Hamburg. Fitnessstudios dürfen wieder öffnen. Kaifu-Lodge, Hamburgs größtes Center mit mehr als 10.000 Mitgliedern, hat Anlage umgebaut.
Die Nachricht aus dem Rathaus überraschte. Schon vom heutigen Mittwoch an dürfen Hamburgs rund 340 Fitnessstudios wieder öffnen, kommerzielle und vereinseigene, wenn schlüssige Konzepte für Hygiene, Abstand, Lüftung, Einlass, Registrierung der Sportlerinnen und Sportler vorliegen. Was die etwa 400.000 Mitglieder freut, stellt einige Betreiber noch vor logistische Probleme. Die meisten hatten mit einer Freigabe ihres Gewerbes erst zum 1. Juni gerechnet.
Der Senat hob jedoch die bisher bis zum 31. Mai gültige Verordnung mit sofortiger Wirkung auf. Auch Sport- und Turnhallen können wieder genutzt werden. Saunen und Wellnessbereiche bleiben gesperrt, umziehen und duschen ist dagegen einzeln erlaubt. Am 2. Juni dürfen Freibäder öffnen, deren Kioske ebenfalls. Wettkampf- und Kontaktsport bleibt verboten. Für Profis können auf Antrag Ausnahmeregelungen gefunden werden.
Elixia wartet mit der Öffnung, der ETV startet am Mittwoch
„Wir sind zwar grundsätzlich vorbereitet anhand bekannter Hygieneregeln anderer Bundesländer, da wir aber das Hamburger Konzept noch nicht im Detail kennen, ist es schwierig, jetzt eine Aussage zu treffen, wann wir öffnen werden. Safety first ist hier unser Motto, anstatt (vor-)schnell zu handeln“, sagt Heiko Pfeifer, geschäftsführender Gesellschafter des Elixia Vitalclubs in Langenhorn. Die Kette Fitness First wird vom 2. Juni an wieder Kurse anbieten.
„Für das Training in unseren Clubs wird es eine Mitglieder- und eine zeitliche Begrenzung geben, sodass wir möglichst allen ihr Training ermöglichen können“, sagt Johannes Maßen, Director Operations bei Fitness First. Der Eimsbütteler Turnverband (ETV), mit 16.000 Mitgliedern Hamburgs größter Breitensportverein, startet bereits heute. „Für viele unserer Studiomitglieder ist das Gerätetraining gesundheitlich wichtig“, sagt der ETV-Vorsitzende Frank Fechner. Maximal 30 Personen dürfen gleichzeitig in die Räumlichkeiten an der Bundesstraße.
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In der gegenüberliegenden Kaifu-Lodge, Hamburgs größtem Fitnesscenter mit mehr als 10.000 Mitgliedern, hatten die Umbauarbeiten ebenfalls in den vergangenen Wochen begonnen. Weil der von der Gesundheitsbehörde geforderte Abstand für sportliche Indoor-Aktivitäten wegen der in geschlossenen Räumen größeren Infektionsgefahr jetzt von 1,5 auf 2,5 Meter vergrößert wurde, mussten die Mitarbeiter am Dienstag noch mal anpacken. „Wir haben das große Glück, dass wir auf unserer Anlage ausreichend Platz haben“, sagt Kevin Nafar, der mit Birgit Wenzel die Geschäftsleitung bildet.
Warten auf die Hygienevorschriften der Stadt
Beide warten jetzt auf die genauen Hygienevorschriften der Stadt, die am Dienstagabend noch nicht im Internet abrufbar waren. Die Beschaffung von Desinfizierungsmittelspendern und Plexiglaswänden kostete bereits rund 20.000 Euro. „Wir sind auf alles, was kommt, sehr gut vorbereitet. Bei uns wird es am 1. Juni um acht Uhr wieder losgehen. Endlich“, sagt Wenzel. Da die Mitgliedsbeiträge für April und Mai nicht eingezogen wurden, der Club in der Zwischenzeit zahlreiche interaktive Videokurse offeriert hatte, den Kunden in den vergangenen Monaten wohl keine gravierenden Nachteile entstanden, gilt auch hier die Maßgabe Sorgfalt zuerst.
Wie die Kaifu-Lodge versuchen alle Betreiber die behördlichen Anordnungen präzise umzusetzen, um bei den erwarteten Polizeikontrollen nicht die Schließung ihres Clubs fürchten zu müssen. Auf 7350 Quadratmetern kann das Eimsbütteler Center auf drei Stockwerken Trimmgeräte wie Hanteln, Crosstrainer, Laufbänder, Ruderzugmaschinen, Spinning- und Fahrräder mühelos verteilen, auch auf den acht aktuell stillgelegten Squashcourts. Die Ausübung des schnellen Rückschlagspiels ist wegen erhöhter Kontakt- und Ansteckungsgefahr noch untersagt. Die zwei fensterlosen der sieben Studios werden geschlossen, die geforderte Durchlüftung der Räume kann hier nicht gewährt werden.
Wer kommen will, muss sich auf der Homepage anmelden
284 Fitnesskurse in der Woche, das weltweit umfangreichste Angebot, sind ein Markenzeichen der Kaifu-Lodge. Während die Mitglieder bloß auf wenige Geräte verzichten müssen, wird die Zahl der Kurse auf 175 reduziert. Zudem dürfen immer nur ein Drittel der bisherigen Teilnehmer mitmachen. Vorgeschrieben sind zehn Quadratmeter Platz für jeden. Auf der Außenanlage des Kaifu-Freibades können maximal 40 Personen hüpfen, tanzen, sich recken, strecken und auf Yogamatten rekeln. Um die Nachbarn nicht zu belästigen, werden für diese Kurse an der Rezeption Kopfhörer verteilt, auf denen die Anweisungen der Kursleiter und Musik zu hören sind.
Wichtig in Corona-Zeiten bleibt die Kontaktverfolgung nach Verdachtsfällen. Da fast alle Fitnessstudios elektronisch zugänglich sind, dürfte die Registrierung kein Problem sein. Die Kaifu-Lodge will ihren Mitgliedern zunächst für 90 Minuten pro Tag das Betreten der Anlage erlauben, hat dafür von 6.30 Uhr bis 23 Uhr elf Zeitfenster vorgesehen. Maximal 500 Gäste sind pro Slot zugelassen, bei früher bis zu 2000 Besuchern täglich sollten keine Engpässe entstehen. Wer kommen, wer Kurse belegen will, muss sich auf der Homepage anmelden.
„Unser Konzept können wir nach Bedarf anpassen“, sagt Kevin Nafar. „Wir freuen uns jetzt alle, wieder miteinander – mit Abstand – trainieren zu können.“
Was ist erlaubt, was nicht? Fragen an den Bürgermeister: