Hamburg. Oladapo Afolayan soll der nächste Winterzugang für die Offensive werden. Neue Rolle für Metcalfe.
Statt eines weiteren neuen Spielers gab es auf dem Trainingsareal des FC St. Pauli in Niendorf am Mittwoch erst einmal nur neues Grün zu sehen. Nach weniger als einem Jahr erhielt einer der beiden Rasentrainingsplätze bereits wieder ein neues Geläuf. Zuletzt war die Rasenschicht auf diesem Platz, der seit Herbst 2018 auch mit einer Rasenheizung ausgestattet ist, Ende Januar vergangenen Jahres ausgetauscht worden.
Im Kampf um den Klassenverbleib in der Zweiten Liga will der FC St. Pauli also nichts dem Zufall überlassen. Das betrifft weiter auch den Kader. Ungeachtet der Einschätzung von Cheftrainer Fabian Hürzeler, das mehr als 30 Spieler umfassende Ensemble sei „zu groß für unsere Verhältnisse“, ist nach Informationen des Abendblatts noch ein weiterer Spieler als Verstärkung im Anflug – genauer gesagt ein weiterer Stürmer.
Der 25 Jahre alte Engländer Oladapo Afolayan vom englischen Drittligisten Bolton Wanderers ist das Objekt der Begierde. Der pfeilschnelle und dribbelstarke Außenstürmer erfüllt recht exakt das Anforderungsprofil, das St. Paulis Sportchef Andreas Bornemann im Gespräch mit dem Abendblatt bereits so beschrieben hatte: „Ein Stürmer, der um den Neuner herum spielen und die Zehnerposition besetzen kann.“
FC St. Pauli will nichts dem Zufall überlassen
Tatsächlich kann der 1,80 Meter große „Wanderers-Spieler des Jahres 2022“ sowohl auf den offensiven Außenpositionen, primär links, als auch im Zentrum spielen. In der bisherigen Saison ist er in 22 Partien auf je drei Treffer und Torvorlagen für die Wanderers gekommen, was allerdings eine recht sparsame Bilanz ist. In der Saison zuvor waren es in 44 Ligaspielen aber zwölf Treffer und sieben Torassists gewesen, die ihn auch zum Publikumsliebling werden ließen. Ein zusätzliches Argument für eine Verpflichtung ist, dass Afolayan in der vergangenen Saison die stolze Zahl von 51 Pflichtspielen bestritten hat, in der aktuellen Spielzeit sind es bereits 29. Längere Ausfallzeiten wegen Verletzungen gab es nicht.
Heimspiele gegen Hannover 96 und 1. FC Kaiserslautern sind ausverkauft
Der Marktwert des in London geborenen Engländers mit nigerianischen Wurzeln wird laut dem Portal transfermarkt.de auf 600.000 Euro taxiert, sein Vertrag beim Tabellenfünften der mit einigen prominenten Clubs (Sheffield, Ipswich, Derby County) besetzten League One läuft noch eineinhalb Jahre. Am Mittwoch waren die Transferverhandlungen noch nicht abgeschlossen. Klappt es aber wie erwartet zeitnah mit der Verpflichtung Afolayans, erhält der Angriff des FC St. Pauli endgültig eine deutlich veränderte Struktur. Im Zusammenspiel mit der von Trainer Hürzeler zuletzt schon praktizierten Systemumstellung ergibt sich damit eine ganz neue Sturmordnung.
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Als der von Sportchef Bornemann erwähnte „Neuner“ war schon Ende Dezember der Brasilianer Maurides Roque Junior verpflichtet worden. Der 28-Jährige konnte bisher seine Qualität als Anspielstation in der zentralen Offensive mit dem Blick für nachrückende Mitspieler aufblitzen lassen. Noch fehlt es dem wuchtigen 1,89-Meter-Mann aber hier und da an Spielverständnis und auch an der nötigen Kondition für das laufintensive Spiel, das Hürzeler fordert. Erste Alternative für Maurides ist damit David Otto (23), der zuletzt im Trainingslager einen physisch und spielerisch sehr ansprechenden Eindruck hinterließ und auch die Rolle als „Wandspieler“ ausfüllen kann. In der Hinrunde war der Sommerzugang aus Regensburg in 19 Pflichtspielen nur auf 490 Einsatzminuten gekommen.
Auf mehr Einsatzzeiten als in der Hinrunde (434 Minuten) darf jetzt auch der Australier Connor Metcalfe hoffen. Nachdem der 23 Jahre alte Mittelfeldspieler seinen Frust über die überraschende Nichtberücksichtigung für die Weltmeisterschaft in Katar überwunden hat, fällt er in der laufenden Wintervorbereitung positiv auf. Ganz offensichtlich findet Metcalfe viel Gefallen an der Rolle in der rechten Offensive, die ihm Hürzeler zuletzt auch in den Tests gegen Union Berlin (2:3) und den FC Lugano (7:2) zugedacht hatte. Zuvor war er eher als defensiv orientierterer Mittelfeldspieler und damit Back-up für seinen Landsmann Jackson Irvine eingeplant gewesen. „Connor hat seine Stärken, wenn er im Zwischenraum gut positioniert ist. Er hat einen unfassbaren Zug zum Tor, die Zielstrebigkeit und einen guten Abschluss mit links und rechts“, sagte Hürzeler jetzt.
Die Vorfreude der Anhänger auf das neu formierte St.-Pauli-Team scheint jedenfalls ungebrochen. Bereits in dem am Dienstagvormittag gestarteten Mitgliederverkauf wurden alle zur Verfügung stehenden Einzelkarten für die Heimspiele gegen Hannover 96 am 5. Februar (13.30 Uhr) und gegen den 1. FC Kaiserslautern am 12. Februar (13.30 Uhr) abgesetzt.
Im Gerichtsprozess zwischen der FC St. Pauli Vermarktungs GmbH und Co. KG und der Firma Klinikbedarf Hamburg vor dem Landgericht Hamburg um Zahlungsrückstände für die Nutzung zweier Logen im Millerntor-Stadion erging am Mittwoch noch kein Urteil. Einem Vergleichsvorschlag stimmte die Seite des früheren Logenmieters mit dem Hinweis, sich noch rückversichern zu wollen, noch nicht zu. Ein Urteil wurde für den 21. Februar angekündigt, zuvor könnte es noch zu einer außergerichtlichen Einigung kommen.