Melbourne. Usbeke eliminiert den Titelverteidiger. Jüngerer der Hamburg-Brüder wie Kohlschreiber in Runde drei. Petkovic übt harsche Selbstkritik.
Es könnte für das deutsche Tennis ein hervorragender Start in die neue Saison werden – für Novak Djokovic sind die Australian Open dagegen ein Alptraum.
Der Titelverteidiger schied am Donnerstag sensationell in der zweiten Runde aus. Der Weltranglistenzweite und sechsmalige Melbourne-Sieger musste sich völlig überraschend dem Weltranglisten-117. Denis Istomin (Usbekistan) mit 6:7 (8:10), 7:5, 6:2, 6:7 (5:7), 4:6 geschlagen geben. "Zuerst tut es mir leid für Novak, ich habe mich selbst überrascht“, sagte Istomin.
Zuletzt hatte Djokovic 2008 in Wimbledon in der zweiten Runde eines Grand-Slam-Turniers verloren. Noch nie zuvor hatte der Serbe bei einem Major-Event gegen einen derart schlecht platzierten Gegner verloren.
Djokovic wollte im Melbourne Park seinen siebten Australian-Open-Titel holen und damit zum alleinigen Rekordgewinner werden. Der Australier Roy Emerson hat das Grand-Slam-Turnier in seiner Heimat ebenfalls sechsmal gewonnen.
Djokovic und Istomin diskutieren:
Nächste Kerber-Konkurrentin ist raus
Und auch bei den Damen gab es einen Favoritensturz: Die Weltranglisten-Dritte Agnieszka Radwanska ist als nächste Titelanwärterin vorzeitig gescheitert. Die Polin verlor in der zweiten Runde glatt mit 3:6, 2:6 gegen die Weltranglisten-79. Mirjana Lucic-Baroni aus Kroatien. Zuvor war bei den Damen bereits die an Nummer vier gesetzte Rumänin Simona Halep ausgeschieden. Titelverteidigerin Angelique Kerber steht dagegen in der dritten Runde.
Zverev siegt sich zum Duell mit Nadal
Derweil stehen Philipp Kohlschreiber und Alexander Zverev als vierter und fünfter deutscher Profi in der dritten Runde der Australian Open. Während der Hamburger Zverev dem US-Amerikaner Frances Tiafoe in drei Sätzen keine Chance ließ (6:2, 6:3, 6:4), siegte der Augsburger Kohlschreiber am Donnerstag in Melbourne souverän mit 7:5, 6:3, 6:0 gegen den Amerikaner Donald Young. Das Aus kam dagegen für Andrea Petkovic durch das 0:6, 5:7 gegen die Tschechin Barbora Strycova. Bereits am Mittwoch waren Titelverteidigerin Angelique Kerber, Qualifikantin Mona Barthel und Mischa Zverev in die Runde der letzten 32 eingezogen.
Alexander Zverev trifft in der dritten Runde nun auf Rafael Nadal (Spanien/Nr. 9), der Marcos Baghdatis (Zypern) 6:3, 6:1, 6:3 bezwang. Nadal hat das erste Grand-Slam-Turnier der Saison 2009 gewonnen, der 30-Jährige musste im vorigen Jahr wegen Problemen am linken Handgelenk aber pausieren und beendete seine Saison vorzeitig. Gegen den 19-jährigen Alexander Zverev hatte er sich im vorigen März beim Turnier in Indian Wells erst nach Abwehr eines Matchballs noch durchgesetzt.
"Ich muss es als ganz normales Match sehen. Es wird gegen Nadal aber sicher ein spektakuläres und interessantes Spiel", sagte Zverev nach dem Sieg gegen Tiafoe. Zwei Tage zuvor hatte sich der hochveranlagte Hamburger noch angriffslustiger gezeigt und betont: "Ich fühle mich bereit für die großen Matches." Da kann John McEnroe nur beipflichten. "Wenn Alex sich weiter so entwickelt, wird er in ein paar Jahren die Nummer eins der Welt sein", hatte die US-Ikone jüngst gesagt.
Kohlschreiber mit sich sehr zufrieden
Der an Nummer 32 gesetzte Kohlschreiber zeigte sich unterdessen sehr zufrieden mit seiner Leistung. „Das war heute ein sehr, sehr schöner Tag. Ich denke, dass ich das sehr gut gemacht habe“, sagte die deutsche Nummer zwei. Am Sonnabend trifft er entweder auf den an Nummer sechs gesetzten Franzosen Gael Monfils oder Alexander Dolgopolow aus der Ukraine.
Gegen Young schaffte Kohlschreiber im ersten Satz gleich ein frühes Break zum 2:1, er gab diesen Vorsprung jedoch sofort wieder ab. Nachdem er sich gegen den 85. der Weltrangliste nach dem nächsten Break zum 6:5 den ersten Satz geholt hatte, lief es für den 33-Jährigen Bayer ganz glatt. Bei schönstem Sommerwetter verwandelte Kohlschreiber auf Außenplatz 7 nach nicht einmal zwei Stunden seinen dritten Matchball.
Petkovic mit ehrlicher Ansage
Petkovic verbuchte im sechsten Vergleich mit Strycova erst beim Stand von 0:2 im zweiten Satz den ersten Spielgewinn. Danach ließ sie sich offenbar wegen einer Blase am rechten Fuß behandeln. Zwar kam die Darmstädterin nun endlich besser in die Partie, insgesamt machte die 56. der Weltrangliste aber zu viele Fehler und schlug auch nicht gut genug auf. Nach 1:44 Stunden war die Partie auf Platz 2 beendet.
„Ich will nicht gewinnen, wenn ich so spiele. Es ist gut, dass ich verloren habe, sonst lerne ich nicht daraus“, sagte Petkovic und bemängelte ihre Passivität. „Das war ein Rückfall ins letzte Jahr. Das reicht nicht für die Ziele, die ich habe.“ Einzig ihren Kampfgeist rechnete sich die 29-Jährige selbst positiv an. Von ihrem Trainer Sascha Nensel musste sie sich dagegen heftige Kritik anhören.
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Mitfavoritin Pliskova fegt über den Court
Die Mitfavoritinnen Karolina Pliskova aus Tschechien und Dominika Cibulkova aus der Slowakei erreichten mit glatten Siegen die dritte Runde. Die letztjährige US-Open-Finalistin Pliskova ließ der russischen Qualifikantin Anna Blinkowa mit 6:0, 6:2 keine Chance. Cibulkova, im vorigen Herbst Gewinnerin der WTA Finals, schlug die Taiwanesin Hsieh Su-Wei 6:4, 7:6 (10:8). Auch die letztjährige Halbfinalistin Johanna Konta aus Großbritannien und die ehemalige Weltranglisten-Erste Caroline Wozniacki aus Dänemark kamen weiter. Bei den Herren siegte der Weltranglisten-Dritte Milos Raonic aus Kanada 6:3, 6:4, 7:6 (7:4) gegen Gilles Muller aus Luxemburg.