Hamburg. Nachdem die Austragung der Hamburg European Open im Stadtpark geplatzt ist, suchen die Veranstalter eine Alternative in Hamburg.
Das Verhältnis zwischen den einstigen Machern der Tennisturnieream Rothenbaum und dem Eimsbütteler TV ist schon länger gut und freundschaftlich. Schließlich wurden die ETV-Plätze am Lokstedter Steindamm in den vergangenen Jahren regelmäßig als Trainingsstätte für die Profis genutzt. Jetzt scheint es sogar möglich, dass die Hamburg European Open der Damen vom 20. bis 26. Juli dort ausgetragen werden.
Nach der kurzfristigen Absage des Turniers auf dem Gelände des THC Horn Hamm im Stadtpark ist Turnierdirektorin Sandra Reichel fieberhaft auf der Suche nach einem alternativen Standort in der Hansestadt. Zur Erinnerung: Bei Horn Hamm kann nicht gespielt werden, weil am Halbfinal- und Finaltag der Berliner Rapper Finch in der benachbarten Freilichtbühne zwei ausverkaufte Konzerte gibt.
Diese Konzerte standen allerdings nach Auskunft des Veranstalters Karsten Jahnke schon am 2. beziehungsweise 13. Juni 2023 fest. Sandra Reichel teilte den THC Horn Hamm dagegen erst am 12. November als Austragungsort des Turniers mit. Da muss bei der Abstimmung irgendetwas falsch gelaufen sein.
Tennis: Sandra Reichel möchte in Hamburg bleiben
Reichel möchte auf jeden Fall gerne in Hamburg bleiben, schaut sich aber auch nach Ausweichmöglichkeiten außerhalb der Hansestadt um. „Wir bitten um Verständnis, dass wir uns zur laufenden Suche nach einer Alternativ-Location nicht äußern“, erklärte sie auf Abendblatt-Anfrage: „Wir wollen zeitnah eine Entscheidung bekannt geben.“
Nach Abendblatt-Informationen laufen die Verhandlungen mit dem Tennis-Vorstand des ETV konkret seit Mitte der Woche. Tatsächlich war der Club sogar erster Ansprechpartner, bevor sich die Turnierverantwortlichen für das Gelände an der Saarlandstraße wegen der besseren logistischen Bedingungen für Anfahrt und Aufbauten, Stellplätze für TV-Gerät und ähnlichem entschieden haben.
DTB vergab Rechte für ATP-Turnier an andere Agentur
Das WTA-Turnier, dessen Rechte die Familie Reichel hält, musste den Rothenbaum verlassen, weil sich der Deutsche Tennis-Bund (DTB) als Rechteinhaber des ATP-Turniers der Herren entschieden hat, ab diesem Jahr mindestens bis 2028 einen Ausrichtervertrag mit dem spanischen Unternehmen Tennium abzuschließen.
Die Agentur „Matchmaker“ der Familie Reichelt hatte das ATP-Turnier seit 2019 ausgerichtet. In den beiden vergangenen Jahren wurde am Rothenbaum mit großem Erfolg ein kombiniertes Damen- und Herrenturnier ausgetragen. Das ist nun mit der neuen Rechtesituation nicht mehr möglich. Das Hamburger ATP-Turnier findet als „Hamburg Open“ vom 13. bis 21. Juli am Rothenbaum statt.
ETV-Tennisabteilung feiert 100-jähriges Bestehen
Die Anlage des ETV, der just in diesem Jahr das 100-jährige Bestehen seiner Tennisabteilung am Lokstedter Steindamm begeht, bietet nach der Einweihung des großen Sportzentrums 2021 dort gute Voraussetzungen für ein Profiturnier der kleineren Kategorie 250, wie es die Hamburg European Open bei der WTA sind. Alle notwenigen Räumlichkeiten sind im Grunde vorhanden.
Im Zuge des 15 Millionen teuren Neubaus auf den ehemaligen Parkplätzen der Fußball- und der Tennisabteilung sind beispielsweise drei neue Tennisplätze entstanden, die als Center Court dienen könnten, wenn man die beiden äußeren Plätze mit Stahlrohrtribünen bebaut. Insgesamt gibt es auf dem Gelände zwölf Plätze, alle mit Flutlicht. Drei „Allwetterplätze“ blieben während der Turnierwoche für die Mitglieder nutzbar.
Angelique Kerber hat Start schon zugesagt
Die Einschränkungen für die „normalen“ Sportler wären für etwa zehn Tage erheblich. Die Anforderungen der WTA sind groß. Und das Gelände nutzen eben nicht „nur“ Tennismitglieder, sondern auch Sportler, die dort Gymnyastik-, Yoga- und weitere Kurse belegen. Das große Fitnessstudio wäre in der Zeit nicht mehr für seine Kunden nutzbar, die als Studiomitglieder Beiträge zahlen. Die Frage des Zugangs zur integrierten Kita ist zu klären. Und so weiter.
Der ETV-Vorstandsvorsitzende Frank Fechner findet die Idee, dass großes Damentennis auf „seiner“ Anlage stattfindet, grundsätzlich spannend. Ein Auftritt der dreimaligen Grand-Slam-Siegerin Angelique Kerber (36), die ihren Start für das Turnier fest zugesagt hat, am Lokstedter Steindamm wäre spektakulär und ein Highlight im Jubiläumsjahr.
ETV muss 900 Mitglieder überzeugen
Dazu käme auch noch eine schöne persönliche Geschichte: Die Hamburgerin Tamara Korpatsch (28), Nummer 75 der Weltrangliste, hat ihre Karriere einst genau an dieser Stelle begonnen. Als kleines Mädchen trainierte sie mit ihrem Vater Thomas eben auf den Tennisplätzen beim ETV, bevor sie in die große Tenniswelt weiterzog.
Doch der 1. Vorsitzende der ETV-Tennisabteilung, Patrick Przeworski, und Cheftrainer Michael Hirsack müssen noch zahlreiche Fragen klären – und auch ihre rund 900 Mitglieder mit ins Boot holen. Beispielsweise kollidiert das Turnier mit dem Ferien-Jugendcamp, für das bei Hirsack schon über 60 Anmeldungen eingegangen sind.
WTA-Turnier brächte viele Einschränkungen
Vom 12. bis 30. Juli wäre die Tennishalle gesperrt, weil dort Ballkinder, Linien- und Schiedsrichter untergebracht werden sollen. Im Sportzentrum möchte die WTA zehn Räume ab 16. Juli für Physios, Ärzte etc. belegen. Das Fitnessstudio wäre für die Spielerinnen spätestens vom 17. Juli bis 29. Juli reserviert.
Neun Plätze stünden den Mitgliedern nicht zur Verfügung. Glücklicherweise stehen in der Zeit wegen der Sommerferien keine Punktsspiele an. Dennoch können (und werden) solche Einschränkung zu Kritik führen. Zumal die Plätze eins bis drei wegen des Abbaus der Tribünen erst ab 30. Juli bespielbar wären.
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Schließlich braucht es noch einer Abstimmung mit den Betreibern des Restaurants „Elimar“ in dem Gebäude, die Pächter beim ETV sind, aber selbsständig wirtschaften. Dort würde vom 15. bis 27. Juli Mitarbeiter und Spielerinnen verpflegt. Die Gastronomen haben aber bereits einige feste Reservierungen für unterschiedlichste Veranstaltungen angenommen.
Einfach wird das alles also nicht. Und möglicherweise muss Sandra Reichel mit dem Damen-Turnier doch woanders hingehen. Das wäre ein weiterer Rückschlag für die selbst ernannte Sportstadt Hamburg.