Hamburg. Die deutschen Nationalteams müssen in der kommenden Woche Qualifikationsturniere für Paris bestreiten, neun Hamburger sind dabei.
Die Olympischen Spiele in Paris beginnen für die deutschen Hockeynationalmannschaften an diesem Wochenende. Oder auch: Sie könnten schon in rund zehn Tagen vorbei sein. Und das wäre für den erfolgsverwöhntenDeutschen Hockey-Bund (DHB) auch im steten Ringen um dringend benötigte öffentliche Fördergelder ein Desaster.
Heißt: Für die Damen vom Hamburger Bundestrainer Valentin Altenburg und die Herren mit Trainer André Hennig stehen in Kürze tatsächlich die wichtigsten Turniere des Jahres an.
Neun Spieler und Spielerinnen aus Hamburg sind dabei
Weil beide Teams bei der Heim-Europameisterschaft im vergangenen Sommer in Mönchengladbach den Titel verpasst hatten, müssen sie sich nun der Strapaze und dem Glücksspiel von Olympia-Qualifikationsturnieren unterziehen. Aus jeweils acht Teams werden drei Paris-Fahrer gesucht. Die Männer spielen vom 15. bis 21. Januar in Maskat (Oman), die Frauen von Freitag an bis 19. Januar in der ostindischen Millionenstadt Ranchi.
Die Hamburger Mathias Müller (31) vom Polo Club und Hannes Müller (23) vom Uhlenhorster HC sind im 18-köpfigen Herrenkader dabei. Bei den Damen stellen Spielerinnen aus Hamburg sogar über ein Drittel des Teams: Kira Horn (28), Anne Schröder (29), Emma Davidsmeyer (24), Victoria Huse (28) und Hanna Granitzki (28) spielen für den Club an der Alster. Dazu kommen Lena Micheel (25) vom Uhlenhorster HC und Jette Fleschütz (21) vom Großflottbeker THGC.
Damen beginnen am Sonnabend gegen Chile
Eine bewusste Alster-„Blockbildung“ bei den „Danas“ wollte Altenburg aber nicht schaffen: „Ich gucke nicht auf die Vereine. Es ist sogar oft einfacher, wenn die Nationalspielerinnen aus unterschiedlichen Clubs kommen. Außerdem spielen sie bei mir häufig andere Positionen als zu Hause.“
Für die „Danas“ geht es am Sonnabend (7.30 Uhr) zunächst gegen Chile. Am Sonntag (10 Uhr) wartet Japan, bevor die Gruppenspiele am 16. Januar (7.30 Uhr) gegen Tschechien abgeschlossen werden. „Chile und Japan sind gute Gegner, Tschechien ist für uns völliges Neuland“, sagt der Bundestrainer. Das Halbfinale muss drin sein für die Weltranglistenfünften. Dann braucht es noch einen Sieg für das Ticket nach Paris.
In der anderen Gruppe spielen die USA, Indien, Neuseeland und Außenseiter Italien. „Das sind drei Topteams, die zur erweiterten Weltspitze zählen und auch in der Weltliga spielen. Das ist knackig“, meint Altenburg. Ein Testspiel am Dienstag gegen Indien konnten seine Damen immerhin mit 4:2 gewinnen.
Neuseeland härtester Kontrahent für die deutschen Herren
Für die Männer beginnt der Kampf um Olympia am Montag (11 Uhr) gegen Kanada, Dienstag (13.15 Uhr) geht es gegen Neuseeland und am 18. Januar (11 Uhr) gegen Chile. „Neuseeland ist der große Mitfavorit neben uns für das Halbfinale“, so Henning.“ In der anderen Gruppe spielen Großbritannien, Malaysia, Pakistan und Außenseiter China. Gegen die Briten gab es bei der EM das bittere Halbfinalaus im Penaltyschießen. Malaysia und die einstige Hockey-Weltmacht Pakistan werden auch eine große Herausforderung.
Abwehrchef Mathias Müller weiß, worauf es ankommt: „Mit den Emotionen und der Nervosität umgehen zu können, wird auf jeden Fall ganz entscheidend sein.“ Immerhin 16 Weltmeister stehen noch in dem Kader. Die Hamburger Müllers gehören dabei zu den festen Größen.
„Mathias ist unser strategisches Gehirn in der Defensive, er hat eine hohe taktische Verantwortung, kann das Tempo bestimmen und ist nie verlegen, seine Meinung einzubringen“, sagt Henning. Der acht Jahre jüngere Hannes hat laut dem Bundestrainer „eine Raketenentwicklung seit 2022“ hinter sich. „Er ist sehr selbstbewusst, mutig und verbindet im Mittelfeld alle Mannschaftsteile gut“, lobt Henning.
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Für europäische Mannschaften sind die fernen Austragungsorte neben der sportlichen Aufgabe eine zusätzliche Herausforderung. Für die Damen wird es in Ranchi besonders exotisch. Schon am 5. Januar ging der Trip los. Es gab vorher Schlafpläne, um sich schrittweise an die viereinhalb Stunden Zeitdifferenz zu gewöhnen.
Auch haben alle in der insgesamt fast 30 Menschen zählenden Gruppe rechtzeitig ein Präparat für den Magen eingenommen, um sich auf die doch anderen Wasserverhältnisse vorzubereiten. Denn „Shivas Rache“, oder wie auch immer das in Indien heißt, soll die sportlichen Chancen nicht zerstören