Hamburg. Finn Taylor, Chef der Volleyball World, über die Beachvolleyball-Pro-Tour, den Rothenbaum, Eintrittsgeld und die Ziele der neuen Serie.
Am späten Mittwochnachmittag traf der Kanadier Finn Taylor (48) im Tennisstadion am Rothenbaum ein. Der Chef der Volleyball World, der Agentur des Volleyball-Weltverbandes FIVB, sah sich noch die letzten Spiele der Qualifikation für das Elite-16-Turnier an, das am heutigen Donnerstag (8 bis 21 Uhr) mit den Gruppenspielen der 16er-Hauptfelder beginnt. Fünf deutsche Teams, vier bei den Frauen, Nils Ehlers/Clemens Wickler (ETV) bei den Männern, sind noch im Wettbewerb. Das Abendblatt sprach mit Taylor über die neue Beach-Serie.
Hamburger Abendblatt: Mr. Taylor, der Österreicher Hannes Jagerhofer hat in den vergangenen Jahren versucht, eine Beachvolleyball-Serie mit hohem Preisgeld zu etablieren. Er ist gescheitert. Welche Fehler werden Sie nicht wiederholen?
Finn Taylor: Ich kann nicht wirklich zu einer früheren Serie sprechen, aber bei Volleyball World arbeiten wir daran, eine nachhaltige, wachsende globale Tour zu schaffen – für die besten Athleten, die Fans und die Fernsehzuschauer auf der ganzen Welt. Für die Sportlerinnen und Sportler ist eine Tour, die zuverlässig, kontinuierlich und vorhersehbar ist, äußerst wichtig.
Was sind für Sie die Schlüsselfaktoren der neuen Pro-Tour-Serie?
Erstens: Aufbau einer Tour für die Fans und Fernsehzuschauer, die nicht nur die Hardcore-Beachvolleyball-Fans bedient, sondern auch für Menschen attraktiv ist, die diesen Sport entdecken. Zweitens: Sicherstellung, dass die Veranstaltungen wirtschaftlich nachhaltig sind, um neue Städte zu finden und zu fördern – und dass wir den Gastgebern ermöglichen, sich auf das Wachstum ihrer Events in ihrem Markt zu konzentrieren. Drittens: Volleyball World hat in die Übertragungsproduktion der Tour investiert, jedes einzelne Spiel wird jetzt auf der ganzen Welt übertragen. Dies ist eine große Veränderung, die es ermöglicht, die Superstars in jedem Match zu verfolgen. Viertens: Wir wollen Traditionen schaffen. Wir wollen langfristig eine Tour aufbauen und sind uns sehr bewusst, nicht gierig zu sein und damit das Wachstum der Tour zu behindern.
Welche Erfahrungen haben Sie bei den ersten vier Turnieren in diesem Jahr gemacht?
Das erste Jahr der Pro Tour hat uns bisher stark ermutigt. Covid und seine Folgen haben viele Herausforderungen mit sich gebracht, aber wir sehen die Reaktionen der Fans bei den Veranstaltungen sowie ein starkes Wachstum der TV- und Online-Zuschauerzahlen bei volleyballworld.tv.
Wie viele Millionen Euro hat Volleyball World bisher in die neue Serie investiert?
Mehrere Millionen allein in diesem Jahr.
Wann, denken Sie, werden Sie die Gewinnschwelle erreichen?
Unser Ziel bleibt es, in den nächsten Jahren den Break-even-Punkt zu schaffen. Wir wissen, dass wir Zeit brauchen, um das Produkt zu entwickeln, um eine bedeutende globale Sporttour aufzubauen.
Wie langfristig planen Sie?
Mit allen Gastgebern streben wir eine Verpflichtung von mindestens drei Jahren an.
Was muss eine Stadt erfüllen, um ein Turnier ausrichten zu dürfen?
Wir suchen weltweit Städte, die ein Weltklasse-Sport- und Unterhaltungsereignis in ihre Stadt bringen möchten.
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Hamburg bleibt Beachvolleyball-Bundesstützpunkt
Warum Hamburg?
Hamburg hat eine große Geschichte mit Beachvolleyball, einschließlich der WM 2019. Wir lieben es, für die Fans nach Hamburg zurückzukehren, wir schätzen das tolle Umfeld am Rothenbaum und die großartige Unterstützung der Stadt. Wir sind mit ihr bereits in guten Gesprächen über die Turniere für die nächsten Jahre.
Bisher wurden in Deutschland beim Beachvolleyball keine Eintrittsgelder erhoben, nun folgt dieser Paradigmenwechsel.
Niemand stellt infrage, beim Tennis Eintrittsgelder zu nehmen, also warum nicht für die besten Beachvolleyballerinnen und -volleyballer der Welt? Da die Organisatoren für Fans und Spieler weiter in die Veranstaltungen investieren, müssen sie in der Lage sein, wirtschaftlich zu arbeiten. Ich glaube, die Fans werden verstehen, dass die Beach Pro Tour ein erstaunliches Preis-Leistungs-Verhältnis bietet mit sieben Euro für das billigste Ticket.