Buenos Aires. Buenos Aires wird zur Stätte der Begegnung von 206 Nationen, die alles Trennende in einer anderen Welt hinter sich gelassen haben.
Als Rafael Miroslaw und Julia Maria Mrozinski gegen 21 Uhr im olympischen Jugenddorf aus dem gegenüberliegenden Schwimmstadion ankamen, konnten sich die beiden Hamburger schon wieder über Rang vier mit der deutschen 4 x 100-Meter-Mixedstaffel freuen, die vom russischen Quartett überlegen gewonnen wurde. „Natürlich ist der vierte Platz immer genau diese undankbare Platzierung, die niemand will, aber wir hatten uns vorgenommen, unter die ersten fünf zu kommen. Das haben wir geschafft, wir waren schneller als im Vorlauf, und Bronze war am Ende dann doch sehr weit weg“, sagte Mrozinski (18), die in den Tagen zuvor unter einem grippalen Effekt litt und deswegen nicht trainieren konnte.
In drei weiteren Staffelwettbewerben werden Miroslaw und Mrozinski bis zum Ende dieser Woche neue Angriffe auf das Podium starten – das olympische Flair genießen sie bei strahlendem Sonnenschein schon jetzt. „Es ist echt cool hier“, meinte Miroslaw (17) und traf damit die Stimmung im deutschen Team. Der Auftakt der dritten Olympischen Sommerjugendspiele in Buenos Aires ist gelungen. Am Sonntag, dem ersten Wettkampftag, waren die Stadien bei freiem Eintritt meist bis auf den letzten Platz gefüllt, lange Schlangen bildeten sich vor den Toren in den vier Olympiazentren der Stadt, und auch am Montag füllten sich trotz des Werktages selbst bei den Vorkämpfen die Ränge.
„Spiele haben großes Potenzial“
„Diese Spiele haben großes Potenzial“, glaubt Managerin Sabine Krapf vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB). Mit dem Hamburger Stefan Raid, Vizepräsident des Deutschen Basketballbundes und Vorstandsmitglied der Deutschen Sportjugend, organisiert sie die täglichen Abläufe rund um die 74-köpfige deutsche Mannschaft. „Solche Großereignisse fördern die Persönlichkeitsentwicklung der jungen Sportler, sie lernen Teamfähigkeit und wie sie die ganzen Eindrücke, die auf sie einstürzen, verarbeiten können, ohne die Konzentration auf ihre Wettbewerbe zu verlieren“, sagt Krapf.
Gerade das ist für Raid ein zentraler Aspekt: „Wir hören doch oft von unseren Athleten, die das erste Mal an Olympischen Spielen teilnehmen, wie schwer es ihnen fällt, das ganze faszinierende Drumherum auszublenden. Diese Erfahrung bringen sie mit, wenn sie schon mal bei Jugendspielen gestartet sind.“ Und sie wissen dann auch, wie klein ein neun Quadratmeter großes Zimmer sein kann, wenn in ihm vier Betten stehen. Dusche und Toilette gibt es nebenan, eine Badewanne nicht immer.
Herkunft und Können scheinen nebensächlich
Jugendspiele sind eine Leistungsschau, nicht minder wichtig bleibt der Aspekt der Begegnung, das Miteinander der vereinten Nationen. Alles Trennende gehört offenbar in eine andere Welt, spontan bilden sich Gruppen. Herkunft und Können scheinen nebensächlich. Wer auf dem Aktionsgelände vor den Wohnblocks des olympischen Dorfes die Jugendlichen Fußball spielen, auf eine überdimensionale Dartscheibe Pfeile werfen, Karaoke singen oder sie diskutieren sieht, der glaubt wieder an die verbindende Kraft des Sports.
„Jugendspiele, das sind noch ehrliche Spiele“, sagt Jens Behler, der beim DOSB die digitale Kommunikation leitet. „Hier werden die wahren Werte Olympias gelebt.“