Hamburg. Handball-Profi Thies Bergemann spricht vor dem Duell des HSV Hamburg mit seinem Jugendclub über seine spezielle Verbindung zum THW.
Thies Bergemann mag es unkompliziert. Und so lief auch seine Vertragsverlängerung beim HSV Hamburg (HSVH) im Januar dieses Jahres nicht so ab, wie es im Profigeschäft Handball-Bundesliga üblich ist. Einen Berater? „Nur um ein paar Euro mehr zu verdienen, brauche ich sowas nicht. Dann verzichte ich lieber auf ein bisschen Geld“, sagt der 26 Jahre alte Rechtsaußen, der im Sommer 2018 von Drittligist TSV Altenholz nach Hamburg gewechselt war. „Ich habe Sebastian (HSVH-Geschäftsführer Sebastian Frecke, die. Red.) einfach gesagt, was ich gerne hätte, und er hat zugestimmt. Fertig.“
Handball Hamburg: Bergemanns Vater diente als guter Berater
Ganz so einfach und ohne fremde Hilfe lief die Verlängerung bis Sommer 2024 dann aber doch nicht ab. Zufälligerweise hat Thies Bergemann mit seinem Vater Sönke einen Menschen beratend an seiner Seite, der sich mit Verträgen von Handballprofis bestens auskennt. Sönke Bergemann ist nicht nur Jurist, sondern auch Geschäftsführer des Drittligisten TSV Altenholz, des Kooperationspartners von Bundesliga-Rekordmeister THW Kiel. Mit THW-Geschäftsführer Viktor Szilágyi, der im Kieler Vorort Altenholz in der gleichen Straße wie die Bergemanns wohnt, pflegt er ein enges Verhältnis. Auch Kiels Trainer Filip Jicha wohnt nur ein paar Hundert Meter entfernt. „Man hat in Altenholz so einen engen Draht, dass es egal ist, ob er der Geschäftsführer vom THW ist oder nicht“, sagt Bergemann, als er im Abendblatt-Podcast „Auszeit HSVH“ zu Gast ist.
Und so fragte Sönke Bergemann auf kurzem Dienstweg bei Szilágyi und dessen vertrauten Beratern nach, was sein Sohn denn realistischerweise in der Bundesliga verdienen könnte. Mit dieser Zahl wandte sich Thies Bergemann dann an Frecke. „In Anführungszeichen hat mir der THW Kiel bei meinem HSVH-Vertrag geholfen“, sagt Bergemann, der sich beim Gastspiel des HSVH in Kiel an diesem Sonntagnachmittag (16.05 Uhr/Sky) auch auf das Wiedersehen mit vielen alten Bekannten freuen darf.
Bergemann erklärt, warum er Hand- und nicht Fußballer geworden ist
Von der B-Jugend an durchlief er sämtliche Nachwuchsteams des THW, über die zweite Mannschaft und Altenholz ging es nach Hamburg. „Als Jugendspieler im Training aushelfen zu dürfen war für mich damals das Größte. Da waren beeindruckende Persönlichkeiten dabei, die besten Handballer der Welt. Ich bin aus dem Staunen nicht herausgekommen“, erinnert sich Bergemann, der bis heute dem THW die Daumen drückt – natürlich mit Ausnahme der Begegnung am Wochenende. Insbesondere die kurzen Gespräche mit dem damaligen Nationalspieler und Weltklasse-Linksaußen Dominik Klein, der sich nach den Trainingseinheiten interessiert mit den THW-Nachwuchsspielern austauschte, sind ihm bis heute in Erinnerung. „Solche Momente bleiben einfach hängen“, sagt Bergemann.
Die außergewöhnliche Begeisterung für den Handballsport in seiner Geburtsstadt und der gesamten Region erklärt der 1,88 Meter große Linkshänder vor allem mit der lange Zeit nicht existenten Konkurrenzangebote auf dem grünen Rasen. „In Kiel hatten wir sehr lange keinen hochklassigen Fußball. Im Holstein-Stadion waren auch immer weniger Zuschauer als beim Handball“, sagt Bergemann über die Handballfaszination an der Förde. „In Kiel wird man in der Innenstadt sogar als Spieler einer Auswärtsmannschaft nach Fotos gefragt. Das passiert in Hamburg bisher nicht, hier ist es anonymer.“
Bergemann: "Bei uns gibt es wenig Spieler, die unbedingt wegwollen"
Bis heute ist die Wunderino Arena im Kieler Stadtzentrum ein Besuchermagnet, mit einem bisherigen Zuschauerschnitt von 9949 ist der THW in der Bundesliga auch in dieser Saison einsamer Spitzenreiter. in der Publikumsgunst. Auf Platz zwei liegen die Füchse Berlin (6533), Dritter ist der deutsche Meister SC Magdeburg (5865). Bergemann hofft, dass die Begeisterung für den Handballsport auch in Hamburg ansteigt, bisher hatte der HSVH mit einem Schnitt von 3195 Fans viele leere Plätze in der Barclays Arena (Kapazität: 13.200) zu verzeichnen. „Vielleicht müssen wir auch ehrlich sagen, dass wir die große Arena noch nicht voll machen, noch nicht genug Leute dafür anziehen“, sagt Bergemann.
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Beim HSVH fühlt sich der gelernte Immobilienkaufmann so wohl, dass er sich im Januar nicht einmal nach Angeboten anderer Vereine erkundigte. Sie interessierten ihn schlichtweg nicht. „Bei uns gibt es wenig Spieler, die unbedingt wegwollen. Das tut uns gut“, sagt Bergemann, der sich auch mit seinem dänischen Positionspartner Frederik Bo Andersen hervorragend versteht. Auch außerhalb der Trainingszeiten verbringen beide viel Zeit miteinander, am liebsten auf dem Golfplatz. „Er hat ein deutlich besseres Handicap als ich. Nächstes Jahr muss ich mal richtig angreifen“, sagt Bergemann. Dass der Konkurrenzkampf der beiden Rechtsaußen in der Halle für Spannungen sorgt, befürchtet er nicht: „Wenn Bo eine überragende Saison spielt, habe ich kein Problem damit, viel auf der Bank zu sitzen.“
Bergemann: „Wir hoffen, dass wir uns in den nächsten Jahren Stück für Stück ranarbeiten können“
Am Sonntag hofft Bergemann neben viel Spielzeit auf ein deutlich knapperes Ergebnis als zuletzt. „Wir waren einfach noch nicht gut genug, in der vergangenen Saison konnten wir in beiden Spielen nicht mithalten“ gibt Bergemann zu. Sowohl im Hinspiel (23:32) als auch im Rückspiel (22:29) liefen die Hamburger dem THW nur hinterher. Mit den Neuzugängen im Sommer hat sich der HSVH vor dieser Saison aber klug verstärkt. „Wir hoffen, dass wir uns in den nächsten Jahren Stück für Stück ranarbeiten können“, sagt Bergemann. Gelingt das, dürfte sich Szilágyi bei Bergemanns nächster Vertragsverhandlung Gedanken darüber machen, ob eine höhere Summe angemessen wäre.