Hamburg. Der Nose Tackle ist mit 130 Kilogramm der schwerste Defense-Spieler der Sea Devils – und ein Vorbild für Jugendliche.

Wenn Hiswill Awuah durch das Elbgym geht, zieht er unweigerlich die Blicke auf sich. 130 Kilogramm bei nur 1,80 Meter Körpergröße machen den Defensive Lineman der Hamburg Sea Devils zum Koloss. Ohne mit der Wimper zu zucken, zieht Awuah die dicken 20-Kilogramm-Hantelscheiben auf die Langhantelstange. Eine nach der anderen, bis die 100 Kilogramm erreicht sind.

Zum Aufwärmen, sagt Awuah, während neben ihm manch einer die Augenbrauen hebt. Später schaffe er auch mehr, sein Rekord im Bankdrücken liege bei 180 Kilogramm, erzählt der 20 Jahre alte Kühlschrank aus Jenfeld, der erst mit 17 Jahren Krafttraining anfing.

„Früher hat Mama einfach Essen gemacht, und ich habe gegessen“, sagt Awuah und fügt lachend hinzu: „Wenn man damals gefragt hätte, wie viele Kalorien das Essen hat, hätte man einen Klatsch auf den Hinterkopf bekommen.“ Trotz eines Body-Mass-Index von 40,1 – normalerweise ein Indikator für Adipositas dritten Grades oder auch morbider Adipositas – denkt Awuah gar nicht an eine Diät.

Awuah ist Nose Tackle bei den Sea Devils

Ganz im Gegenteil, der gläubige Christ besitzt die optimalen Körpermaße für seine Position. Als Nose Tackle steht er für die Sea Devils in der American-Football-Europaliga ELF mittig der ersten Reihe, um die gegnerische Offensive Line zu beschäftigen oder bestenfalls den Quarterback zu attackieren. Am Sonnabend (19 Uhr) treffen die Sea Devils auswärts auf die Barcelona Dragons.

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Dass der gebürtige Hamburger, dessen Eltern aus Ghana stammen, eines Tages in einem professionellen American-Football-Team spielen würde, war lange nicht absehbar. Bis zu seinem 15. Lebensjahr spielte Awuah Handball – und interpretierte den Sport wegen seiner körperlichen Voraussetzungen auf eine ganz eigene Art und Weise. „Weil ich so große Hände hatte, sollte ich einfach vorne stehen bleiben. Meine Aufgabe war es, den Ball zu nehmen und die Tore zu machen“, erzählt Awuah.

Hamburger bekam Anruf von den Sea Devils

Vor sechs Jahren nahm ihn Kumpel Simon Homadi, der heute als Runningback ebenfalls für die Sea Devils spielt, dann mit zum Football-Training der Hamburg Huskies. „Erst hatte ich keine Lust. Nach dem ersten Probetraining hat mich der Coach aber immer wieder angeschrieben, dass ich wiederkommen soll“, erinnert sich Awuah.

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Er kam wieder, erhielt in der zehnten Klasse ein Angebot für ein Vollstipendium vom US-College Adams State in Alamosa (Colorado). „Die haben mir gesagt, dass ich mein Abitur machen muss, um dorthin zu gehen. Dann habe ich mich hingesetzt und gelernt“, berichtet Awuah, der zuvor noch einen Realschulabschluss angestrebt hatte. Kurz vor dem Abitur durchkreuzte dann Corona seine College-Pläne, es folgte der Anruf der Sea Devils.

Hamburger arbeitet ehrenamtlich in Rahlstedt

Heute arbeitet Awuah an zwei Tagen pro Woche ehrenamtlich als Sozialarbeiter im Jugendzentrum Streetlife in Rahlstedt. Früher war er dort selbst zu Gast, heute hilft er den Kindern, nicht auf die schiefe Bahn zu geraten. Awuah ist für sie Vorbild und Respektsperson. Nicht nur im Elbgym blicken die Menschen zu ihm auf.