Hamburg. Veranstalter Frank Thaleiser fürchtet keine Demonstrationen der „Letzten Generation“ und sagt: „Wir machen die Stadt autofrei.“

Die Verhandlungen liefen lange im Geheimen, das Ergebnis überraschte am Ende. Beim Marathon am Sonntag wird es keine Demonstrationen der Klimaaktivisten der Extinction Rebellion geben. „Sie werden im Gegenteil ihre Teilnehmer auffordern, dabei mitzuhelfen, den Marathon zu schützen“, sagte Hugh Brasher.

Er ist der Organisationschef des London-Marathons und musste erhebliche Störungen des renommierten Laufes befürchten. Extinction Rebellion hatte für das Wochenende in der britischen Hauptstadt zahlreiche Aktionen angekündigt.

In Hamburg werden keine Klimademonstrationen befürchtet

Brashers Kollege Frank Thaleiser, Geschäftsführer der Marathon Hamburg Veranstaltungs GmbH, fürchtet beim zeitgleichen 37. Haspa Marathon dagegen keine Ausschreitungen: „Wir machen die Stadt für einen halben Tag autofrei, sorgen damit in Hamburg für bessere Luft.“ Auf der Strecke sind nur Elektroautos und Fahrräder zugelassen.

Die Klimakleber der „Letzen Generation“ hätten derzeit ihre Aktivitäten schwerpunktmäßig ohnehin nach Berlin verlagert, gab Innen- und Sportsenator Andy Grote (SPD) am Freitag ebenfalls vorsichtig Entwarnung.

5000 Liter alkoholfreies Bier in den Messehallen

Klimaschutz und Nachhaltigkeit stehen dennoch seit Langem auf der Agenda des Haspa Marathons, Müllvermeidung dabei oben an. Die T-Shirts der Finisher sind aus recycelten Materialien, Sponsor Rewe stellt rund 60.000 Mehrwegbecher im Zieleinlauf am Fernsehturm zur Verfügung, Viva con Agua sammelt sie ein. Erdinger schenkt 5000 Liter alkoholfreies Bier in den Messehallen in Flaschen aus.

Plastikbecher gibt es nur noch auf der Strecke

Auf der 42,195 Kilometer langen Strecke lassen sich Plastikbecher bisher nicht vermeiden, etwa 300.000 stehen an den Versorgungsständen für die rund 20.000 Teilnehmenden bereit. „Es ist ,gutes Plastik‘, das recycelt werden kann“, sagt Thaleiser. Eine bessere Lösung sei noch nicht gefunden worden, weil die Marathonis die Becher während des Laufes nicht entsorgen, sondern meist auf die Straße schmeißen. Da könnten festere Materialien, die in Berlin ausprobiert und wieder abgeschafft wurden, zu Stolperfallen werden.

Im Gegensatz zu Berlin verzichtet Thaleiser in Hamburg darauf, in die Startgebühr die freie Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel einzupreisen. Entsprechende Verhandlungen mit dem Verkehrsverbund HVV scheiterten bislang. Der HVV will zur Berechnung alle Teilnehmenden heranziehen. Thaleiser argumentiert, alle auswärtigen Läuferinnen und Läufer bezögen Hotels in zwei, drei Kilometern Entfernung zum Fernsehturm und nutzten U-, S-Bahnen und Busse daher nicht.

Läuferinnen und Läufer atmen pro Stunde 800 Gramm CO2 ab

Das größte CO2-Problem bei Veranstaltungen aller Art sind ohnehin die Anreisen der Teilnehmenden und Zuschauenden. Würden weltweit alle Kultur- und Sportevents abgeschafft, könnten jährlich knapp zwei Prozent des globalen CO-Ausstoßes vermieden werden. Hinzu kommt: Beim Marathon atmen Läuferinnen und Läufer pro Stunde fast 0,8 Kilogramm CO2 mehr ab als im Ruhezustand.