Hamburg. Jens und Cindy Schwedler starten als Hamburger Lokalmatadoren und Titelverteidiger bei der Altersklassen-WM im Querfeldein-Rennen.
Der Blick auf die Wettervorhersage verspricht Spannung. Mal schwanken die Temperaturen über, mal unter dem Gefrierpunkt, der Niederschlag wechselt von Zeit zu Zeit seine Form – und so auch die Radstrecke der Cyclocross-Masters-WM in Hamburg. „Als es vor ein paar Wochen noch total trocken war, haben wir uns noch gefragt, ob der Kurs anspruchsvoll genug ist. Jetzt ist das komplett anders“, sagt Cindy Schwedler und grinst. Die 37-Jährige steht am Wochenende gemeinsam mit Ehemann Jens (55) bei der Altersklassen-Weltmeisterschaft im Querfeldein-Rennen im Volkspark am Start.
Jens Schwedler, der als Profi 2002 und 2005 auch Deutscher Meister im Quelfeldeinrennen wurde, geht am Sonnabend (11 Uhr, Männer 55-59) wie seine Frau Cindy am Sonntag (10 Uhr, Frauen 35-39) als Lokalmatador und amtierender Titelträger der jeweiligen Altersklasse ins Rennen. In den vergangenen beiden Jahren wurden die Schenefelder in Ipswich im Süden Englands Weltmeister ihrer Klassen. Die Masters-WM für Über-35-Jährige ist offiziell vom Radsport-Weltverband UCI lizenziert und wird immer zwei Jahre in Folge am selben Ort ausgetragen, sodass Hamburg auch im Jahr 2024 Gastgeber ist.
Radsport: WM-Strecke stellt eine Herausforderung dar
Von Freitag bis Sonntag geht es vom Parkplatz Rot (Hellgrundweg) in eine drei Kilometer lange Runde in den Wald, der Untergrund besteht wahlweise aus Rasen (35 Prozent), Trail (20 Prozent), Asphalt (25 Prozent), Schotter (15 Prozent) und Sand (5 Prozent), zu überwinden sind unter anderem eine Brücke und eine Treppe. „Mich fasziniert die Mischung aus Taktik, Fitness, Natur und den ständig wechselnden Bedingungen“, sagt Cindy Schwedler, die erst im Jahr 2017 zum Cross-Radsport fand.
„Ich bin vorher nur ein bisschen Mountainbike im Wald gefahren und fand das ganz cool. Weil ich keine Angst hatte, wurde ich irgendwann von den Vereinskollegen gefragt, ob ich nicht mal ein Crossrennen ausprobieren will“, sagt sie. Im ersten Rennen feierte sie den ersten Sieg. „Zwar nur in der Hobbyklasse, aber egal“, sagt Cindy Schwedler und lacht. „So habe ich den Spaß daran gefunden.“ Rasch entwickelte sie Ehrgeiz, wollte ambitionierter trainieren als es bei ihrem Verein, dem Harvestehuder RV, der Fall war. Der Trainer, den sie sich suchte, sollte später ihr Ehemann werden. „Uns vereint die Liebe zum Sport, wir haben aber auch andere gemeinsame Themen gefunden“, sagt Cindy Schwedler und lacht.
Zehn bis 14 Stunden Training pro Woche
Zwischen zehn und 14 Trainingsstunden pro Woche sind für beide normal – zusätzlich zum regulären Vollzeitjob. Jens Schwedler ist beim Hamburger Radhersteller Stevens als Eventmanager und für das Stevens Racing Team tätig, seine Frau hat eine Stelle im Verlagswesen. „Gerade in dieser Phase des Jahres bleiben Freunde und Familie ein bisschen auf der Strecke, weil wir viel trainieren müssen“, sagt Jens Schwedler. „Bei einer Heim-Weltmeisterschaft will man natürlich gewinnen. Da ordnet man eine ganze Menge unter..“ Rund 100 Freunde und Bekannte werden am Wochenende als Unterstützer am Streckenrand stehen.
Die vielen Fans seien aber auch der einzige Heimvorteil, versichert Jens Schwedler. „Man hat einen Rennvorteil, wenn man auf einer bestimmten Strecke trainieren kann. Weil der genaue Kurs bis zuletzt verändert wurde, bringt uns das aber nicht viel“, sagt er. „In gewisser Weise ist es sogar ein Nachteil, weil es hier mit den Zuschauern etwas mehr Druck gibt und wir auch rund um das Rennen mehr organisieren müssen“, ergänzt Cindy Schwedler, die für das Team Betram & Römer fährt.
Im eigenen Bett schlafen zu können, sei auch kein besonderer Vorteil – das Paar ist es gewohnt, im Zweiwochentakt für Rennen durch Deutschland und Europa zu reisen. Die Cross-Saison geht dabei von Herbst bis Februar, im Frühling und Sommer stehen Straßenrennen an.
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Unter den rund 800 Fahrern befinden sich am Wochenende auch Ex-Profis wie der frühere Weltklassesprinter Andre Greipel (41), der in seiner Karriere elf Tour-de-France-Etappen gewann. Auch der frühere Radsport-Bundestrainer Klaus-Peter Thaler (74), der in seiner aktiven Zeit drei Tour-Etappen gewinnen konnte, hat sich angekündigt. Der älteste Teilnehmer ist der Däne John Tonny Kristoffersen (82). Doch auch dem macht ein bisschen Schneematsch auf der Strecke nichts aus.