Hamburg. Ära bei Victoria Hamburg endet offiziell harmonisch – Sonnabend trifft der Coach auf künftigen Club.

Den Schönheitsfleck bemerkte kaum jemand. „Jean-Pierre Richter steht heute in seinem letzten Pflichtspiel für den SC Victoria an der Seitenlinie“, sprach Victorias Präsident Ronald Lotz bei der emotionalen offiziellen Verabschiedung seines Trainers vor dem Oberligaspiel gegen den Niendorfer TSV (2:0) ins Mikrofon. Dabei war es nach zweieinhalb Jahren „nur“ Richters letztes Heimspiel, vor dem Lotz eine Menge warme Worte fand.

Er bezeichnete Richter als „einen Freund, der auf der Anlage des SC Victoria immer willkommen sein wird“. Richter zahlte mit gleicher Münze zurück: „Ich bin dem Verein unendlich dankbar. Wir haben gemeinsam in zweieinhalb Jahren wahnsinnig viel bewegt.“ Sportlich stimmt das. Richters Bilanz bei Vicky war stark, gekrönt von der Vizemeisterschaft vergangene Saison.

Vicky wollte Richter halten

Der Verein in Person von Lotz und sein scheidender Coach gaben sich alle Mühe, Harmonie zu demonstrieren. Kein böses Wort übereinander, keine Äußerungen zu den Trennungsgründen, kein Nachtreten, dafür eine innige Umarmung. Die Botschaft: Wir hatten und haben uns immer lieb. Nach Abendblatt-Informationen ist das höchstens die halbe Wahrheit. So gilt es als offenes Geheimnis in der Hamburger Amateurfußballszene, dass Richter der Posten des Sportchefs der Fußballabteilung Ende August gekündigt wurde.

Auch über seinen Verbleib als Manager und Trainer über diese Saison hinaus wurde in den vergangenen Monaten verhandelt. Ohne Erfolg. „Gerne hätten wir die Zusammenarbeit fortgesetzt. Im Rahmen unserer Möglichkeiten war es uns nicht möglich, eine Einigung zu erzielen“, sagte Lotz dazu nur.

Aber was meinte er damit und warum verlässt Richter schon zur Winterpause den Verein? War der Coach dem Verein zu ambitioniert? Wollte den Titel? Gar den Aufstieg in die Regionalliga Nord? Was Victoria wiederum Geld gekostet hätte, obwohl der Verein sich mit Lotz an der Spitze viel stärker als Breitensportverein positioniert?

Richter will die Hamburger Meisterschaft

Am Sonntagabend bestätigte jedenfalls Abo-Meister TuS Dassendorf Richters Verpflichtung zur neuen Saison als Nachfolger des scheidenden Elard Ostermann. „Er hat einen klaren Plan, seine Mannschaften haben eine Handschrift und folgen ihm. Wir freuen uns auf Jean-Pierre“, sagte Dassendorfs Sportchef Jan Schönteich. „Ich freue mich in Dassendorf auf eine tolle Mannschaft, viele tolle Menschen und die Herausforderung“, sagte Richter.

Und wie das Leben so spielt, tritt Victoria am Sonnabend in Dassendorf an. Richters letzter Auftritt in der Oberliga als Trainer des SC Victoria. Ab nächsten Sommer will er dann mehr. Vermutlich, aber das würde er niemals sagen, eine Titelchance ohne Nebengeräusche.