Hamburg. Hamburger Sportbund plädiert für längere Förderzeiten und neue Programme. Senator Grote will nicht abgerufene Gelder für den Sport retten.
Die Hamburger Sportvereine haben das vor einem Jahr vom Senat aufgelegte Landesprogramm „Energie Nothilfe Sport“ (ENS) erst zu einem ganz kleinen Teil in Anspruch genommen. Bisher haben 62 Vereine oder Verbände eine Förderzusage über zusammen rund 532.000 Euro erhalten. Das berichtete der Hamburger Sportbund (HSB) am Donnerstagnachmittag auf der Sitzung des Sportausschusses der Hamburgischen Bürgerschaft im Rathaus. Der Senat hatte bis zum 30. April nächsten Jahres neun Millionen Euro an Fördermitteln bereitgestellt.
„Die Energiepreisbremsen der Bundesregierung zusammen mit dem Hamburger Landesprogramm haben die zum Teil massiven Energiepreisanstiege gut abgefedert, die die Sportvereine mit eigenen Anlagen in diesem und im vergangenen Jahr zu bewältigen hatten“, sagte der HSB-Vorstandsvorsitzende Daniel Knoblich.
Hamburger Energiehilfen: Erst 532.000 Euro wurden ausgezahlt
330 Hamburger Vereine und Verbände unterhalten eigene Sportanlagen, die meisten mehrere. 873 dieser Anlagen haben Strom-, 714 Wärmebedarf. Von der Stadt werden bis zu 50 Prozent der Mehrkosten gegenüber dem Referenzjahr 2021 erstattet, falls die Steigerungen mehr als 25 Prozent betragen. Die Höhe der Zahlungen steigt dabei proportional zu den Mehrkosten. Darüber hinaus ist der maximale Zuschuss für jede Anlage pro Antragstellendem begrenzt.
Bei Schwimmbädern und Lehrschwimmbecken liegt der Deckel bei 56.000 Euro (Gas Fernwärme) und 140.000 Euro (Strom), bei Einfeldhallen bei 26.750 Euro (Gas) und 28.500 Euro (Strom). Das ENS-Förderprogramm wurde im August um Fernwärme und die nicht-leitungsgebundene Energieträger wie Heizöl, Flüssiggas (LNG) und Holzpellets ergänzt.
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168 der rund 850 Mitgliedsorganisationen des Sportbundes haben sich bisher im ENS-Portal registriert und 1946 Rechnungen hochgeladen. 86 haben begonnen, Anträge zu stellen, berichtete Maarten Malczak, HSB-Referatsleiter Politik, Kommunikation und Marketing. Der HSB nahm 1703 Preisvergleiche mit 229 Referenzpreisen zum 30. Juni 2021 vor.
Sportbund rechnet mit Anträgen im Volumen von 2,5 Millionen Euro
Der Wegfall der Energiepreisbremsen zum 1. Januar, die Erhöhung der Mehrwertsteuer bei Gas und Fernwärme von sieben auf 19 Prozent zum 1. März sowie die von der Bundesregierung beschlossene stark ansteigende CO2-Bepreisung dürften 2024 jedoch zu weit höheren Energiekosten bei den Vereinen führen – und damit zu größerer Nachfrage nach Mitteln und höheren Förderungen aus dem ENS-Programm. Der HSB rechnet in den nächsten Monaten noch mit Anträgen im Volumen von 2,5 Millionen Euro.
„Das künftige Energiepreisniveau wird die Vereine stark belasten. Die Verbräuche müssen daher sinken, damit die Clubs ihre Energiekosten selbstständig reduzieren können. Dafür brauchen die Vereine aber Hilfe, weil die Finanzen nach Corona und wegen der hohen Energiepreise vielfach angespannt sind, häufig die Rücklagen für Baumaßnahmen fehlen“, sagt HSB-Vorstand Knoblich. Deshalb plädiere der Sportbund für eine Verlängerung des Förderzeitraums sowie die Einführung neuer Fördermöglichkeiten zur energetischen Ertüchtigung der Vereinsinfrastruktur.
Sportsenator Grote will nicht abgerufene Gelder für den Sport retten
Sportsenator Andy Grote ist bereits im Gespräch mit Finanzsenator Andreas Dressel (beide SPD), ob und wie möglicherweise nicht abgerufene Gelder aus dem ENS-Programm dem Sport weiter zur Verfügung stehen können. Bei der angespannten Haushaltslage dürften das schwierige Verhandlungen werden. „Unser Ziel bleibt es wie bei Corona, alle Vereine heil durch die Krise zu bringen“, sagte Sportstaatsrat Christoph Holstein (SPD). Hinzu kommt: Alle städtischen Sportanlagen und Schulturnhalle stehen den Vereinen weiter entgeltfrei zur Verfügung, die Energiekosten zahlt die Stadt.
HSB-Vorstand fragt: Welche Sportarten können wir uns noch leisten?
Wegen der anstehenden Herausforderungen stellt Knoblich aber zur Diskussion, „ob wir uns Sportarten mit energieintensiven Anlagen noch leisten können“. Die Alexander-Otto-Sportstiftung hatte zu dieser Problematik gerade eine Entscheidung getroffen, indem sie die bisherige q.beyond Arena am Volkspark dem HSV e.V. schenkt, der die Eisfläche im zweiten Halbjahr 2024 in eine Dreifeldhalle umbauen will (Abendblatt berichtete).
Energiekosten von mehr als einer halben Millionen Euro in diesem Jahr, zuletzt eine Steigerung von rund 20 Prozent, zwangen die Stiftung zu diesem Schritt, um bei einem negativen Betriebsergebnis ihre Gemeinnützigkeit nicht zu verlieren.
Dagegen haben jetzt langjährige Nutzer der Anlage eine Petition aufgesetzt. Sie fordern die Stadt auf, mangels Alternativen die Eisfläche für Eishockeyspieler und Eiskunstläufer zu erhalten. Bis zum Donnerstagabend gab es rund 3500 Unterschriften.