Hamburg. Nach überraschend gewonnenem ersten Satz musste sich der 22-Jährige am Ende geschlagen geben und verpasst das Match seines Lebens.
Er schnupperte an der Sensation, fast zweieinhalb Stunden lang. Er rannte, auch wenn eine Blessur am rechten Oberschenkel ihn fast den gesamten dritten Satz behinderte. Nach 146 Spielminuten hatte Nicola Kuhn das Match seines bisherigen Lebens dann doch verloren. 6:3, 1:6, 6:7 (3:7) aus Sicht des 22 Jahre alten Ludwigshafeners endete am Dienstagnachmittag eine Partie, die für die Hamburg European Open am Rothenbaum eine der größten Überraschungen dieses Jahrtausends hätte werden können.
Kuhns Gegner war Carlos Alcaraz, 19 Jahre alter Shootingstar aus Spanien, in der Weltrangliste als Sechster 253 Plätze besser notiert als der Deutsche, den nur Tennis-Insider kennen. Kuhn hat in seiner Karriere noch kein ATP-Finale bestritten, in dieser Saison spielte er ohne nennenswerten Erfolg auf der nachrangigen Challengerserie. Dass er mit spanischem Sandplatztennis umzugehen weiß, war indes keine Überraschung.
Hamburg European Open: Kuhn in Spanien aufgewachsen
Der Sohn eines deutschen Vaters und einer russischen Mutter ist in Österreich geboren, aber in Spanien aufgewachsen. Deshalb entschied er sich 2015 dafür, die spanische Staatsbürgerschaft zu beantragen und unter spanischer Flagge anzutreten. Erst im vergangenen Jahr kehrte er zum Deutschen Tennis-Bund (DTB) zurück, arbeitet seit Kurzem mit Fedcup-Teamchef Rainer Schüttler und DTB-Vizepräsident Dirk Hordorff.
„Mit der Qualifikation für Wimbledon hatte er einen positiven Trend gezeigt. Mit dem heutigen Match im Rücken kann er sich hoffentlich bald in Richtung Top 100 der Welt bewegen“, sagte Daviscup-Teamchef Michael Kohlmann. Tatsächlich wurde Kuhn aber auch getragen vom fehlerbehafteten Spiel des Turnierfavoriten, der vor allem beim Streuen seiner Stopps eher Kreis- als gewohnte Weltklasse war.
Hamburg European Open: Alcaraz muss sich steigern
„Ich wusste, dass es ein hartes Match werden würde, ich kenne Nicola ja von früher. Deshalb bin ich glücklich, dass ich im Achtelfinale stehe“, sagte Alcaraz, der sich für die nächste Hürde Filip Krajinovic (30/Serbien/Nr. 43) deutlich steigern muss.
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Die Hitze, auf dem Center-Court wurden 36 Grad gemessen, störte die Aktiven am Dienstag weniger als die 4600 Fans, die auf die Anlage kamen. „Die Profis sind aus Australien oder den USA noch härtere Bedingungen gewohnt“, sagte Turnierarzt Volker Carrero. Besondere Hitzeregeln gibt es keine. Das Publikum habe zum allergrößten Teil die Empfehlungen – viel trinken, im Schatten sitzen – beachtet. Sind eben coole Leute, die Hamburger.