Hamburg. Eine Ex-Kaltenkirchenerin ist 99. der Weltrangliste. Warum Musik vor und nach den Matches für sie eine ganz wichtige Rolle spielt.
Tennis ist in diesen Tagen, an denen die Bälle am Hamburger Rothenbaum geschlagen werden, sehr präsent in der sportinteressierten Öffentlichkeit. Bei den Herren zieht Alexander Zverev das größte Interesse auf sich. Bei den Damen stand eine gewisse Tamara Korpatsch im Hauptfeld. Die Spielerin, die einst für den TC an der Schirnau aufschlug, haben jedoch nur Insider auf dem Zettel.
Dabei war die heute 28 Jahre alte Tennisspielerin aus Schnelsen schon mit 21 Jahren die Nummer 104 in der Damen-Weltrangliste. „Das ist schon eine Hausnummer“, findet ihr Vater und Trainer Thomas Korpatsch. Sie selbst sei ein wenig traurig, dass sie trotz guter Leistungen nie eine Einladung zum deutschen Fed-Cup-Team erhalten hat. Mit der damaligen Teamchefin Barbara Rittner habe es zwar einmal ein Telefonat gegeben. Post vom Deutschen Tennisbund folgte dem Gespräch aber nicht nach.
Profi-Tennis: Die ersten ITF-Turnier hat Tamara Korpatsch mit 16 gespielt
Mit 16 Jahren begann Tamara Korpatsch, ITF-Turniere zu spielen; elf davon gewann sie. Zu Hause war sie da noch beim TC an der Schirnau in Kaltenkirchen. „Das war eine schöne Zeit“, erinnert sich ihr Vater Thomas.
„Sie hat damals einige Jahre unsere Nordliga-Mannschaft angeführt, von denen die meisten heute noch bei uns spielen, allerdings bei den Damen 30“, sagt Björn Kroll, Sportwart und Trainer beim TCS. „Tamara war immer sehr familienverbunden. Aber sie hat es auf der Tour gepackt, obwohl sie nie die Unterstützung erhalten hat wie andere Spielerinnen. Das ist ihr hoch anzurechnen“, schiebt Kroll ein dickes Lob nach.
Emotionaler Auftritt auf dem heiligen Rasen von Wimbledon
Von Kaltenkirchen zog es Tamara zum Club an der Alster und zu ersten Turnieren im Ausland. Vorläufiger Höhepunkt war 2022 ihr erster Auftritt auf dem heiligen Rasen von Wimbledon. Ihr Erstrundenmatch wurde wegen Dunkelheit abgebrochen. Als es am nächsten Tag weiterging, war das Stadion plötzlich voll. „Das entfaltet dann eine ganz besondere Atmosphäre“, erinnert sie sich an diese erlebnisreichen Tage in England.
Tamara Korpatsch hat sich und ihre Fans in diesem Jahr überrascht, als sie in Wimbledon in die zweite Runde einzog. „Das war meine erste Zweitrundenpartie bei einem Grand-Slam-Turnier, und das auf Rasen.“ Sie freut sich noch immer, dass ihr dieser Coup nach so vielen Versuchen endlich gelungen ist.
Ziel ist, bei Grand-Slam-Turnieren häufiger in Runde zwei einzuziehen
Dabei ist Rasen nicht gerade ihr Lieblingsbelag, und in der Qualifikation hatte sie unglücklich verloren – um dann als Lucky Looser doch noch ins Hauptfeld zu gelangen. In der ersten Runde besiegte sie die Kanadierin Carol Zhao 1:6, 6:4, 6:2, scheiterte dann in der zweiten Runde knapp an der Serbin Natalija Stevanovic mit 5:7, 5:7. Wenige Tage später gewann sie gegen Stevanovic in einem Bundesligaspiel – na klar, auf Sand.
Die Eindrücke vom Court und den frenetischen Zuschauern in Wimbledon hat Tamara aber ebenso mitgenommen wie den festen Willen, nun häufiger die erste Runde zu überstehen – jetzt, wo das Eis endlich gebrochen scheint.
Die Lieblingsspielerin von Tamara Korpatsch ist Justine Henin
Begonnen hat ihre Tennis-Karriere im Alter von fünf Jahren. Als Grundschülerin schlug sie mit ihrem Vater Thomas schon morgens Bälle, bevor sie das Einmaleins und das ABC paukte. Ihr erstes Turnier spielte sie mit sieben Jahren beim ETV – und gewann gleich. Dabei schlug sie im Finale den Gegner, gegen den ihr zwei Jahre jüngerer Bruder Richie im Halbfinale verloren hatte.
Mit zehn Jahren trainierte Tamara Korpatsch abends, bis es dunkel wurde. Und wenn Tennis im Fernsehen gezeigt wurde, schwärmte sie für die Belgierin Justine Henin. „Witzigerweise wurde ich vor einem Turnier am Rothenbaum einmal von einem Moderator nach meiner Lieblingsspielerin gefragt. Da fiel mir Justines Name nicht ein, und ich sagte schnell Serena Williams“, erinnert sie sich lachend.
Eine handliche Guitalele ist bei Turnieren immer mit im Gepäck
Um sich bei den vielen Reisen zu Tennisturnieren im europäischen Ausland abzulenken, hat Tamara sich selbst das Gitarrespielen beigebracht. Unterwegs hat sie nun immer eine handliche Guitalele im Gepäck und auch schon selbst einen Song geschrieben. „Der ist aber nicht öffentlich, und ich kann auch nicht so gut singen“, sagt sie.
Musik spielt auch vor und nach ihren Matches eine wichtige Rolle. Eminem hilft ihr vor dem Spiel, auf Touren zu kommen und eine gewisse Aggressivität zu erlangen. Mika holt sie danach wieder runter. Zur Entspannung helfen dann noch das obligatorische Stretching und ein wenig Yoga.
Profi-Tennis: Tamara Korpatsch will ihren Aufschlag verbessern
Die Tage am Hamburger Rothenbaum, ihrem Heimatcourt, und die Nächte im heimischen Bett hat Tamara Korpatsch sehr genossen. Ihr Erstrundenmatch gegen die Argentinierin Maria Carlé gewann sie 3:6, 6:2, 6:1. In der zweiten Runde schied sie gegen die Australierin Daria Saville in zwei Sätzen aus.
Sie will, um weiter in der Weltrangliste zu klettern, an ihrem Aufschlag arbeiten. „Der muss noch konstanter werden“, sagt die 28-Jährige. Dafür hat sie schnelle Beine. „Ich bin eine der schnellsten Spielerinnen auf der Tour“, findet sie.
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Nun geht es zum Turnier nach Prag. Mit einem konstanterem Aufschlag und ihrer Beweglichkeit will sich die Schnelsenerin weiter nach oben arbeiten. Vor der Woche am Rothenbaum stand sie auf Platz 99 und war damit die Nummer drei in Deutschland hinter Tatjana Maria (65.) und Anna-Lena Friedsam (89.) Und vielleicht klingelt dann ja irgendwann doch noch mal das Telefon mit einem DTB-Verantwortlichen am anderen Ende der Leitung. Tamara Korpatsch wartet nicht direkt darauf. Freuen würde sie es aber schon.