Nullnummer zwischen HSV II und Werder II, Wilhelm zieht falsche Hose an, Stier platzt der Kragen.

Andre Matz

Gutes Spiel, keine Tore – 410 Zuschauer inklusive HSV-Profitrainer Hannes Wolf wollten das Nordderby zwischen dem HSV II (mit den Profi-Leihgaben Stephan Ambrosius, Josha Vagnoman, Moritz Kwarteng, Jonas David und Manuel Wintzheimer) und Werder Bremen II sehen und waren zunächst von einem agilen HSV begeistert, der in der Anfangsphase zwei gute Chancen von Mats Köhlert und Christian Stark ungenutzt ließ. Die Bremer Tormöglichkeiten kamen hauptsächlich durch zahlreiche Freistöße an der Strafraumgrenze zustande, waren aber insgesamt eher harmlos. In der zweiten Hälfte war Werder etwas gefährlicher und hatte das 1:0 auf dem Fuß, doch Trainer Sven Hübscher beklagte die ihm bekannte Abschlussschwäche seiner Elf. Sowohl er als auch HSV-Coach Steffen Weiß waren am Ende mit dem torlosen Unentschieden zufrieden und antworteten unisono: „Es war ein gutes Spiel und ein Remis, mit dem wir gut leben können.“

Schlecht angezogen und geflogen. Seine Regelkenntnis erweiterte Niendorfs Mittelfeldspieler Malte Wilhelm durch einen ungewöhnlichen Platzverweis im Auswärtsspiel beim Oberligisten SC Victoria (0:2, siehe auch Story). Wilhelm trug unter seiner weißen Hose eine dunkle Unterziehhose, die zum Teil sichtbar war. Da Gleichfarbigkeit in solchen Fällen Pflicht ist, schickte Schiedsrichter Luca Jürgensen (Eintracht Norderstedt) Wilhelm Anfang der zweiten Halbzeit zur Klärung der Kleiderverhältnisse vom Feld.

Wilhelm ging raus, kam unangemeldet aufs Feld zurück und sah Gelb. Er beschwerte sich über die Verwarnung – und kassierte als Konsequenz Gelb-Rot. Niendorfs Trainer Ali Farhadi, der in der Vorwoche nach dem 0:2 gegen Dassendorf Schiedsrichter Jorrit Friedrich Eckstein-Staben massiv kritisierte (und seine Worte später relativierte), blieb zahm: „Wir brauchen hier nichts auf den Schiedsrichter zu schieben. Malte muss sich mit seiner Erfahrung da einfach schlauer anstellen.“

Can kann alles – außer treffen! In der 85. Minute ging ein Raunen durch die Zuschauer im Edmund-Plambeck-Stadion. Eintracht Norderstedts linker Mittelfeldspieler Tayfun Can ließ im Spiel der Regionalliga Nord gegen den VfL Oldenburg (3:1) die Chance, alleine aufs Tor zu marschieren, ungenutzt, schob lieber einem Mitspieler schüchtern den Ball zu. Viermal war der 21-jährige Deutsch-Türke bis zu diesem Zeitpunkt alleine mit dem Ball auf Oldenburgs Torwart Deik Oetjen zugelaufen. Einmal schoss Can vorbei, dreimal scheiterte er an Oetjen. Seine Auswechslung unmittelbar nach seinem Rückpass nahm Chancentod Can, der ansonsten glänzend aufspielte, mit geknickter Körpersprache zur Kenntnis. Wohl auch deshalb hatte Norderstedts Trainer Dirk Heyne in seinem Statement ein Sonderlob plus Trost für ihn in petto: „Tayfun war ein Aktivposten. Ich habe ihm gesagt, er soll in die torgefährlichen Räume gehen. Das hat er prima gemacht. Klar muss er ein Tor machen. Aber das muss ich ihm nicht sagen, das weiß er doch selbst.“


Ende des Schmusekurses. „Das Ergebnis spiegelt den Spielverlauf nicht so richtig wieder“, gab der Buchholzer Trainer Thorsten Schneider nach dem 5:2 im Oberligaspiel beim HSV Barmbek-Uhlenhorst zu. „Wir haben unsere Chancen effektiv genutzt, der Gegner nicht so.“ Genau deshalb platzte Barmbeks Coach Marco Stier der Kragen. Er nahm mit einer Wutrede seine Mannschaft aufs Korn: „Wir haben zehn Torchancen, treffen zweimal, Buchholz trifft mit drei Chancen fünfmal. Ich erzähle jede Woche die gleiche Scheiße. Das habe ich satt. Ich nehme die rosarote Brille jetzt ab. Wir sind keine Spitzenmannschaft, uns fehlt vorne Qualität. Heute war auch die Abwehrleistung katastrophal. Ich habe die Schnauze voll.“ Auf das Barmbeker Team kommen harte Zeiten zu. „Der Schmusekurs ist vorbei. Ich habe keine Lust mehr, mich ständig schützend vor die Mannschaft zu stellen. Einige Spieler zeigen zu wenig. Das nehme ich nicht auf mich. Ich stelle die Mannschaft gut ein. Aber ich würde im Winter sehr gerne drei bis vier neue Spieler holen.“

Wie Uwe Seeler. Nur 3:3 trotz 3:1-Führung bis zur 88. Minute spielte St. Pauli II in der Regionalliga Nord bei Weiche Flensburg. „Am Schluss haben wir zweimal nicht gut verteidigt“, so St. Paulis Trainer Joachim Philipkowski. Ex-St.-Paulianer Nico Empen nutzte einen verunglückten Klärungsversuch von St. Paulis Profi-Leihgabe Clemens Schopenhauer zum 3:3 (89.). „Ärgerlich“, so Philipkowski, der zuvor das 1:0 des Flensburgers Nedim Hasanbegovic (10.) bestaunt hatte: „Ein Hinterkopfball wie der von Uwe Seeler gegen England bei der Revanche für Wembley 1966. Es gibt nicht nur Sonntagsschüsse, sondern auch Sonntagskopfbälle.