Hamburg. Damen des Clubs an der Alster und des Harvestehuder THC sowie die Herren des Uhlenhorster HC holen jeweils sechs Punkte.
Die wichtigste Prüfung bestand Christoph Bechmann vor dem Anpfiff. Zwölf Jahre lang war er als Cheftrainer der Bundesliga-Hockeyherren des Harvestehuder THC auf der Anlage an der Barmbeker Straße auf die linke Bank abgebogen. Das tat der 51-Jährige zwar auch am Sonntag – aber nur, um den alten Weggefährten kurz Hallo zu sagen.
Dann schlenderte er nach rechts hinüber, wo sich die Spieler des Lokalrivalen Hamburger Polo Club aufwärmten, deren Sportdirektor Bechmann seit 1. September ist. „Natürlich war das ein wenig komisch“, sagte er nach dem Schlusspfiff, „aber da meine Kinder noch immer beim HTHC spielen und ich hier im Guten ausgeschieden bin, war die Rückkehr auch nichts Besonderes.“
Zwei Derbypleiten für Polo Club
Um es vorwegzunehmen: Bechmanns mit Spannung erwartete Rückkehr war nach einem intensiven, aber jederzeit fairen Stadtderby nur eine Randnotiz. Den Ton hatte der gastgebende HTHC schon damit gesetzt, seinen Meistertrainer vor dem Anpfiff mit warmen Worten und einem hochprozentigen Geschenk offiziell zu verabschieden.
„Es könnte gut sein, dass ich das schon heute Abend gut gebrauchen kann“, sagte der Weltmeister von 2002 in Anspielung darauf, dass seinem neuen Arbeitgeber das erste Derbywochenende der Saison gründlich misslungen war.
Mit 1:4 verlor Polo das Penaltyschießen, das wegen der zu dieser Saison eingeführten Regel nötig geworden war, nach 60 Minuten unentschiedene Spiele im Shoot-out zu entscheiden. Dass es überhaupt zu einem 2:2-Remis gelangt hatte, lag vorrangig daran, dass der HTHC mit seinen Torchancen höchst fahrlässig umgegangen war.
HTHC vergab zu viele Chancen
Zwei Führungen, herausgeschossen durch Ben Hasbach (7.) und Fülöp Losonci (44.), fünf Strafecken und ein halbes Dutzend hochkarätiger Einschussmöglichkeiten aus dem Spiel heraus genügten nicht, um drei Punkte zu verbuchen. „Heute hätten wir den Sack zumachen müssen“, sagte Bechmanns Nachfolger Tomek Laskowski.
Polo verdiente sich den zweimaligen Ausgleich – Constantin Staib (39.) und Neuzugang Jamie Golden (52.) trafen – maximal durch das kämpferische Element. Spielerisch, das räumte auch der neue Cheftrainer Robert Tigges ein, ist noch viel Luft nach oben. „Wir können und müssen deutlich besser spielen“, sagte der Niederländer, „dennoch denke ich, dass der eine Punkt für uns gerecht ist.“
Weil es am Sonnabend ein 1:2 beim Club an der Alster gegeben hatte, ist der Polo Club der klare Verlierer des Derbywochenendes. Klarer Gewinner ist der Uhlenhorster HC, der am Sonnabend 3:1 beim HTHC gesiegt hatte und am Sonntag ein 5:2 bei Alster folgen ließ.
UHC-Herren feiern zwei Derbysiege
„Vor allem auf unsere Strafecke war Verlass. Über weite Strecken war ich mit unseren Auftritten an diesem Wochenende sehr zufrieden“, sagte UHC-Cheftrainer Benedikt Schmidt-Busse.
In der Damen-Bundesliga ist das Maß der Hamburger Dinge wenig überraschend der Club an der Alster. Dessen Übungsleiter Stan Huijsmans war nach den Derbysiegen gegen den Großflottbeker THGC (2:0) und den Uhlenhorster HC (4:1) vor allem begeistert davon, dass seine Auswahl das defensive Denken gelernt hat.
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„Wir haben in der Vorbereitung den Fokus darauf gelegt, die Verteidigung zu stärken. Ein Gegentor aus drei Spielen zeigt, dass wir auf einem guten Weg sind“, sagte der Niederländer, der sich darauf verlassen kann, dass seine Offensive immer für Zählbares sorgt.
UHC-Damen offensiv zu harmlos
Beim UHC musste Cheftrainer Johannes Persoon konstatieren, dass seinem Angriff aktuell mehr fehlt als nur die in die Niederlande abgewanderte Topschützin der vergangenen Saison, Sofie Stomps. Weil Kapitänin Emily Günther erkrankt fehlte, musste Nationalspielerin Lena Micheel in der Abwehr aushelfen, was das Offensivspiel fast komplett zum Erlahmen brachte.
„Wir machen eine schwere Phase durch, weil die Neuen ihre Rolle noch nicht gefunden haben und die Etablierten nicht die Leistung bringen, die wir von ihnen brauchen. Aber es ist ein Prozess, für den wir uns Zeit geben“, sagte er.
Über ein Sechspunkte-Wochenende durfte sich neben Alster auch der HTHC freuen, der nach dem 4:2 vom Sonnabend gegen den UHC auch tags darauf beim 2:1 gegen Großflottbek stabil blieb. „Nachdem wir beim 1:2 zum Saisonauftakt in München nicht bundesligareif verteidigt haben, waren das an diesem Wochenende große Schritte in die richtige Richtung“, lobte Cheftrainer Paul Pongs.