufzubrechen“, sagt der Sportchef.

Sea Devils verstehen sich weiterhin als Hamburger Team

Eine der Hauptaufgaben für Weitz war und ist die Suche nach passenden Heimspielstätten. Weil die Situation in Hamburg schwierig ist, müssen die Sea Devils in der kommenden Saison mit Ausnahme einer Partie im Volksparkstadion in andere norddeutsche Städte ausweichen. „Wir haben natürlich mitbekommen, dass die Heimspiele in Bremen und Hannover nicht bei allen Fans gut angekommen sind. Einerseits verstehe ich das, andererseits will ich aber auch betonen, dass es nicht unser Ziel ist, Hamburg zu verlassen. Die Sea Devils sind und bleiben ein Hamburger Team. Durch die schwierige Stadionsituation bleibt uns aber keine andere Möglichkeit, als auch außerhalb der Stadt zu spielen“, stellt Weitz klar.

Um sicherzustellen, dass auch viele Hamburger Fans nach Hannover und Bremen reisen, haben die Seeteufel verschiedene Ideen. „Unser Ziel ist, die Hamburger Fans bei der Anreise zu unterstützen“, sagt Weitz, der dennoch betonen will: „Wir verstehen uns als ein Hamburger Team und werden diese Stadt immer unsere Heimat nennen.“

Weitz wird „genau unter die Lupe genommen“

Obwohl er in der Vergangenheit bereits viele Bereiche der Liga kennenlernte, gibt es in seinem neuen Job doch Dinge, die ihm bisher noch unbekannt waren. „Neu ist für mich, dass ich mich mit konkreten sportlichen Themen beschäftigen muss und in gewissermaßen auch mehr in der Öffentlichkeit stehe“, sagt er.

Auch in Verhandlungen mit Sponsoren oder Stadionbetreibern steht er nun in der ersten Reihe. Sein junges Alter sei dabei zwar kein Hindernis, aber zumindest ein Thema, das ihm bewusst sei. „Ich merke, dass mich ältere Gesprächs- und Verhandlungspartner erst einmal kritisch beäugen und genau unter die Lupe nehmen. Ich glaube schon, dass ich mich ein bisschen mehr beweisen muss als ältere Personen in meiner Position“, gibt Weitz zu. „Mir ist bewusst, dass ich nicht auf meine Außenwirkung und die Meinung anderer pfeifen kann, sondern mich auch angemessen präsentieren muss.“

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Der neue Geschäftsführer weiß auch, dass die Sea Devils nicht über viele Jahre ein Verlustgeschäft bleiben dürfen. Allein in der ersten Saison musste Gesellschafter Karajica ein Minus von 592.000 Euro ausgleichen. „Wir sind ein Start-up, da ist es normal, dass man in den ersten Jahren nicht profitabel ist. Die meisten Start-ups sind die ersten zehn Jahre nicht profitabel. Unser Ziel ist, so früh wie möglich Geld zu verdienen, gleichzeitig aber auch ein nachhaltiges Konzept zu haben“, sagt Weitz.

Davon, dass dem jüngsten Geschäftsführer der ELF dies gelingen kann, ist Karajica überzeugt. Es ist schließlich sein eigenes Portemonnaie, das künftig von den Entscheidungen des neuen Sea-Devils-Chef abhängig ist.