Le Havre. Wettfahrt führt nach Martinique. Brite Will Harris als Co-Skipper an Bord. Was die beiden erwartet, welche Ziele sie haben.
Der Hamburger Extremsegler Boris Herrmann ist am Dienstagmorgen zu einer Transatlantikregatta gestartet. Um 9.30 Uhr überfuhr er mit seiner „Malizia – Seaexplorer“ bei rauem Wind und bei kompliziertem Seegang die Startlinie vor dem französischen Le Havre bei der Transat Jacques Vabre. Die traditionsreiche Regatta geht bis nach Martinique in der Karibik. Rund 3765 Seemeilen sind es bis ins Ziel, das sind etwa 7000 Kilometer.
Dieses Mal ist Herrmann allerdings nicht allein an Bord, er wird die Wettfahrt aber auch nicht mit einer Crew bestreiten, wie beim Ocean Race. Der Hamburger wird gemeinsam mit dem Briten Will Harris bis in die Karibik segeln. Bereits 2019 nahmen sie gemeinsam an der Transatlantikregatta teil. Es war das erste Mal, dass die beiden eine Regatta segelten.
Transat Jacques Vabre: Nach Sturm – Boris Herrmann startet zu Transatlantikregatta
Seitdem gehört Harris fest zum Team von Herrmann. „Will ist seit vier Jahren an meiner Seite“, sagt Herrmann vor dem Start. „Er hat sehr viel Energie in das Projekt gegeben, in den Bau des Schiffes, aber auch ins Ocean Race.“ Sie beide würden sich sehr gut kennen. „Jetzt wieder zu zweit zusammen zu segeln ist auch ein Höhepunkt dieser langen gemeinsamen Zeit“, so Herrmann. Harris hatte den Hamburger beim Ocean Race bereits als Skipper vertreten, als er selbst bei einzelnen Etappen nicht an Bord sein konnte – und somit auch schon die Verantwortung für das Schiff mehrfach übernommen.
Die Transat Jaques Vabre ist ein erstes Kräftemessen mit der Konkurrenz in der Klasse der Imoca-Rennyachten. Bei der Transatlantikregatta sind insgesamt 40 Imoca-Yachten an den Start gegangen, so viele wie noch nie. Viele Segler, die im kommenden Jahr bei der Vendée Globe starten werden, waren auch hier am Dienstagmorgen an der Startlinie. So tritt Herrmann erstmals mit seiner neuen Yacht gegen die Konkurrenz an. „Unter die ersten fünf zu segeln, das wäre mein absolutes Traumziel“, sagte er kurz vor dem Start. Das Minimalziel: unter die ersten 15 Yachten zu segeln. „Weiter hinten zu landen, würde mich sehr enttäuschen.“
Die Schiffe werden zwölf bis 14 Tage brauchen, um in die Karibik zu segeln
In zwölf bis 14 Tagen werden die Teilnehmer in der Karibik erwartet. Die Regatta sollte eigentlich bereits am 29. Oktober gestartet werden, musste aber wegen der Stürme, die über den Atlantik rollten, lange verschoben werden. Zudem wurde die Rennstrecke verkürzt. „Der neue Start und die neue Strecke eröffnen uns ein viel strategischeres Rennen“, so Herrmann. „Vor allem nach den Azoren haben wir jetzt viel mehr Möglichkeiten.“
Auch wenn die schlimmsten Stürme durch seien, so Herrmann, hätten er und Harris noch ein paar große Fronten vor sich. „Wir werden etwa zwei Tage nach Beginn des Rennens wahrscheinlich 45-Knoten-Böen sehen.“ Er hoffe, gut durch den starken Wind zu kommen, „um dahinter schnell Richtung Karibik zu segeln“.
Die beiden Segler werden wieder Daten für die Ozeanforschung sammeln
Harris sieht einen Pluspunkt gegenüber einigen Konkurrenten: „Ich denke, wir haben einen kleinen Vorteil, da wir unser Boot sehr gut kennen und es unter ziemlich großen Bedingungen gepusht haben“, so der Co-Skipper. „Es gibt viele Boote in der Flotte, die nicht annähernd so viele Tests durchgeführt haben wie wir. Sie könnten wegen der stärkeren Winde und der stärkeren Bedingungen nervös sein. Es ist also schön, sich, was das Boot angeht, sicher zu fühlen.“
Neben dem Ziel, möglichst schnell in die Karibik zu segeln, haben Herrmann und Harris auch Aufgaben für die Ozeanforschung. So wird das Team eine Drifter-Boje auf seiner Route ausbringen, zum dritten Mal in diesem Jahr und zum zweiten Mal während eines Transat-Jacques-Vabre-Rennens. Der Drifter misst Temperatur und Luftdruck der Meeresoberfläche sowie die Oberflächenströmung. Ziel ist es, Wissenschaftlern zu helfen, den Ozean und die Auswirkungen des Menschen auf ihn besser zu verstehen.
Zurück wird Herrmann die „Malizia – Seaexplorer“ allein segeln
Zudem werden an Bord Ozeandaten gesammelt, um weitere Ozean-CO2-Daten für Meereswissenschaftler zu erhalten. „Wir haben unserer wissenschaftlichen Arbeit ein neues Element hinzugefügt und werden versuchen, einige Umwelt-DNA-Proben durch ein Filtersystem zu sammeln“, so Harris. „Dieses Rennen wird eine großartige Gelegenheit sein, das Set-up zu testen und für die kommenden Rennen zu perfektionieren.“
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Ein noch größerer Härtetest wird für Herrmann übrigens dann der Rückweg von Martinique. Am 30. November wird er dort bei der Solo-Rückregatta „Retour à la Base“ aus der Karibik nach Frankreich teilnehmen, einer Qualifikationsregatta für die Vendée Globe. Er ist bereits qualifiziert, will allerdings teilnehmen, um zu sehen, wo er und sein Team stehen. Er wolle eine Einschätzung haben, so Herrmann – und außerdem wieder ins Einhandsegeln hereinkommen.