Hamburg. Ab diesem Mittwoch gibt es in Klein Flottbek auch außerhalb des Stadions viel zu entdecken. Das Abendblatt hat die Highlights gelistet.
Berührungsängste dürfen Ross, Reiter und Publikum nicht haben, wenn es von diesem Mittwoch an in den Elbvororten über große Sprünge geht. Denn unter den uralten Eichen im Derbypark sind die Wege nah. Es gibt wenige Sportarten, bei denen Aktive und Zuschauer so direkten Kontakt pflegen wie beim Deutschen Spring- und Dressurderby.
Auf rund 12.000 Quadratmetern im Grünareal zwischen Jürgensallee und Baron-Voght-Straße sind die markanten Punkte unkompliziert erreichbar. Es passt ins Bild, dass es von der S-Bahn-Station Botanischer Garten nur wenige Schritte zu einem der beiden Haupteingänge sind. Wer mit dem Auto kommt, ist selber schuld: Legale Parkplätze in den engen Seitenstraßen sind Mangelware.
Derby in Hamburg: Am Sonntag werden bis zu 100.000 Besucher erwartet
Zehn Orte sollte man gesehen haben, um den traditionellen Charme des Pferdesportfestivals genießen zu können. Und um nichts Entscheidendes zu verpassen. Dieser Reiz geht über den Parcours im Springstadion mit so legendären Hindernissen wie Pulvermanns Grab, dem drei Meter hohen Wall, dem Wassergraben oder den Holsteiner Wegesprüngen hinaus.
Für Neulinge lockt besonders der Mittwoch als Schnuppertag. Der Eintritt in den Derbypark und in die Arena kostet für Erwachsene zwölf statt sonst zwischen 26 und 37 Euro. Schüler, Studenten und Rentner haben freien Zugang. Da der Andrang am ersten der fünf Veranstaltungstage nicht allzu stark ist, kann die Anlage entspannt erkundet werden. Insgesamt werden bis zum Derbysonntag annähernd 100.000 Besucher erwartet.
Zehn Hotspots, die man im Derbypark in Hamburg ansteuern sollte
1. Nicht zufällig befindet sich der Große Abreiteplatz im Zentrum des Derbyparks. Hier bereiten sich die Reiter mit ihren Pferden auf die anstehenden Prüfungen in der Arena vor. Das Gewusel auf dem mit Sägespänen bestreuten Sandplatz ist auf den ersten Blick schwer zu durchschauen, indes faszinierend. Von den Stehplätzen hinter den Holzzäunen ergibt sich ein hervorragender Blick auf das wundersame Treiben. Via Lautsprecher erfahren die Aktiven, wann sie sich in Richtung Parcours begeben müssen. Inmitten des Sandplatzes befinden sich Übungshindernisse, deren Stangen je nach aktuellem Bedarf in der Höhe versetzt werden. Wenn die prominent gezüchteten Pferde mit namhaften Reiterinnen und Reitern im Schritt oder leichtem Trab am Gatter entlangdirigiert werden, ist Weltklassesport zum Greifen nahe.
2. Mit zunehmender Bedeutung der Flottbeker Derbytage werden die Teilnehmerfelder immer internationaler. „Wir konnten am Parcours nicht ausreichend Masten eingraben“, erinnert sich Derbychef Volker Wulff (67) an die Geburtsstunde des Flaggenkranzes nahe dem Wall. Seit rund 15 Jahren macht dieser das Bild im Park noch bunter.
3. Kaum ein Turnier ohne Regenschauer. Als Segen erweist sich dann der überdachte Gourmetplatz neben dem Abreiteplatz. An Buden unter der gewaltigen Plane werden Softdrinks, Wein, Cocktails und kleine Leckereien verkauft. Glück hat, wer einen freien Tisch entdeckt.
4. Urig ist der Bierstand oben auf der Stehtribüne. Wer hier seinen Platz gefunden hat, gibt ihn so rasch nicht wieder her. Für Stammgäste gilt diese Station zwischen Einritt und Haupttribüne als Geheimtipp.
5. Im Süden des Areals, zur Elbe und zum Quellental hin, lockt die Dressurarena mit Sport nicht nur für Spezialisten. Von jeher ist die Kennerquote des Publikums hoch. Ein Zeltdorf trägt zum Reiz bei. Auf beiden Seiten des Stadions wurden speziell für die Veranstaltung 500 mobile Ställe errichtet. Aus Sicherheitsgründen handelt es sich um einen der wenigen Bereiche im Derbypark, der für die Öffentlichkeit tabu ist. Auf der Rasenfläche davor hat der Hufschmied alle Hände voll zu tun.
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6. Zwischen den Spring- und Dressurprüfungen bietet eine Ausstellung mit 150 Zelten Abwechslung. Neben Reiterausrüstung, Mode und allem Möglichen fürs Pferd runden Informations- und Gastronomiebuden das Angebot ab. Der Marktplatz ist benannt nach der legendären Stute Halla. Bei den Olympischen Reiterspielen 1956 in Stockholm trug sie ihren verletzten Reiter Hans Günter Winkler „wie auf Flügeln“ ins Ziel – und zur Goldmedaille. Man kann stundenlang flanieren, um immer wieder Neues zu entdecken. Besondere Hingucker sind Pferdetransporter der Extraklasse. Einige kosten mehrere Hunderttausend Euro und wirken wie fahrbare Hotels mit Luxusquartieren für Menschen vorne und bequeme Pferdeboxen hinten. Ein Blick in das Innere lohnt sich alle Male.
7. Wenn die Reiter hoch im Sattel im Parcours an den Absprung gehen oder nach dem finalen Hindernis in den Stallbereich zurückkehren, ziehen Helferinnen am Einritt Kordeln als Absperrung hoch. Neben dem Abreiteplatz handelt es sich um einen der interessantesten Aufenthaltsorte. So nahe ist man großem Sport selten. Der Miene der Aktiven ist zu entnehmen, wie die Prüfung zuvor lief.
8. Am Bratwurststand, wenige Schritte vom Einritt zentral platziert, geht’s nicht nur wegen der glühenden Kohle heiß her. Die runde Holzbude hat einen illustren Ruf als Informationsbörse Nummer eins.
9. Das Organisationsteam hat ein Herz für den Nachwuchs. Das Kinderland ist so gut, dass Eltern kein leichtes Spiel haben, zum Halali zu blasen.
10. Der Kaffeegarten am Abreiteplatz unter dem Patronat des Hauptsponsors Albert Darboven (88) ist eine Oase der Ruhe im belebten Derbypark – wenn man einen Sitzplatz erheischt. Da die Attraktionen auf der Anlage allesamt nicht weit auseinanderliegen, kommt auch beim dritten Versuch keine Langeweile auf.