Hamburg. Auswirkungen des Warnstreiks von Ver.di in Hamburg vermutlich größer als gedacht. Fußballverband will Spiele nachholen lassen.
Nachdem die zweite Runde der Tarifverhandlungen für den öffentlichen Dienst am Freitag ergebnislos verlaufen ist, macht die Gewerkschaft Ver.di nun ernst: Bundesweit müssen sich die Bürger auf Warnstreiks und Protestaktionen einstellen. Betroffen sind Schulen, Unikliniken, Polizei oder Justizverwaltung.
In Hamburg prescht an diesem Wochenende eine eher unbekannte Gruppe an Beschäftigten vor: Etwa die Hälfte der rund 80 Hamburger Sportplatzwarte hat am Sonnabend die Arbeit niedergelegt, wie Berit Ehmke, die zuständige Gewerkschaftssekretärin, dem Abendblatt sagte. Am Sonntag soll es eine ebenso große Zahl sein. Die Streikenden versammelten sich auf der Sportanlage des Niendorfer TSV am Sachsenweg.
Bis zu 200 Fußballspiele in Hamburg falle aus: Platzwarte streiken
Dies hat nach Angaben der Gewerkschaftssprecherin und mehrerer Platzwarte erhebliche Auswirkungen auf den Spielbetrieb. So fallen laut Ver.di allein am Sonnabend bis zu 200 Fußballspiele aus, weil die Platzwarte in vielen Fällen für gleich mehrere Partien zuständig sind. Auch das für Sonntag im Sportpark Eimsbüttel angesetzte Regionalligaspiel des HSV II ist betroffen.
Der Hamburger Fußball-Verband (HFV) konnte die Zahl der Gewerkschaft zunächst nicht bestätigen. „Wir haben im Augenblick keinen genauen Überblick darüber, wie viele Spiele am Wochenende überhaupt angesetzt sind“, sagte der stellvertretende Geschäftsführer des Verbands, Carsten Byernetzki, dem Abendblatt. Daher könne man auch noch nichts über die Ausfälle sagen.
Fußballspiele fallen aus: HFV will Nachholtermine ansetzen
Im Rahmenterminkalender seien auf jeden Fall ausreichend Nachholspieltage vorhanden, hieß es in einer Mitteilung des HFV vom Freitagabend. Der Verband werde am Montag mögliche und notwendige Neuansetzungen prüfen und gegebenenfalls automatisch ansetzen. „Ferner hoffen wir, dass bei längeren Aktionen das Kinder- und Jugendtraining möglichst nicht beschränkt werden wird“, hieß es weiter.
Das Heimspiel der U21 des HSV gegen den SV Meppen wurde schon am Donnerstag abgesagt. Offiziell wegen „Unbespielbarkeit“ des Rasenplatzes. Ob es einen Zusammenhang mit dem Streik gibt, ist unklar. Das Bezirksamt Eimsbüttel war am Freitagabend für eine Stellungnahme nicht mehr erreichbar.
Ver.di: Platzwarte tun viel für die Stadt
„Was die Sportplatzwarte für die Bewohner und Bewohnerinnen der Stadt Hamburg tun, wird erst wirklich spürbar, wenn sie ihre Arbeit niederlegen“, sagt Ehmke. Für Tausende Menschen sei das gemeinsame Training oder der Besuch beim Fußballspiel am Wochenende ein wichtiger Teil guten Lebens, den die Sportplatzwarte erst ermöglichten.
Platzwarte streiken: Ver.di fordert 10,5 Prozent mehr Lohn
Ver.di und der Deutsche Beamtenbund fordern allgemein in den Tarifverhandlungen 10,5 Prozent mehr Einkommen, mindestens aber 500 Euro mehr. Nachwuchskräfte sollen 200 Euro mehr erhalten. Die Tariflaufzeit soll zwölf Monate betragen. Für Berlin, Hamburg und Bremen verlangen die Gewerkschaften eine monatliche Stadtstaatenzulage von 300 Euro.