Hamburg. Der Hamburger Bundestrainer Valentin Altenburg erklärt, wie es der DHB immer wieder schafft Weltklassespieler auszubilden.

Die Feier Sonntagnacht im Clubhaus des SC Frankfurt 1880 dürfte länger gedauert haben, es sind halt Hockeyspieler. Und dass die ihre großen Triumphe angemessen zelebrieren können, das ist ja längst kein Geheimnis mehr im deutschen Sport.

Die U-21-Junioren des Deutschen Hockey-Bundes (DHB) haben am Sonnabend in Kuala Lumpur (Malaysia) die Weltmeisterschaft gewonnen.

Die Hamburger Tom Schmidt-Didlaukies, Florian Sperling (beide Uhlenhorster HC), Ben Hasbach und Paul Glander (beide Harvestehuder THC) gehörten ebenso zum Team wie Michel Struthoff, der fünf Jahre beim UHC ausgebildet wurde, seit dem Sommer aber für Rot-Weiss Köln spielt.

Historischer WM-Titel für den DHB

Zum ersten Mal sind damit die A-Nationalmannschaft und der Nachwuchs im gleichen Jahr Weltmeister, die Herren hatten sich im Januar in Indien gekrönt. Natürlich gab es da Grund zu feiern.

„Es war ein absolut brillantes Jahr, das mit einem Weltmeistertitel startet und mit einem Weltmeistertitel endet“, kommentierte DHB-Sportdirektor Martin Schultze, von 2007 bis 2013 Trainer beim UHC in Hamburg: „Insgesamt hatte das Team im ganzen Turnier eine überragende Einstellung.“

Im Finale Frankreich nach Rückstand geschlagen

Im umkämpften Finale gab es einen 2:1 (0:1)-Erfolg gegen Frankreich, das eine aufstrebende Hockeynation ist und Deutschland mit 2:0 in der Vorrunde bezwingen konnte. Das französische Team war zunächst in der 17. Minute durch Jules Verrier in Führung gegangen. Die Tore von Jan Cordes (Münchner SC/32. Minute) und Liam Holdermann (Steglitz Berlin/40.) machten den deutschen Comeback-Sieg perfekt.

„Aufgrund des heutigen Spiels ist es ein sehr verdienter Titel. Die Franzosen haben das ganze Turnier nur einmal zurückgelegen und das waren die letzten 20 Minuten heute“, sagte Bundestrainer Rein van Eijk (35), „das Spiel lief aber sehr nach unseren Vorstellungen. Es ist super, dass wir Weltmeister sind. Man hat gemerkt, dass wir das ganze Jahr viel gearbeitet haben.“

Deutschlands Junioren sind Rekord-Champion

Bei der letzten WM 2021 unterlag das Team noch Argentinien im Endspiel, fünf der neuen Weltmeister waren damals schon dabei. 2016 belegte die Mannschaft Platz drei, Trainer bei diesen Turnieren war der Hamburger Valentin Altenburg (42), der heute Bundestrainer der Damen ist. „Der Titel jetzt zeigt die geile Konstanz über die Jahre“, sagte Altenburg dem Abendblatt, „dabei wird es immer schwieriger, da oben zu stehen. Die Weltspitze rückt immer weiter zusammen.“

Dass es der DHB bei den Herren trotzdem schon zu sieben Titeln geschafft hat, und damit Rekordsieger bei der U-21-WM ist, sowie mit drei Weltmeisterschaften und vier Olympiasiegen der erfolgreichste deutsche Ballsportverband ist, unterstreicht das bewährte Ausbildungskonzept.

Großes Lob für die Arbeit der Vereine

„Es zeigt sich, dass eine konsequente Jugendarbeit und eine professionelle Vorbereitung zu Titeln führen kann“, freute sich DHB-Präsident Henning Fastrich. Nur so hat der mit rund 98.000 Aktiven eher kleine Verband die Chance, dauerhaft Erfolge zu produzieren.

Für Herren-Bundestrainer André Henning (39) gibt es einen weiteren Grund: Die Arbeit in den Clubs: „Besonders zu loben sind die Vereine. In den letzten Jahren wurde ein großer Fokus auf professionelle Trainer gelegt. Es gibt deutlich mehr Coaches, die sich dem Nachwuchs hauptamtlich widmen. Ich glaube, hier liegt einer der Schlüssel für den Erfolg.“

Altenburg: „Roter Faden existentiell wichtig“

Außerdem setzen die Bundesligisten ihre Talente früh in der Liga ein, anders als in den Niederlanden beispielsweise, wo zahlreiche Ausländer aktiv sind. „So bekommen sie früher als die Gleichaltrigen aus den anderen Nationen an jedem Wochenende die höchstmögliche Spielqualität. Dadurch sind die Jungs bei Junioren-Weltmeisterschaften reifer und taktisch weiter als die Konkurrenz“, meint Henning.

„Unser roter Faden ist existenziell wichtig, wir lassen alles sehr genau aufeinander aufbauen“, erklärt Altenburg, „personelle Konstanz ist da ein Faktor, das haben andere Nationen so weniger. Ich kenne zum Beispiel jeden der aktuellen Spieler, weil ich die schon mit 14, 15 Jahren in der ersten Landessichtung hatte.“ In lokalen Stützpunkten arbeiten die Trainer im engen Austausch mit den Bundestrainern. Toptalente werden so früh identifiziert.

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Altenburg hat beispielsweise für das Damenteam jetzt bereits vier Spielerinnen im Alter von 15 Jahren ausgemacht, denen er auf Dauer zutraut, den Sprung ins Nationalteam zu schaffen: „Die lassen wir teilweise schon bei Maßnahmen der Nationalmannschaft mittrainieren.“

Um 19.20 Uhr sollte Flug Nummer EK 47 aus Dubai am Sonntag in Frankfurt landen, Freunde und Familien wurden zum Empfang am Airport erwartet, die Feier konnte starten, die Weltmeister hatten sie verdient. Und es gibt den Verdacht: Es wird nicht ihre letzte sein.