Hamburg. Streik in Fuhlsbüttel verzögert die Rückreise des Kenianers in seine Heimat. Wie Bernard Koech jetzt nach Hause kam.
Gegen elf Uhr war am Montagvormittag nach zahlreichen Telefonaten, Umbuchungen und Stornierungen schließlich alles geklärt. Bernard Koech (35), am Sonntag Sieger des 37. Haspa Marathons in neuer Streckenrekordzeit von 2:04:09 Stunden, musste einen weiteren Tag in Hamburg bleiben. Der gebuchte Flug aus Fuhlsbüttel für ihn und acht weitere Kenianer nach Amsterdam fiel am Montagmorgen wegen eines erneuten Warnstreiks aus. Die Gruppe hatte sich bereits um drei Uhr morgens zum Flughafen aufgemacht, kehrte genervt um zehn Uhr samt Gepäck ins Hotel Radisson Blu am Dammtor zum Frühstück zurück. „Hamburg ist eine wunderschöne Stadt“, hatte Koech am Vortag gesagt. Jetzt konnte er sie einen Tag länger genießen.
Rückflug nun über Bremen via Amsterdam nach Nairobi
In der Nacht zum Dienstag um 2.30 Uhr sollte es nun mit zwei Kleinbussen nach Bremen gehen, von dort um sechs Uhr mit dem Flugzeug nach Amsterdam, dann weiter in Kenias Hauptstadt Nairobi. Hatten Koech und Kollegen für die Anreise vergangene Woche 26 Stunden gebraucht, werden sie jetzt, wenn alles klappt, zwei Tage später als geplant in ihrer Heimat ankommen. Auch für Marathonorganisator Frank Thaleiser und Pressechef Reinald Achilles standen Überstunden an. Weil der Vertrag mit dem Fahrdienst am Montag auslief, mussten sie sich in der Nacht zum Dienstag selbst ans Steuer setzen. Am Dienstagmorgen meldete Thaleiser dann Vollzug: "Hat alles gut geklappt. Die Kenianer haben viel Verständnis aufgebracht."
Schon am Montag mit Bus oder Bahn nach Amsterdam zu fahren, war nicht möglich, weil die Tickets der Kenianer bei der niederländischen Fluglinie KLM nur für einen Gabelflug galten. Das heißt: Sie konnten nicht von Amsterdam abfliegen, sondern mussten zuvor in Amsterdam mit dem Flugzeug ankommen.
Bisher schnellster Hamburger Marathon – trotz Minibudgets
Die Probleme bei An- und Abreise nicht nur für die Spitzenläuferinnen und -läufer trübten das positive Fazit der Veranstaltung nur bedingt. Sportlich war es der bisher beste Hamburger Marathon, der drittschnellste auf der Welt in diesem Jahr nach London und Rotterdam. Sieben Frauen liefen in die Top Ten der ewigen Bestenliste des Hamburger Rennens, bei den Männern drei. Zwei neue Landesrekorde (Uganda/Frauen und Uruguay/Männer) wurden aufgestellt, fünf Olympianormen erzielt, darunter von den Deutschen Richard Ringer und Fabienne Königstein. Und das alles bei einem um 60.000 auf 240.000 Euro reduzierten Budgets für die Elitefelder. London lässt sich die Besten drei Millionen Euro kosten.
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Schwerpunkt des Haspa Marathon sollen die Hobbyläuferinnen und -läufer bleiben. Um bei allgemein sinkenden Teilnehmerzahlen bei Marathonläufen in Deutschland, rund 30 Prozent gegenüber dem Vor-Corona-Jahr 2019, im Verdrängungswettbewerb mit anderen Veranstaltern bestehen zu können, setzt Thaleiser verstärkt auf die Kommunikation in den Sozialen Medien, stellte dafür zwei Leute an. „Wir müssen die Läuferinnen und Läufer emotional an uns binden und sie das Jahr über unterhalten“, sagt Thaleiser.
Marathon-Startgeld wurde von 88 auf 90 Euro erhöht
Erstmals wurde das Rennen am Sonntag in Eigenregie auf YouTube übertragen, kommentiert vom ehemaligen Marathonläufer Philipp Pflieger (35) und Ralf Scholt (59) vom Hessischen Rundfunk. 95.000 klickten den Livestream, ähnlich viele sahen die TV-Übertragung beim NDR. Für den 38. Haspa Marathon am 28. April 2024 meldeten sich am Montag in der ersten halben Stunde 250 Läufer an. Das Startgeld für Frühbucher wurde von 88 auf 90 Euro erhöht.