Hamburg. Hamburger Profi-Radrennen kann in diesem Jahr nicht wie üblich am Jungfernstieg beginnen. Was der neue Rennchef Fabian Wegmann plant.
Am vergangenen Mittwoch setzte sich Fabian Wegmann selbst aufs Rennrad, um den Kurs der Hamburger Cyclassics noch einmal abzufahren. Willkomm-Höft, Waseberg, Mönckebergstraße – als aktiver Radprofi hatte Wegmann diese prägenden Abschnitte des Hamburger World-Tour-Rennens zwölfmal passiert. „Als Fahrer war ich bei den Cyclassics nie auf dem Podium und bin auch mal ordentlich gestürzt. Trotzdem hat es mir riesig Spaß gemacht, hier zu sein. Ein Heimrennen ist immer ein einmaliges Gefühl. In einer Großstadt wie Hamburg sind viele Zuschauer, Freunde und Familie an der Strecke, die abwechslungsreich und wunderschön ist“, sagt der 43-Jährige im Gespräch mit dem Abendblatt.
In diesem Jahr ist Wegmann erstmals als Renndirektor in Hamburg vor Ort. Die Gesellschaft zur Förderung des Radsports (GFR), ein Tochterunternehmen des Tour-de-France-Veranstalters A.S.O., hatte das Hamburger World-Tour-Rennen von der Ironman-Germany-GmbH übernommen. Die GFR veranstaltet bereits seit mehreren Jahren das Eintagesrennen Eschborn – Frankfurt sowie die Deutschlandtour. Auch bei diesen zwei Veranstaltungen ist Wegmann neben dem Münsterland Giro in seiner Heimat als Renndirektor für die Streckenplanung und den Kontakt mit den Fahrern verantwortlich.
Cyclassics Hamburg: Renndirektor Wegmann ist bei der Tour de France für die ARD im Einsatz
Bei der Tour de France (29. Juni bis 21. Juli) wird Wegmann deshalb auch in diesem Jahr nicht nur als ARD-TV-Experte, sondern auch als Bindeglied zwischen Cyclassics und Fahrern aktiv sein, im Start- und Zielbereich viele Gespräche führen. „Die Teams, in diesem Jahr gleich zwei mehr als im vergangenen Jahr, werden erst nach der Tour de France entscheiden, wer in Hamburg startet. Ich bin mir aber sicher, dass wir wieder einige große Namen von Sprintern und Klassikerfahrern hier sehen werden. Viele werden die Cyclassics nutzen, um sich auf die WM vorzubereiten“, sagt Wegmann.
Dass die Cyclassics durch die Olympischen Spiele (26. Juli bis 11. August) in diesem Jahr erst am 8. September stattfinden, sieht der Ex-Profi nicht als Nachteil. „Das Rennen hat mit dem Status als World-Tour-Rennen einen hohen Reiz. Teams und Fahrer sind auf die Punkte angewiesen, die sie hier mitnehmen können. Und vielleicht sehen wir so auch den frisch gekürten Olympiasieger am Start“, sagt Wegmann, der bei den Cyclassics den langjährigen Rennchef Roland Hofer (80) beerbt.
Cyclassics-Start in diesem Jahr auf Höhe des Atlantik-Hotels
Die Strecke werden Wegmann und die GFR bei ihrer Premiere kaum verändern. „Abgesehen von ein paar kleinen Änderungen, die wir durch Baustellen vornehmen mussten, bleibt die Strecke gleich. Die größte Neuerung ist, dass wir durch die Baustelle am Jungfernstieg den Start an die Außenalster auf die Höhe des Atlantik-Hotels verlegen“, sagt Wegmann.
Wie gewohnt geht es für die Profis in einer rund 200 Kilometer langen Nordwestschleife von der Hamburger Innenstadt bis kurz vor Bad Bramstedt nach Schleswig-Holstein hinaus, auf dem Rückweg warten drei Schleifen über den Blankeneser Waseberg, um vor der erwarteten Sprintankunft auf der Mönckebergstraße noch ein selektives Streckenelement einzubauen. Für die Amateurfahrer bleiben auch in diesem Jahr eine 60- und eine 100-Kilometer-Runde zur Auswahl.
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„Wir werden am Charakter des Rennens in diesem Jahr erst mal nichts ändern. Zukünftig könnte es eine Überlegung sein, die Strecke vielleicht noch etwas schwieriger zu machen, wie zum Beispiel eine weitere Runde über den Waseberg oder das benachbarte Niedersachsen mit einzubeziehen. Das Rennen bietet Möglichkeiten für die gesamte Metropolregion. Grundsätzlich werden wir alle Änderungen, egal ob von sportlicher Seite gewünscht oder verkehrstechnisch notwendig, Hand in Hand mit allen Beteiligten besprechen und gemeinsam die Umsetzbarkeit prüfen“, sagt Wegmann.
Die Topografie in Hamburg lässt allerdings nur begrenzt Höhenmeter zu, die Köhlbrandbrücke ist absehbar kein Thema. Der Waseberg sei laut Wegmann mit einer Steigung von bis zu zehn Prozent aber „legendär“, obwohl der Anstieg nur rund 700 Meter lang ist. „Er hat seinen Kultstatus durchaus verdient und wird das Rennen immer prägen. Einen anderen großen Berg kann man in Hamburg ja nicht aufschütten“, sagt Wegmann und lacht. „Wichtig ist für mich, dass die Strecke sicher ist. Die Fahrersicherheit ist momentan ein riesiges Thema, wir wollen Risiken vermeiden. Gleichzeitig soll das Rennen die nötige Spannung haben.“ Als Ex-Profi mit Streckenkenntnis bietet Wegmann für diesen Planungsspagat beste Voraussetzungen.