Hamburg. Da der Ausrichter Hartplatz als Untergrund für die Zwischenrunde vorschlägt, müssen drei Sandplätze temporär umgerüstet werden.

Es ist ein Anblick, den es am Rothenbaum seit 28 Jahren nicht gegeben hat. Am letzten September-Wochenende 1994 spielten die deutschen Tennisherren ihr Daviscup-Halbfinale gegen Russland in Hamburg – und das nicht auf dem traditionellen Sand-, sondern auf Hartplatz. Damals lag die Begründung für den temporären Belagwechsel darin, dass sich der Deutsche Tennis-Bund (DTB) auf dem schnelleren Hardcourt höhere Siegchancen ausrechnete. Der Plan ging schief, die Partie mit 1:4 verloren.

Wenn in der kommenden Woche die aktuelle DTB-Auswahl in der Zwischenrunde des traditionsreichsten Teamwettkampfs der Sportwelt versucht, sich in den Gruppenspielen gegen Frankreich (14. September), Belgien (16. September) und Australien (18. September, jeweils 14 Uhr) zur Final-8-Endrunde nach Malaga (Spanien) durchzuschlagen, tut sie dies erneut auf Hartplatz.

Tennis: Acryl-Sand-Mischung gefordert

Diesmal allerdings nicht, weil der nationale Verband es wollte, sondern weil Daviscup-Ausrichter Kosmos für alle vier Zwischenrunden-Spielorte – neben Hamburg sind dies Glasgow (Schottland), Bologna (Italien) und Valencia (Spanien) – denselben Platzbelag vorschreibt. Gefordert ist eine für alle Standorte identisch dosierte Acryl-Sand-Mischung des Herstellers GreenSet, die vierfach auf gepresste Spanholzplatten aufgetragen wird und dafür sorgt, dass die Geschwindigkeit der Bälle überall gleich ist.

In Hamburg müssen neben dem Center-Court zwei Plätze in der angrenzenden Trainingshalle des Clubs an der Alster umgebaut werden, um den vier Teams ausreichende Trainingsmöglichkeiten zu bieten. Verantwortlich dafür ist die Firma GreenSet, die mit sieben Mitarbeitern vor Ort ist und zu den führenden Hartplatzherstellern zählt. So wird zum Beispiel auch bei den Australian Open, dem ersten Grand-Slam-Turnier jeder Saison, und bei den ATP Finals in Turin (Italien) zum Jahresende auf GreenSet-Plätzen gespielt.

Temporäre Courts werden demontiert

Begonnen wurde die Umrüstung des Center-Courts am vergangenen Freitag, am Dienstag wurden die Markierungsarbeiten abgeschlossen. Die beiden Hallenplätze, die normalerweise mit Teppich belegt sind, wurden am Dienstag mit der ersten Schicht der Acryl-Sand-Mischung überzogen. 9000 Kilogramm dieser Masse und 15 Tonnen der zweimal einen Meter großen Holzplatten werden für die drei Plätze insgesamt benötigt. Um das Material in die Halle zu hieven, musste extra ein Loch in die Außenwand gefräst werden.

Nachdem der letzte Ballwechsel absolviert ist, beginnt die Demontage der drei temporären Courts, die inklusive Abtransport aller Baustoffe fünf Tage in Anspruch nimmt. Zumindest ist dies der Plan. Allerdings überlegt der Club an der Alster, der neben seiner Tennishalle auch die Hockeyhalle für die Einrichtung des Spielerbereichs inklusive eines eigenen Restaurants sowie seine Gastronomie als VIP-Bereich zur Verfügung stellt, zumindest einen oder zwei Courts dauerhaft auf Hartplatz umzurüsten.

Hartplatz besonders bei jungen Spielern nachgefragt

Zwar gilt Teppich als gelenkschonender und deshalb für ältere Aktive geeigneter, Hartplatz indes ist die weltweit am stärksten wachsende Belagform und von jüngeren Spielerinnen und Spielern besonders nachgefragt. Tatsächlich gab es in den vergangenen Jahren immer wieder auch Diskussionen darüber, das seit 1892 auf Sand ausgetragene Herrenturnier auf Hartplatz umzustellen, um zum Sommertermin vor den US Open ein besseres Teilnehmerfeld zu generieren.

Der Daviscup gilt deshalb auch als Testballon für ein solches Szenario. Die Kosten für die Umrüstung der drei Plätze beziffert die österreichische Agentur Emotion, die das Event in Hamburg veranstaltet, auf rund 125.000 Euro.

Tennis: Alexander Zverev feiert Comeback

Die ersten Ballwechsel sind auf dem Center-Court am Wochenende geplant. Die deutsche Mannschaft, in der der Hamburger Weltranglistenzweite Alexander Zverev (25) sein Comeback nach der Anfang Juni bei den French Open erlittenen Knöchelblessur feiert, wird am Sonnabend in Hamburg anreisen.

Als erstes Team wird an diesem Mittwoch Australien in voller Stärke erwartet, Belgien folgt am Freitag, die Franzosen machten dazu keine Angabe. Tickets für alle sechs Partien – pro Spieltag werden zwei Einzel und ein Doppel ausgetragen – gibt es an allen Eventim-Vorverkaufsstellen sowie im Internet unter daviscupfinals.com.