Melbourne. Hamburger trifft auf den wiedererstarkten Spanier. Becker spricht nach sensationellem Djokovic-Aus von “Erdrutsch“ in Melbourne.
Der Rekordsieger ist schon raus, nun kann Alexander Zverev den nächsten Tennis-Giganten bei den Australian Open zu Fall bringen. Titelverteidiger Novak Djokovic ist sensationell nicht mehr dabei, wenn das deutsche Talent in der dritten Runde am Samstag Rafael Nadal die frischen Hoffnungen auf einen Coup in Melbourne gleich wieder rauben will. „Das wird sicher ein spektakulärer Abend“, prophezeite der jüngere Zverev-Bruder am Donnerstag nach seinem 6:2, 6:3, 6:4 über Qualifikant Frances Tiafoe aus den USA.
Der 19-Jährige zog nach Philipp Kohlschreiber als fünfter der einst 14 Deutschen unter die letzten 32 ein. Bereits am Freitag gefordert sind Titelverteidigerin Angelique Kerber, Mona Barthel und Mischa Zverev. Andrea Petkovic schied aus - wie Serienchampion Djokovic. Der Serbe unterlag dem Usbeken Denis Istomin am vierten Turniertag nach 4:48 Stunden 6:7 (8:10), 7:5, 6:2, 6:7 (5:7), 4:6. Damit verpasste er die Chance, alleiniger Rekordsieger in Australien zu werden.
Djokovic: "Ich bin es nicht gewohnt"
„Ich habe bis zum letzten Ball alles probiert. Ich bin es nicht gewohnt, in der zweiten Runde der Australian Open zu verlieren“, räumte Djokovic ein, trug die Niederlage gegen den 30 Jahren alten 117. der Weltrangliste aber fair wie ein großer Champion. Nur sieben Monate, nachdem der 29-Jährige mit dem ersten French-Open-Sieg alle vier Grand-Slam-Titel gleichzeitig besaß und als Nummer eins unantastbar schien, kassierte er einen weiteren sportlichen Rückschlag. „Es ist unwirklich. Ich habe das nie erwartet“, sagte Istomin nach dem größten Sieg seiner Tennis-Laufbahn.
Djokovic und Istomin diskutieren:
Becker spricht von "Weichenstellung"
Einen Monat nach dem Ende ihrer dreijährige Zusammenarbeit sprach der ehemalige Djokovic-Trainer Boris Becker im TV-Sender Eurosport von einer neuen Weichenstellung für seinen Schützling. Die Australian Open seien immer ein Baustein des Jahres gewesen. Becker meinte auch: „Das Turnier hat sich komplett verändert. Das ist ein Erdrutsch.“ Viele Spieler rechneten sich nun eine Chance aus.
Dazu zählen der fünfmalige Finalist und Weltranglisten-Erste Andy Murray aus Schottland und Wimbledon-Finalist Milos Raonic aus Kanada. Becker nannte auch Nadal - falls der im vorigen Jahr lange am linken Handgelenk angeschlagene Spanier Alexander Zverev schlagen kann. Im vorigen März vergab der stark verbesserte Hamburger beim Turnier in Indian Wells einen Matchball gegen die einstige Nummer eins.
Nadal sieht Zverev als "Herausforderung"
„Das ist eine große Herausforderung für mich“, meinte Nadal nach dem 6:3, 6:1, 6:3 über Ex-Finalist Marcos Badhdatis. „Er ist ein potenzieller Grand-Slam-Gewinner. Er ist ein großes Talent, er verbessert sich in jedem Moment, den er auf der Tour ist, er kann eine zukünftige Nummer eins sein“, sagte der Champion von 2009.
Das nannte Zverev zwar erneut großartig. Bis dahin gebe es aber noch viel Arbeit. Der Matchball von Indian Wells ist längst abgehakt. „Das ist hinter mir“, betonte Zverev und sagte mit Blick auf Sonnabend: „Ich muss es als ganz normales Match werten.“
Kohlschreiber freut sich auf "Riesenshow"
Der Sieger bekommt es mit Philipp Kohlschreiber oder dem Franzosen Gael Monfils zu tun - wohl eher mit dem an Nummer sechs gesetzten Monfils, denn Kohlschreiber gewann nur zwei von bislang 14 Partien gegen ihn. Trotzdem freut er sich auf das Match: „Das ist immer eine Riesenshow“, sagte der 33-jährige Augsburger nach dem souveränen 7:5, 6:3, 6:0 gegen den Amerikaner Donald Young. „Man muss akzeptieren, dass er Sachen auspackt, die man selber gar nicht drauf hat.“
Petkovic ist froh über Niederlage
Lange Zeit nichts drauf hatte Andrea Petkovic beim 0:6, 5:7 gegen die Tschechin Barbora Strycova. Erst beim Stand von 0:2 im zweiten Satz gelang der Darmstädterin der erste Spielgewinn, das Aufbäumen danach war zu wenig. „Ich will nicht gewinnen, wenn ich so spiele. Es ist gut, dass ich verloren habe, sonst lerne ich nicht daraus“, sagte Petkovic und bemängelte ihre Passivität. „Das war ein Rückfall ins letzte Jahr. Das reicht nicht für die Ziele, die ich habe.“
Nächster Favoritensturz bei den Damen
Bei den Damen gab es sogar schon den zweiten Favoritensturz. Nach der Rumänin Simona Halep scheiterte auch die Polin Agnieszka Radwanska. Die sechsmalige Siegerin Serena Williams, im Vorjahr im Finale Verliererin gegen Angelique Kerber, meisterte mit 6:3, 6:4 gegen die Tschechin Lucie Safarova auch die zweite schwierige Aufgabe. Weiter kamen zudem die Mitfavoritinnen Karolina Pliskova aus Tschechien und Dominika Cibulkova aus der Slowakei sowie die letztjährige Halbfinalistin Johanna Konta aus Großbritannien.