Zwickau. Kroaten-Messi wird er in seiner Heimat genannt: Alen Halilovic erlöste den HSV in der ersten DFB-Pokalrunde mit einem sehenswerten Tor.
Eine alte Journalistenregel besagt, dass Taxifahrten zum launigen Einstieg in einen Artikel unbedingt zu vermeiden sind. Doch wer einmal mit Jörg Wolfs Taxi in Zwickau gefahren ist, der würde sich moralisch strafbar machen, diese Fahrt einer breiten Öffentlichkeit zu verschweigen. Alleine Wolfs Frisur, sicherlich eine von Zwickaus größten Sehenswürdigkeiten, war den Fahrpreis von 15 Euro wert.
Zwickauer Taxifahrer seit 1966 großer HSV-Fan
Doch der 58 Jahre alte Sachse hatte weit mehr als einen unschlagbaren Vokuhila (vorne kurz, hinten lang) zu bieten: Wolf ist HSV-Fan, wahrscheinlich der Einzige in Zwickau. „Der Uwe hat schuld“, sagte Wolf. 1966, die WM in England, Seelers Tore. „Da konnte ich gar nicht anders, als HSV-Fan zu werden“, so der Fahrer, der sein Taxi am Montagabend pünktlich um kurz vor 18.30 Uhr vor der nigelnagelneuen FSV-Arena abstellte. „Wenn der HSV schon einmal in unser schönes Zwickau zu Besuch kommt, dann lass ich mir das natürlich nicht entgehen.“
Labbadia ist mit Leistung seines Teams zufrieden
Gute 90 Minuten später konnte sich Wolf bester Laune auf den Weg zurück zu seinem Taxi machen. Dank eines späten Traumtores von Neuzugang Alen Halilovic hatte der HSV sein Erstrundenspiel im DFB-Pokal gegen den FSV Zwickau verdient mit 1:0 gewonnen, was neben Wolf vor allem HSV-Trainer Bruno Labbadia erfreute. „Es war ein richtig gutes Spiel von uns. Besonders die Art und Weise hat mir sehr gefallen, auch wenn wir uns den Vorwurf gefallen lassen müssen, dass wir die Partie nicht schon viel früher entschieden haben“, sagte der Coach.
Wood von Anfang an, Lasogga auf der Bank
Wie im Vorfeld der Partie erwartet ließ Labbadia mit der Startelf spielen, mit der er seit Tagen den Ernstfall im Training einstudiert hatte. Für Albin Ekdal (Sprunggelenk) und Lewis Holtby (Aufbautraining) starteten Gideon Jung und Aaron Hunt auf der Doppelsechs vor der Abwehr, ganz vorne erhielt Bobby Wood den Vorzug vor Pierre-Michel Lasogga. Doch für das erste Ausrufezeichen des Spiels sorgte weder Neuzugang Nummer eins (Wood) noch Neuzugang Nummer zwei (Filip Kostic), sondern Wolfs Lieblings-Hamburger Nicolai Müller. „Der Jung ist schnell“, hatte Taxifahrer Wolf schon vor dem Spiel gewusst – und durfte sich nach Müllers erstem Schussversuch nach gerade mal 58 Sekunden bestätigt fühlen.
Einzelkritik: Kostic könnte alle überzeugen
Im Anschluss war es vor allem der viel zitierte Pokalkampf, den die 10.134 Zuschauer serviert bekamen. Alleine in der ersten Halbzeit waren es drei Zwickauer, die mit Gelb verwarnt wurden. Und drei Hamburger (Müller, Cléber und Djourou), die mit Kopfverletzungen behandelt werden mussten. Fußball wurde zur Freude von HSV-Fan Wolf dann aber auch noch gespielt. Die größte Chance des ersten Durchgangs überließen die Hamburger allerdings großzügig Zwickaus Patrick Göbel, der im eigenen Strafraum unbedrängt den eigenen Pfosten anköpfte. Und weil auch Michael Gregoritschs wuchtiger Nachschuss neben statt im Tor landete, blieb es nach 45 alles in allem ordentlichen Minuten zunächst beim torlosen 0:0.
Halilovic deutet großes Potenzial an
Da große Torchancen auch in der zweiten Halbzeit zunächst Mangelware blieben, reagierte Labbadia nach einer guten Stunde und wechselte ausgerechnet Wolfs Liebling Müller aus. Der freundliche Taxifahrer aus Zwickau dürfte den Schock schnell verschmerzt haben, nachdem der eingewechselte Halilovic nur acht Minuten brauchte, um zu zeigen, dass er tatsächlich mal beim FC Barcelona unter Vertrag stand. Ein langes Dribbling, ein genauer Blick und ein Schuss, der – obwohl von Geber leicht abgefälscht – hinter Panzerglas ins HSV-Museum ausgestellt gehört.
„Natürlich freue ich mich sehr über mein erstes Tor, aber noch viel mehr freue ich mich über den Sieg“, gab der kleine Kroate direkt nach der Partie brav zu Protokoll. Etwas direkter wurde Halilovics Kumpel Kostic, der seinem Freund „einen echten Zauberfuß“ bescheinigte. „Der Typ ist einfach unglaublich“, lobte Kostic. Am Ende, da waren sich alle HSV-Profis einig, war es ein knapper, aber durchaus verdienter Pokalsieg. Und neben den 1000 mitgereisten Hamburgern durfte sich zumindest auch ein Zwickauer mehr als glücklich auf den Heimweg machen.
Statistik zum Spiel:
HSV: Adler – Sakai, Cléber, Djourou, Ostrzolek – Jung, Hunt – Müller (62. Halilovic), Gregoritsch (83. Lasogga), Kostic – Wood.
Tore: 0:1 Halilovic (70.). – Gelb: Wachsmuth, Miatke, Gebers/Müller. – Schiedsrichter: R. Kempter (Sauldorf). Z.: 10.134 (ausv.).