Hamburg. Hamburger American-Football-Team erwartet 30.000 Fans beim Saisonstart gegen Rhein Fire. Gibt es noch mehr Spiele im HSV-Stadion?
Es war ein ungewohnter Anblick, der sich den Journalisten am Dienstagmittag im Volksparkstadion bot. Das blaue HSV-Podium im Pressekonferenzraum hatte sich dunkel gefärbt, zu sehen waren neben der Raute auch Logos und Sponsoren der Hamburg Sea Devils.
Max Paatz war von der Kulisse beeindruckt. „Das ist etwas ganz anderes als das Stadion an der Hoheluft“, sagte der Generalmanager von Hamburgs American-Football-Team, das am 11. Juni (16.30 Uhr) zum Saisonauftakt der European League of Football (ELF) Rhein Fire in der 57.000-Plätze-Arena empfangen will. Zurzeit sind rund 15.000 Tickets verkauft, die Sea Devils hoffen allerdings auf deutlich mehr.
Sea Devils hoffen auf Rekordkulisse im HSV-Stadion
„Ich glaube, dass wir hier 30.000 oder noch mehr Zuschauer haben werden. Das wäre ein Meilenstein für die Liga“, sagt Paatz. Diese Zahl wäre gleichbedeutend mit einem Ligarekord. Der bisherige Topwert der ELF lag bei rund 20.000 Fans beim Finale der Premierensaison 2021.
„Für junge Spieler ist es ein Traum, vor so einer Kulisse zu spielen“, sagt Paatz, der das Spiel zu einem Ganztagesevent machen will. Bereits fünfeinhalb Stunden vor Kick-off soll auf dem Parkplatz vor der Arena eine Fanparty stattfinden, zudem führt der Sea-Devils-Chef aktuell Gespräche über eine mögliche Halbzeitshow.
Sea Devils konnten die Kosten bereits decken
Nach Abendblatt-Informationen haben die Seeteufel ihre Kosten mit den 15.000 verkauften Tickets bereits mehr als gedeckt, das Spiel könnte zu Mehreinnahmen im sechsstelligen Bereich führen.
Auch wenn die Partie gegen die ebenfalls über eine große Fangemeinde verfügenden Düsseldorfer in dieser Saison eine Ausnahme sein soll – alle anderen Heimspiele finden im Stadion des SC Victoria an der Hoheluft (Kapazität 5500 Zuschauer) statt – gibt sich auch HSV-Vorstand Jonas Boldt offen für weitere gemeinsame Aktionen im Rahmen der Kooperation. „Wir haben viele Gedanken. Ich glaube, dass die ELF am Anfang steht. Ich würde nicht ausschließen, dass es weitere Ideen gibt. Das liegt in erster Linie aber auch an den Kollegen“, sagt Boldt.
Weitere Spiele werden zum Terminproblem
Das größte Problem dürfte in Zukunft sein, passende Termine zu finden. Zwar ist die Fußballsaison im Juni beendet, dennoch vermietet der HSV sein Stadion auch für Konzerte. Diese setzen dem Rasen trotz schützender Bodenplatten so stark zu, dass er vor der neuen Fußballsaison stets ausgetauscht werden muss. Auch wenige Tage vor dem Sea-Devils-Spiel spielt die Band Metallica ein großes Doppelkonzert im Stadion (26. und 28. Mai). „Die Greenkeeper sind gefordert, den Rasen wieder aufzubereiten“, sagt Paatz.
Das Stadion an der Hoheluft ist für die Sea Devils perspektivisch zu klein, der FC St. Pauli bisher nicht an der Vermietung seines Millerntor-Stadions interessiert. „Die Stadionsituation ist ein Problem für uns. Die Einnahmen aus Spieltagen sind ein elementarer Faktor unserer Haushaltsplanung. Mit 5500 Zuschauern in der Maximalauslastung kommt man nicht weit“, gibt Paatz zu. „Auf Dauer ist das Victoria-Stadion wirtschaftlich nicht attraktiv für uns.“
Auch das neue Altona 93-Stadion am Diebsteich soll nur Platz für rund 5000 Zuschauer bieten – obwohl sowohl die Sea Devils als auch Fußballclubs wie der FC Teutonia 05 an einer größeren Kapazität interessiert waren.
ELF will Stadiongröße nicht vorschreiben
Obwohl ELF-Geschäftsführer Zeljko Karajica sagt, dass die Liga große Stadien brauche, will er Mindestkapazitäten in naher Zukunft nicht zur Vorschrift machen. „Dieses Spiel soll eine Blaupause für andere Teams sein, es auch in großen Arenen zu versuchen“, sagt Karajica, der sich mit Liga-Commissioner Patrick Esume über die kontinuierlich steigenden Zuschauerzahlen der ELF freut.
„In der ersten Saison hatten wir unter Corona-Bedingungen insgesamt 80.000 Zuschauer in den Stadien. Dieses Jahr werden wir sicherlich die halbe Million knacken. In zwei Jahren wird es dann über eine Million sein“, kündigt Karajica an. 17 Teams aus neun Nationen werden in dieser Saison nach dem finanziell bedingten Rückzug der Istanbul Rams in der ELF vertreten sein. „In zwei Jahren werden wir mindestens 24 Teams aus 15 Nationen haben und eine wirklich europäische Liga sein“, sagt Karajica.
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Commissioner Esume, der als Trainer der Hamburg Sea Devils in der 2007 eingestellten NFL Europe die bisher letzten Football-Spiele im Volksparkstadion live miterlebte, verspricht sich vom Duell zwischen dem zweimaligen Vizemeister Hamburg und Rhein Fire auch ein sportlich wertvolles Duell. „Da treffen zwei potenzielle Titelkandidaten aufeinander. Hamburg ist in diesem Jahr vielleicht noch stärker als 2022“, sagt er.
Max Paatz nahm das Lob lächelnd zur Kenntnis – dessen Wahrheitsgehalt stellt sich aber erst am 11. Juni heraus.