Sperren, Punktabzüge und die höchste Geldstrafe in der DTM-Geschichte: Die Richter verhängten gegen das Audi-Team schwere Strafen.
Drakonische Sperren gegen Audi-Motorsportchef Wolfgang Ullrich und Pilot Timo Scheider, dazu Punktabzüge und eine Rekordgeldstrafe gegen Audi - im DTM-“Funkskandal“ hat das Sportgericht des Deutschen Motor Sport Bundes (DMSB) durchgegriffen und das von vielen Seiten eingeforderte harte Urteil wegen „unsportlichen Verhaltens“ gefällt.
„Die Richter sahen es als erwiesen an, dass Wolfgang Ullrich in seiner Funktion als Audi-Motorsportchef in der letzten Runde des DTM-Rennens am 2. August in Spielberg per Funk eine Aufforderung an Audi-Pilot Timo Scheider gesendet hat, einen anderen Fahrer in eine Kollision zu verwickeln“, teilte der DMSB am Mittwoch in seiner Urteilsbegründung mit: „Da ein solches Verhalten dem Ansehen des Motorsports in der Öffentlichkeit massiv schadet, musste die Strafe entsprechend hart ausfallen.“
Ullrich, der seit 22 Jahren für den Motorsport bei Audi verantwortlich zeichnet, wurde bei den restlichen DTM-Veranstaltungen des Jahres „der Zutritt zur Boxengasse und der aktive Zugang zum Teamfunk verboten“. Dies kommt einer Sperre von acht Rennen gleich.
Der 64-jährige Österreicher wurde damit belangt, obwohl er formal keine eindeutige Rechtsbeziehung zum DTM-Auftritt von Audi besitzt: Vertraglich haftbar sind lediglich die Fahrer und Rennställe über Lizenzen sowie die Hersteller über eine Vereinbarung. Diese unterzeichnete jedoch Teamkoordinator Volker Nossek, nicht Ullrich.
Allerdings hat das DMSB-Sportgericht offenbar ein Schlupfloch gefunden, um Ullrich als Auslöser des Skandals zu belangen. „In dieser Angelegenheit sollen allein die Verantwortlichen mit einer Strafe belegt werden“, hatte DMSB-Pressesprecher Michael Kramp gegenüber dem SID bereits im Vorfeld angekündigt.
Der zweimalige DTM-Champion Scheider (36), der infolge der Aufforderung „Timo, schieb’ ihn raus“ den Kanadier Robert Wickens (Mercedes) von der Strecke befördert hatte, wurde von den Richtern als Befehlsempfänger bewertet und mit einem Startverbot für die nächsten beiden Saisonläufe am Sonnabend und Sonntag in Moskau belegt. Zudem wurde Scheiders Rennausschluss vom zweiten Lauf in Spielberg bestätigt.
Auch Hersteller Audi wurde kräftig belangt: Den Ingolstädtern wurden die im betreffenden Rennen gewonnenen 62 Punkte in der DTM-Markenwertung gestrichen, Mercedes übernahm damit die Führung in der Herstellerwertung. Zudem wurde Audi, Markenmeister der Vorsaison, mit der DTM-Rekordgeldstrafe von 200.000 Euro belegt. Die bislang höchste Geldstrafe (25.000 Euro) hatte ebenfalls Audi im Jahr 2009 wegen eines Verstoßes gegen die damals noch verbotene Teamorder zahlen müssen.
Bemerkenswert an dieser Stelle: Als sportrechtlicher Ansprechpartner des DMSB musste auch das Phoenix Racing Team vom Sportgericht in die Bestrafung mit einbezogen werden, obwohl „es für das Gericht als gesichert gilt, dass das Team auf den Funkspruch des Audi-Motorsportchefs keinen Einfluss nehmen konnte.“ Alle Beteiligten akzeptierten die Strafe.
In einer Kettenreaktion des Crashs wurde auch Wickens’ Markenkollege Pascal Wehrlein, zu diesem Zeitpunkt Führender der Gesamtwertung und Sechstplatzierter im Rennen, von der Strecke befördert. Wehrlein und Wickens wurden nachträglich keine Punkte zuerkannt - nicht zuletzt deshalb, weil der DMSB Scheiders Attacke explizit gegen Wickens wertete.
„Für Pascal und Robert tut mir dies sehr leid, da die verlorenen Punkte im Meisterschaftskampf noch eine wichtige Rolle spielen können“, sagte Wolff. Der 20-Jährige (94 Punkte) bleibt damit Dritter der Meisterschaft mit 17 Punkten Rückstand auf den Audi-Piloten Mattias Ekström aus Schweden (111).