Bamberg. Hamburgs Basketball-Ausnahmetalent Louis Olinde tritt am Sonnabend mit Baunach bei den Towers an.
Der Winterhuder Jung’ Louis Olinde bekam 20 Anfragen von alten Freunden, ob er ihnen für Sonnabend Tickets organisieren kann. Die Familie des 18-Jährigen hat sowieso nach wie vor drei Dauerkarten für die Hamburg Towers: Vater Wilbert, früher selbst Bundesliga-Star, Mutter Ursula und der kleine Bruder Jason werden Louis’ erste Rückkehr als Spieler der Baunach Young Pikes (Anwurf 19.30 Uhr) auf ihren Plätzen in Block J verfolgen. Die Familie teilt sich in zwei Fan-Lager.
Vater Wilbert, der sein Ticket oft berufsbedingt nicht nutzen kann, ist nur 28 Saisonspiele für die Towers, in den zwei Duellen mit Baunach hält er klar zu seinem ausnahmetalentierten Jungen. Aber Mutter Ursula und Bruder Jason (15) sind bei jedem Heimspiel des Wilhelmsburger Basketball-Zweitligisten – sie im schwarzen Kapuzenpullover, er im schwarzen T-Shirt der „Türme“.
Gastspiel mit „gemischten Gefühlen“
„Mein Bruder hat mir schon Sprüche gedrückt. Er neckt mich damit, dass er den Towers treu bleibt, auch wenn sie gegen mich spielen“, sagt Louis Olinde amüsiert. Er geht sein Gastspiel mit „gemischten Gefühlen“ an: „Ich bin ja Auswärtsspieler in der eigenen Halle.“
Es sei „alles gut“ zwischen ihm und den Towers, die ihn im Sommer zum deutschen Meister Brose Bamberg und dessen Farmteam Baunach ziehen lassen mussten. Die Young Pikes, die Jungen Hechte, stecken allerdings in dieser Saison als 14. wie die Towers (11.) außerplanmäßig unten drin in der Tabelle. „Wir müssen gewinnen, und die Towers müssen gewinnen“, sagt Olinde. Bei den „Baunacher Buam“ hängt immer viel davon ab, ob sie vollständig sind, zum Beispiel ob Deutschlands Center-Hoffnung Leon Kratzer (19), der Sohn des einstigen BCJ-Tigers-Centers Marc Suhr (48), bei den Profis gebraucht wird.
Bamberger Programm „ist einzigartig“
Auch Olinde bekam schon vier BBL-Einsätze und durfte sogar mitfliegen nach Barcelona, ohne im Kader gestanden zu haben, „aber das ganze Euroleague-Feeling war megacool“. Olinde, der von Brose eine Dreizimmerwohnung gestellt bekommt, schwärmt von dem Bamberger Programm: „Das ist einzigartig, dass man ein zweites Team auf dem Level der Zweiten Liga hat, dort junge deutsche Spieler viel spielen lässt und dann noch ein europäisches Topteam als Profiteam hat, bei dem die Jungen schon Erfahrungen sammeln.“
In der Vorsaison spielte er in der Regel noch drittklassig in der ProB mit Rist Wedel und kam auf 8:37 Saisonminütchen für die Towers. Jetzt hat Olinde in 14 Partien für Baunach in durchschnittlich 26:32 Einsatzminuten schon viel Verantwortung übernommen – und im Schnitt 5,1 Punkte, 4,1 Rebounds und 1,6 Assists erzielt. „Es ist eine große Umstellung von der Pro B in die Pro A. Ich finde mich da aber immer besser zurecht.“
Olinde will stärker werden
Die Trainingsschwerpunkte des 2,05-Meter-Spargels sind zurzeit: sein Körper (stärker werden und zunehmen) und seine Wurftechnik. Die große Stärke des Allrounders, der als Small Forward (Kleiner Flügelspieler) in den Statistiken steht, aber die Positionen 2,3 und 4 allesamt spielt, ist seine Athletik und Beweglichkeit – für diese Länge.
Der Abiturient (Schnitt 2,1) klingt sehr klar in dem, was er will. Das Karriereziel ist die NBA. In diesem Sommer ist sein 1998er-Jahrgang der jüngste Draft-Jahrgang, danach hat Olinde noch drei weitere Jahre, um gedraftet zu werden. „Das ist dieses Jahr auf jeden Fall noch in weiter Ferne“, sagt er norddeutsch-bodenständig. Erst einmal steht im Juli die U-19-WM in Ägypten als Highlight an. Und ganz kurzfristig am Sonnabend würde er nach Spielende gern seinem Bruder ein paar Sprüche drücken.