Hamburg. Die Damentennis-Profis der WTA-Tour schlagen im Juli im Stadtpark auf. Warum das Turnier diesmal nicht am Rothenbaum gespielt wird.

„Mein Traum war, als wir in Hamburg angetreten sind, dass wir mehr werden als ein Tennisturnier. In diesem Jahr werden wir das erreichen, was ich immer wollte.“ Diese Sätze sagte Sandra Reichel im Juli dieses Jahres vor Beginn des Tennisturniers am Rothenbaum. Zum zweiten Mal nach 2022 spielten die Damen und Herren in einem kombinierten Event ihre Sieger aus, garniert von einem liebevoll gestalteten Rahmenprogramm. Erstmals seit 2019, als sie mit ihrem Vater Peter-Michael Reichel die Verantwortung für die traditionsreiche Veranstaltung übernommen hatte, durfte sie sich am Ziel wähnen. Zahlreiche Herausforderungen, besonders in den beiden Corona-Jahren, hatte sie mit ihrem Team gemeistert.

Tennis-Hammer: European Open im Stadtpark

Für das Damen-Turnier im kommenden Jahr jedoch war wieder Reichels Kreativität gefragt. Da das Herren-Event ab 2024 von der Agentur Tennium organisiert wird und der zeitliche Rahmen zwischen dem Wimbledon-Turnier (endet am 14. Juli) und dem Beginn der Olympischen Spiele in Paris (Eröffnungsfeier am 26. Juli) sehr eng ist, deuteten sich Hürden bei einer gemeinsamen Veranstaltung am Rothenbaum an. Deshalb suchte die Österreicherin nach einer räumlichen Alternative – und fand sie nun im Stadtpark auf der Anlage des THC von Horn und Hamm.

Unweit von Planetarium, Stadtparksee und Freilichtbühne wird dort ein Center Court für 2000 Menschen errichtet, ob mit zwei oder drei Tribünen, ist noch offen. Auch auf dem Gelände des benachbarten Tennisclubs St. Georg könnten mobile Tribünen errichtet werden, beim Rugbyverein ist ein Public Viewing möglich. „Es gibt viele Ideen und Varianten, aber die detaillierten Planungen laufen jetzt erst an.“

Sandra Reichel: „Stadtpark eine Traum-Location“

Das 250er-WTA-Turnier, das unter dem Motto „Ladies first!“ steht, wird in dem zweiwöchigen Zeitfenster zwischen dem 15. und 26. Juli ausgetragen. Das genaue Datum wird voraussichtlich Ende November von der Damentennis-Organisation WTA bekanntgegeben. Um dem Herren-Event aus dem Weg zu gehen, wäre eine Lösung in den Tagen bis kurz vor dem Olympiastart naheliegend. Sobald der exakte Termin feststeht, beginnt der offizielle Kartenvorverkauf. „Ich bin sehr happy, dass wir diese geniale Lösung gefunden haben. Der Stadtpark ist eine Traum-Location“, sagte Reichel, „wir sind mitten im Grünen, und die Stars werden hautnah zu erleben sein wie bei kaum einem anderen Turnier weltweit. Ich freue mich auf eine unglaublich familiäre Atmosphäre.“

Turnierbotschafterin Andrea Petkovic (36), selbst Olympia-Teilnehmerin in Rio 2016, sagt: „Ich sehe unser Turnier als perfekte Vorbereitung für Olympia: Wir spielen wie in Paris auf Sand, hier kommen die Spielerinnen in echter Idylle noch mal zur Ruhe, und die Wege nach Paris sind kurz.“

Vier Hamburgerinnen unter den Top 200

Die Rothenbaum-Finalistin des Jahres 2021 und ehemalige Weltranglistenneunte betonte, dass Hamburg eine Damentennis-Hochburg sei. In Tamara Korpatsch, Eva Lys, Vorjahresfinalistin Noma Noha Akugue und Ella Seidel sind momentan vier Hamburgerinnen in den Top 200. Petkovic: „Eine Stadt, die vier Weltklasse-Spielerinnen stellt, dürfte einmalig in der Welt sein. Deswegen war klar, dass wir für diese Spielerinnen, aber auch für alle Hamburger Tennisfans, auch im Jahr 2024 ein Frauenturnier ausrichten wollen.“ Die Veranstalter dürfen optimistisch sein, durch den günstigen Termin dem Publikum mindestens eine Top-Ten-Spielerin (das ist bei einem 250er-Turnier die Vorgabe) präsentieren zu können.

Auch Hamburgs Sportsenator Andy Grote freut sich auf ein „hochkarätiges, spannendes Spielerinnenfeld kurz vor den Olympischen Spielen in Frankreich“. Im Rahmen der Landespressekonferenz wird Grote am Dienstag auch Auskunft geben über den Stand der Planungen für das ATP-Herren-Turnier am Rothenbaum.

THC von Horn und Hamm freut sich auf das Event

Die Mitglieder des THC von Horn und Hamm erfuhren schon am Sonnabend bei der 111-Jahres-Feier in einem Ruderclub an der Außenalster von dem anstehenden Damen-Turnier. „Für uns ist das natürlich eine tolle Sache“, berichtete Marcus Neumann, seit März der Vorsitzende. „Die 180 Anwesenden reagierten mit Applaus, die Nachricht kam sehr gut an.“ 1700 Mitglieder zählt der Verein mit seinen insgesamt 14 Tennisplätzen derzeit.

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„Der Star ist das Turnier“ – unter diesem Motto geht Sandra Reichels Team mit dem THC von Horn und Hamm in den kommenden Wochen nun in die Ausarbeitung. Beim Telefonat mit dem Abendblatt schwang bei der Turnierchefin schon wieder jene Aufbruchstimmung mit, die sie auch schon am Rothenbaum verbreitete.

Machtmaker-Agentur besitzt Lizenz für Damenturnier

„Es gibt ein klares Bekenntnis der Stadt zu dem Turnier. Und wir sind fest davon überzeugt, dass wir die Veranstaltung hier in Hamburg positiv weiterentwickeln können“, sagte Reichel. Dabei kann sie bezüglich einer Sache ganz beruhigt die Zukunft planen: Anders als beim Herrenturnier – dort konnte der Deutsche Tennis Bund über den künftigen Veranstalter entscheiden – besitzt ihre Matchmaker-Agentur die Lizenz für das Damenturnier.