Hamburg/Duisburg. Nach der 9:40-Pleite bei Rhein Fire kann Hamburgs Football-Team die Post-Season nicht mehr erreichen. Eine Fehleranalyse der Saison.
American Football ist eine Sportart, in der Statistiken in der Regel einen guten Eindruck vom Spielverlauf vermitteln. Und die Zahlen, die die Hamburg Sea Devils am späten Sonntagnachmittag im Gastspiel bei Rhein Fire zu verantworten hatten, waren eindeutig.
In Sachen Passing-Yards (Hamburg 151/Rhein Fire 412), Rushing Yards (99/152), durchschnittlichen Yards pro Spielzug (4,7/9,1) sowie der Effizienz bei Third Downs (25 %/71 %) sahen die Sea Devils gegen den Titelkandidaten keinen Stich. Am eindeutigsten war jedoch die wichtigste Statistik: Mit 9:40 (0:7, 3:6, 0:14, 6:13) verloren die chancenlosen Hamburger.
American Football: Sea Devils verabschieden sich aus Play-off-Rennen
Mit nun fünf Niederlagen aus neun Spielen sind die Play-offs für die Sea Devils nicht mehr möglich. 13.171 Zuschauer in der Duisburger Schauinsland-Reisen-Arena sorgten für einen Rhein-Fire-Saisonrekord, feierten drei Touchdowns von William Patterson, dazu jeweils einen von Harlan Kwofie, Anthony Mahoungou und Glen Toonga.
Bei den Sea Devils waren ein einziger Touchdown von Malik Stanley sowie ein Fieldgoal von Kicker Eric Schlomm dagegen Ausdruck offensiver Harmlosigkeit. Drei Spiele bleiben den Sea Devils in dieser ELF-Saison noch, um sich zumindest mit einem positiveren Gefühl in die Pause zu verabschieden.
In dieser Saison gab es in der Summe schlicht zu viele Unstimmigkeiten, die den Einzug in die Play-offs verhinderten. Betrachtet man den Kader, hat sich dieser im Vergleich zu den ersten beiden ELF-Spielzeiten, als die Sea Devils jeweils ins Finale kamen, verschlechtert. So hatten unter anderem erfahrene Leistungsträger wie Kasim Edebali oder Miguel Boock ihre Karrieren beendet, stattdessen bekamen jüngere Spieler das Vertrauen sowie die Chance, sich weiterzuentwickeln.
Toonga spielt mittlerweile für Rhein Fire
In der Offensive verloren die Hamburger in Runningback Toonga ihre gefährlichste Waffe. Nach dessen Kokain-Skandal (Abendblatt berichtete) sahen die Verantwortlichen der Sea Devils keine Basis mehr für eine weitere Zusammenarbeit, der Brite schloss sich stattdessen Rhein Fire an. Zur schwierigen personellen Gesamtlage passte, dass sich während der Saison gleich drei der vier US-Importspieler schwer verletzten, allen voran Quarterback Preston Haire.
Zwar konnten die Hamburger andere US-Importspieler nachverpflichten, dem Zusammenspiel war diese große Fluktuation jedoch nicht zuträglich. Hinzu kommt, dass nicht alle Nachverpflichtungen Sinn ergaben. So holten die Sea Devils zwar auf Wunsch von Headcoach Charles Jones nach Haires Saisonaus mit einem neuen US-Quarterback – ließen diesen aber bisher kaum spielen. Auch am Sonntag durfte der Hamburger Moritz Maack anstelle von US-Profi Isaiah Green ran.
Trainerstab zu sehr mit sich selbst beschäftigt
Die undurchsichtige Quarterback-Situation ist Ausdruck eines weiteren Problems: Unstimmigkeiten im Trainerstab. So wollte beispielsweise der neue Offensive Coordinator Philipp Schulz Green nicht einmal verpflichten. Weil Jones sein Veto einlegte, muss Schulz dennoch mit Green arbeiten.
Ende Juli hatten bereits die Trennungen vom US-amerikanischen Offensive Coordinator, Brett Morgan sowie vom brasilianischen Offensive-Line-Coaches Gustavo Casagrande verdeutlicht, dass der Trainerstab in dieser Saison zu viel mit sich selbst beschäftigt ist. Die personellen Wechsel machten aus dem Offensivsystem einen unansehnlichen Flickenteppich verschiedener Spielkonzepte.
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Obwohl die Saison erst mit dem letzten regulären Saisonspiel am 3. September beendet sein wird, dürften die Verantwortlichen der Sea Devils bereits jetzt in die Analyse gehen, um Schlüsse für die Rekrutierungen von Spielern und Trainern für die neue Saison zu ziehen.