Hamburg. US-Linebacker soll die Defensive der Hamburger Footballer verstärken. Als er sieben Jahre alt war, biss ihm ein Pferd einen Finger ab.

Maurice Wright war sieben Jahre alt, als er die Liebe seines Lebens fand. „Ich hatte einem Gegenspieler einen kräftigen Hit verpasst. Das Geräusch, das es machte, als unsere Körper kollidierten, habe ich nie vergessen. In diesem Moment wusste ich: Das ist mein Sport“, erinnert sich der Mann, der in der am 3. Juni beginnenden Saison 2023 in der American-Football-Europaliga ELF die Defensive der Hamburg Sea Devils verstärken soll.

Man mag die Beschreibung seines Schlüsselmoments als zu martialisch empfinden. Aber für einen, der im US-Bundesstaat Oklahoma auf einer Farm aufwuchs, auf der Rodeoreiter und Rennpferde ausgebildet werden, und der als Berufswunsch für die Zeit nach der Footballkarriere angibt, Stierringer werden zu wollen, ist ein Kollisionssport wie Football fast schon ein Wellnessprogramm.

Wright erfüllte alle Kriterien

„Ich bin ein Kämpfer, habe das Herz eines Löwen und bin extrem hungrig darauf zu zeigen, wer ich bin“, sagt der 25-Jährige, von dem Kendral Ellison, Defensive Coordinator der Sea Devils, sagt: „Maurice war der Einzige, der alle Kriterien erfüllte, die wir an einen neuen Middle Linebacker gestellt haben. Er ist vielseitig, kann auf allen Ebenen der Defense spielen und weiß, wie er den Ball attackieren muss.“

Es wäre allerdings zu kurz gesprungen, würde man den Neuzugang, der die Trikotnummer drei von seinem Vorgänger Miguel Boock übernehmen wird, auf seine Qualitäten im Stoppen der gegnerischen Offensive reduzieren. Die Aggressivität, die er in sich trägt, lässt Maurice Wright lediglich auf dem Footballfeld andere Menschen spüren.

Wechsel nach Europa war Kulturschock

Abseits des Wettkampfs ist er ein höflicher, umgänglicher und offener Typ, der keinerlei Anpassungsprobleme an die europäische Kultur beklagt. Und das, obwohl sein Wechsel aus Übersee im Frühjahr 2021 ein echter Kulturschock war.

Sein Traum von einer Karriere in der US-Eliteliga NFL war im Corona-Jahr 2020 geplatzt, weil er sich in den Trainingscamps der New York Giants, Dallas Cowboys und Kansas City Chiefs nicht behaupten konnte. „Danach war ich kurz davor, mit Football aufzuhören, bis Ende 2020 ein Anruf aus Finnland kam.“

Die Kuopio Steelers wollten ihn verpflichten, „und weil ich als gläubiger Christ davon überzeugt bin, dass man Gelegenheiten, die das Schicksal einem bietet, wahrnehmen sollte, habe ich zugesagt“, sagt er. Nach einer Saison, in der er zum besten Spieler der finnischen Liga gewählt wurde, ging Wright zu den Rostock Griffins in die Zweite Liga GFL 2, wurde dort in der vergangenen Spielzeit bester Defensivspieler der Liga und wegen seiner zugewandten Art auch Publikumsliebling.

In Rostock war er Publikumsliebling

Bis zu seinem Wechsel nach Hamburg half er den Griffins noch im Coaching und im Anwerben von Spielern. „Ich sehe es als meine Aufgabe an, ein Anführer und Vorbild für andere zu sein, deshalb versuche ich zu helfen, wo ich kann“, sagt er.

Rostock zu verlassen, sei ihm sehr schwer gefallen, „es war ähnlich hart, wie meine Eltern und vier Geschwister in den USA zurückzulassen, auch weil meine Freundin Rostockerin ist und sie weiterhin dort lebt.“ Aber den Karriereschritt, sich in der ELF beweisen zu können, habe er nicht ablehnen können. „Es ist für mich die beste Möglichkeit, um Europa zu beweisen, was in mir steckt. Ich bin sehr dankbar, dass die Sea Devils mir diese Chance geben“, sagt er.

Auch interessant

Auch interessant

Seit Beginn der Vorbereitung versucht Maurice Wright nun, die Energie, die er in sich spürt, für die Sea Devils einzubringen. Dabei vergisst er nie, dass seine Karriere auch hätte beendet sein können, bevor sie beginnen konnte.

Pferd biss ihm einen Finger ab

Als seine Liebe zum Football gerade entflammt war, biss eine Stute, die er schon als Kleinkind betreut hatte, dem Siebenjährigen aus Versehen in die Hand. „Sie wollte ihr Fohlen schützen. Als sie sah, dass es meine Hand war, hat sie sofort losgelassen, aber es war schon zu spät“, sagt er.

Der rechte Ringfinger war abgerissen, die Wunde blutete stark. Heute, nach einer Teilamputation und viel Rehatraining, kann der 1,85 Meter große und rund 110 Kilogramm schwere Athlet die Hand ohne Einschränkungen nutzen.

Und er hat ein großes Ziel: Am Ende der Saison 2023 möchte er den Meisterring über den halben rechten Ringfinger streifen. „Dafür werde ich mein Leben geben“, sagt er. Seine beste Leistung sollte genügen.