Hamburg. Trotz ihres ersten Turniersiegs ist die Hamburgerin nicht für das Nationalteam nominiert. Bundestrainerin Rittner macht ihr Hoffnung.
Manche Hobby-Tennisspieler aus Eimsbüttel erinnern sich noch, wie die kleine Tamara mit ihrem Vater Thomas unermüdlich Bälle auf der Anlage des ETV geschlagen hat. Stundenlang. Seit sie fünf war. Und wenn sie abgelöst wurden, dann sind sie eben zum nächsten Platz weitergezogen.
Fleiß, Wille und Ehrgeiz zeichneten Tamara Korpatsch schon immer aus. Und tun es noch. Am Sonntag gewann die inzwischen 28 Jahre alte Hamburgerin im rumänischen Cluj-Napoca ihr erstes Turnier auf WTA-Niveau, in ihrem zwölften Jahr als Tennisprofi. „Dieser Sieg bedeutet mir unheimlich viel“, sagte sie nach ihrem 6:3, 6:4-Erfolg über die Lokalmatadorin Elena-Gabriela Ruse, „ich bin super glücklich.“
Tamara Korpatsch ist immer ihren eigenen Weg gegangen
Gegen alle Widerstände hat Tamara Korpatsch stets ihr Ding durchgezogen. Sie galt nie als ein Supertalent, es gab nie eine Förderung durch den Deutschen Tennis-Bund (DTB). „Tamara hat nie den Kopf in den Sand gesteckt“, lobte Bundestrainerin Barbara Rittner, „sie zeigt, was man erreichen kann, wenn man seine Komfortzone verlässt.“
Mit dieser Einstellung ist Tamara Korpatsch für Rittner ein Vorbild für andere, vielleicht größere Talente: „Sie ist ein Beispiel für junge Spielerinnen, die bei weitem nicht ihren Biss und ihre Disziplin haben.“ Das ist ein Thema, das Rittner immer wieder schmerzt, Top-Talente, die zu wenig aus ihren Möglichkeiten machen oder gemacht haben. Die Hamburgerin Carina Witthöft ist da nur ein Beispiel.
1,2 Millionen Dollar Preisgeld in zwölf Jahren als Profi
Ohne Hilfe durch den DTB im Hintergrund hielt die Korpatsch-Familie wie eine Wagenburg zusammen. Während der Corona-Krise übte sie auf einem Discounter-Parkplatz. Vater Thomas ist immer noch ihr Trainer, Mutter Birgit organisiert und hält den Laden zusammen, die Brüder Tom und Richie helfen als Schlagpartner. Das spart auch Kosten, ein Karrierepreisgeld von 1,2 Millionen US-Dollar in zwölf Jahren erlaubt keine großen Sprünge. Rund 34.000 Euro gab es jetzt in Rumänien.
Mit dem Erfolg jetzt eröffnen sich neue Möglichkeiten. Platz 71 belegt sie in der am Montag veröffentlichten Weltrangliste, so gut stand sie noch nie. Die Teilnahme an den Grand-Slam-Turnieren ist damit sicher, sie ist zweitbeste Deutsche hinter Tatjana Maria (58).
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Für das deutsche Team, das vom 7. bis 12. November in Sevilla die Finalrunde des Billie-Jean-King-Cups spielt, wurde die Hamburgerin von Teamchef Rainer Schüttler aber nicht nominiert. Im Gegensatz zu ihrer Vereinskollegin vom Club an der Alster, Eva Lys (21), die Korpatsch im Halbfinale in Cluj bezwungen hat.
„Das ist für Tamara sicherlich eine bittere Pille. Aber die Nominierung war vor drei Wochen, und da gab es noch keinen Anlass, sie zu berufen“, sagt Ritter. Außerdem habe Korpatsch vor genau einem Jahr dem DTB abgesagt, das wurde beim Verband nicht vergessen. Aber wer weiß, ob alle Spielerinnen fit bleiben – „und vielleicht kann man ja wieder näher zusammenrücken“, hofft Rittner.
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