Hamburg. Holsten-Finale zwischen HSV III und St. Pauli III am 19. Mai wird zum Zankapfel. Wieso die Fans sauer sind – und was die Polizei sagt.
Das erste Holsten-Pokalfinale zwischen dem HSV III und dem FC St. Pauli III bekommt nicht den Rahmen, den es laut vielen Fans beider Clubs eigentlich verdient hätte. Nach langen Diskussionen ist die Partie nun auf den 19. Mai um 15 Uhr im Stadion Hoheluft terminiert worden – parallel zum letzten Spieltag der 2. Bundesliga. Fast zeitgleich treten die Profis des HSV daheim um 15.30 Uhr gegen den 1. FC Nürnberg an. Die Partie des FC St. Pauli beim SV Wehen Wiesbaden wird ebenfalls um 15.30 Uhr angepfiffen.
Als das Endspiel feststand, herrschte bei den Clubs und beim Hamburger Fußball-Verband (HFV) noch große Freude. „Wir als Hamburger Fußball-Verband rechnen mit einer Zuschauernachfrage im mittleren vierstelligen Bereich“, sagte HFV-Boss Christian Okun. Beim HSV III schwärmte Trainer Stefen Gehrke von einem „geilen Endspiel in einem vollen Stadion Hoheluft“. St.-Pauli-III-Coach Christian Köpke sprach „von einem megageilen Spiel“. Es winkte ein Feiertag für den Hamburger Amateurfußball. Doch knapp 5000 Fans an der Hoheluft zum stimmungsvollen Derby der beiden Drittvertretungen werden ein Traum bleiben.
HSV gegen St. Pauli: Ultras beider Clubs sollen nicht zum Amateurspiel gehen
In den Gesprächen des HFV zur Terminfindung mit dem HSV und dem FC St. Pauli sowie der Landesinformationsstelle Sporteinsätze (LIS) in Hamburg, die bezüglich der Polizeiarbeit auf Länderebene eine Einschätzung möglicher Gefahrenlagen im Vorfeld von Veranstaltungen trifft, trat die LIS auf die Bremse. Sie schlug als Termin zunächst den 3. Mai vor, parallel zum Derby des HSV gegen den FC St. Pauli um 18.30 Uhr in der 2. Bundesliga im Volksparkstadion.
Der Hintergrund dieser Empfehlung: Die Ultras beider Fangruppierungen sollen aufgrund der Gefahr gewalttätiger Ausschreitungen möglichst nicht aufeinandertreffen. Dies ist gewährleistet, wenn die beiden Profiteams parallel spielen. Aufgrund dieses Arguments finden seit Jahren auch die Derbys des HSV II und des FC St. Pauli II in der Regionalliga Nord parallel zu den Partien der Profis und damit nahezu unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Schließlich gehen auch die nicht in Ultragruppen organisierten Fans lieber zum Profi- als zum Amateurfußball.
Ein Boykott des Endspiels hätte auch Sponsor Holsten verärgert
„Wir hatten bezüglich des 3. Mai als Spieltermin große Bedenken. Bei einem Abendspiel kann die Sicherheitslage aus unserer Sicht nicht so gewährleistet werden, wenn doch gewaltbereite Fans kommen“, sagt HSV-III-Trainer Stefan Gehrke. „Außerdem fanden wir es von Beginn nicht gut, dass die Zuschauerzahl bei unserem kleinen Derby auf diese Weise stark reduziert wird“, erklärt Gehrke. Nach Abendblatt-Informationen drohte der HSV III für den 3. Mai gar mit einem Boykott der Partie. Auch der FC St. Pauli III soll dies erwogen haben.
Ein solcher Boykott wiederum wäre für alle Beteiligten der Super-GAU gewesen. Nicht nur für Vereine und Fans und das dadurch in den Fokus rückende Vorgehen der Hamburger Polizei beziehungsweise der LIS, Amateurspiele des HSV und des FC St. Pauli vor möglichst wenig Fans stattfinden zu lassen. Auch Sponsor Holsten wäre über einen Boykott seines Holsten-Pokalfinalsvermutlich wenig erfreut gewesen, was wiederum der HFV als Verband zu spüren bekommen hätte.
Also wurde nach einem Kompromiss gesucht. Die Wahl fiel schließlich nach weiteren Diskussionen auf den 19. Mai. „Wir werden die Partie jetzt ganz normal spielen“, sagt Gehrke, der sein Statement vorher mit HSV-Präsident Marcell Jansen, der für die Dritte des HSV stürmt, sowie mit HSV-III-Sportchef Michael Ulbricht abstimmte. Gehrke: „Es ist aus unserer Sicht natürlich sehr schade, dass die Partie jetzt eben kein geiles Familienevent wird. Es kommen wahrscheinlich nur 350 Zuschauer – und das ist für so ein Spiel eine Katastrophe.“ Der FC St. Pauli wiederum wollte sich zu den Vorgängen nicht äußern.
Digitalisierte Tickets wurden als Lösung wieder verworfen
Die in den Gesprächen zur Terminierung nach Abendblatt-Informationen geäußerte Idee, mit digitalisierten Tickets zu arbeiten, um der Hamburger Polizei die Arbeit zu erleichtern, wurde wieder verworfen. Zum einen stand für diesen Fall aufgrund des technischen Aufwands eine Verteuerung der Tickets im Raum. Zum anderen kamen die Beteiligten nicht zu der Überzeugung, auf diesem Wege eine potenzielle Gefahrenlage hinreichend abwehren zu können.
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So jedenfalls sieht es HFV-Präsident Christian Okun. Er wollte sich auf Abendblatt-Anfrage nun nicht mehr direkt zitieren lassen, betonte aber, der aus seiner Sicht gefundene Kompromiss 19. Mai sei in guten und einvernehmlichen Gesprächen auch auf höchster Clubebene mit beiden Vereinen erreicht worden. Okun bestätigte die Vorgabe einer Fantrennung seitens der LIS beim Holsten-Pokalfinale trotz der nun erwarteten deutlich geringeren Zuschauerzahl.
Polizei erläutert ihre Entscheidung zum kleinen Derby
Die Pressestelle der Hamburger Polizei fasste fünf Fragen des Abendblatts zum Vorgang der Terminierungssuche in eine – mehr oder weniger – Sammelantwort zusammen: „Spielbegegnungen beider Profimannschaften des FC St. Pauli und des HSV sind regelhaft von einer hohen Emotionalität geprägt. Das Fanverhältnis untereinander ist konfliktbehaftet und wird traditionell als feindschaftlich bewertet. Dies bedeutet, dass bei einem unkontrollierten Aufeinandertreffen der Fans beider Vereine jederzeit mit körperlichen Auseinandersetzungen, Provokationen jeglicher Art sowie entsprechenden Gegenreaktionen gerechnet werden muss.“
Und weiter heißt es von einem Polizeisprecher: „Die derzeitige Spielansetzung wird von der Polizei Hamburg befürwortet, jedoch obliegt die Terminierung der einzelnen Fußballbegegnungen, so auch des Holstenpokals, dem Hamburger Fußball-Verband.“