Hamburg. Die Solidarisierungen einiger Profisportler haben Konsequenzen. Deutsch-jüdischer Sportverein in Hamburg stellt Betrieb teilweise ein.
Eine strikte Trennung zwischen Sport und Politik – das ist es, wovon noch manch ein Fan und Verein träumen mag. Doch spätestens seit einzelne Profisportler und -sportlerinnen so viele Follower in den sozialen Medien generieren, wie Deutschland Einwohner und Einwohnerinnen hat, wird das schwierig. Einmal mehr verdeutlicht das nun der neue Krieg im Nahen Osten, dessen Ausläufer auch im internationalen Sport längst spürbar sind. Besonders die zweifelhaften Solidarisierungen einiger Profisportler sorgen dabei in der Branche für Diskussionen und schwierige Entscheidungen.
So zum Beispiel der Fall Anwar El Ghazi: Erst im Sommer war der Profi vom Verein FSV Mainz 05 verpflichtet worden, seit vergangenem Dienstag ist er freigestellt. Grund war ein Post des 28-Jährigen auf Instagram, in dem es hieß: „Vom Fluss bis zum Meer. Palästina wird frei sein“.
Krieg im Nahen Osten: FSV Mainz 05 stellt Anwar El Ghazi frei
Das „American Jewish Committee“ führt diesen Slogan in seinem Glossar als „Sammelbegriff, der die palästinensische Kontrolle über das gesamte Gebiet innerhalb der Grenzen Israels vom Jordan bis zum Mittelmeer symbolisiert“ und als „Schlachtruf für terroristische Gruppen und ihre Sympathisanten“. Der FSV Mainz 05 reagierte umgehend und distanzierte sich von der Aussage. Mittlerweile ist der Post gelöscht.
Und auch Karim Benzema sorgte in den vergangenen Tagen für Aufregung: Der französische Profifußballer, aktuell beschäftigt beim saudi-arabischen Club Ittihad FC, setzte auf der Plattform X (ehemals Twitter) in der vergangenen Woche folgenden Post ab: „Wir beten für die Menschen in Gaza, die wieder einmal Opfer dieser ungerechten Bombardierungen geworden sind, die weder Frauen noch Kinder verschonen.“
Karim Benzema könnte französische Staatsbürgerschaft verlieren
Kritisiert wurde der ehemalige Star von Real Madrid dann vor allem deshalb, weil er die israelischen Opfer des Terrorangriffs nicht erwähnte. Innenminister Gérald Darmanin warf dem Fußballprofi in der Folge seines Tweets vor, „Verbindungen zur Muslimbruderschaft“ zu haben, eine teilweise als radikal-islamistische eingestufte Organisation. Einen Beleg führte der Politiker nicht an.
Trotzdem könnte Benzema nun sogar die Aberkennung seiner französischen Staatsbürgerschaft drohen: Senatorin Valérie Boyer kündigte an, dass eine Bewahrheitung von Darmanins Vorwürfen einen Verlust der Staatsangehörigkeit nach sich ziehen könnte. Bis jetzt besitzt der 35-Jährige sowohl die algerische als auch die französische Staatsangehörigkeit.
„Noussair Mazraoui wird im Kader des FC Bayern bleiben“
Anders als der FSV Mainz 05 hat sich der FC Bayern München gegen eine Freistellung seines Verteidigers Noussair Mazraoui entschieden. Der marokkanische Nationalspieler hatte am vergangenen Sonntag auf Instagram ein Video geteilt, in dem „den unterdrückten Brüdern in Palästina“ im Konflikt mit Israel ein Sieg gewünscht worden war.
Auch dieser Post ist mittlerweile gelöscht. Am Freitag dann die Entscheidung des Vereins: „Noussair Mazraoui wird im Kader des FC Bayern bleiben“, heißt es in der Stellungnahme, und weiter: „Mazraoui hat uns glaubwürdig versichert, dass er als friedliebender Mensch Terror und Krieg entschieden ablehnt. Er bedauert es, wenn seine Posts zu Irritationen geführt haben.“
Zentralrat der Juden befürwortet Entscheidung des FC Bayern
Der Zentralrat der Juden warf dem Profi zwar vor, nicht genug Reue und Selbstkorrektur gezeigt zu haben, stellte sich letztlich aber hinter die Entscheidung des FC Bayerns. Im Vorhinein hatte Alon Meyer, Präsident des deutsch-jüdischen Vereins Makkabi Deutschland, den FC Bayern zu einer klaren Haltung aufgerufen. „Die Verbreitung antisemitischer Hassbotschaften hat besonders im Profisport, der nicht zuletzt aufgrund seiner breiten Reichweite eine Vorbildfunktion hat, nichts verloren“, schrieb Meyer in einem Kommentar in der Jüdischen Allgemeinen.
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Ob diese Haltung nun den Vorstellungen des Vereinspräsidenten entspricht, bleibt fraglich. In den vergangenen Tagen hatte Makkabi an einigen Standorten den Spielbetrieb wieder aufgenommen. So spielte der TuS Makkabi Berlin schon in der vergangenen Woche wieder gegen den Berolina Stralau – allerdings unter Polizeischutz. Das Spiel verlief ohne Zwischenfälle.
Krieg im Nahen Osten: TuS Makkabi Hamburg stellt Spielbetrieb teilweise ein
Dramatischer sieht es in der Hansestadt aus: „Leider sind wir als Verein aufgrund der aktuellen Situation gezwungen, unseren Sportbetrieb, insbesondere beim Kinder- und Jugendsport, teilweise vorerst einzustellen“, heißt es vom TuS Makkabi Hamburg auf Anfrage. Es müsse zuerst eine Analyse der Sicherheitslage gemeinsam mit den Sicherheitsbehörden erfolgen.
Und auch in der Wilhelmsburger edel-optics.de Arena wird am kommenden Dienstag (19.30/MagentaSport) ein besonderes Augenmerk auf der Sicherheitslage liegen. Im Zuge des Spiels der Veolia Towers Hamburg im Basketball-EuroCup gegen Hapoel Shlomo Tel Aviv sind erhöhte Sicherheitsvorkehrungen angekündigt worden.