Hamburg. Das Team Hamburg hat den Stand der Qualifikationen für die Sommerspiele 2016 vorgestellt. Olaf Scholz will auch in Rio dabei sein.
Die Vorfreude und Spannung auf die Olympischen Sommerspiele in Rio sind den Sportlern des Team Hamburg ein Jahr vor Beginn der Wettkämpfe deutlich anzumerken. Auf einer Veranstaltung am Donnerstagmorgen stellten unter anderem Beachvolleyball-Europameisterin Laura Ludwig, Judo-Europameisterin Martyna Trajdos, Boxer Artem Harutyunyan und Rollstuhlbasketball-Paralympics-Siegerin Gesche Schünemann einen aktuellen Stand der Vorbereitungen auf Rio vor.
Mit dabei war auch Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz (SPD), der am Ende der Veranstaltung versprach, in Rio vor Ort zu sein. „Es vergeht kein Tag, an dem Olympia keine Rolle spielt. Es müssen jetzt auch wichtige Entscheidungen getroffen werden,“ sagte Scholz im Hinblick auf das Referendum zur Hamburger Bewerbung um die Spiele 2024. Für die Bewerbung Hamburgs fügte Scholz aber an: „Das wird ein Dauerlauf“.
Team Hamburg stellt sich vor
Auch die Sportler betonten, dass die Gedanken schon voll und ganz auf Olympia fokussiert sind. „Ich denke jeden Tag an Olympia“, sagte etwa Boxer Harutyunyan, der sich kürzlich in Hamburg für Rio qualifiziert hatte. „Eigentlich schon seitdem ich ein Kind bin. Ich bin stolz Hamburg in Rio zu präsentieren.“
Die beiden Olympia-Routiniers Ludwig und Schünemann, die bereits in Peking und in London dabei waren, gaben den Olympia-Neulingen einige Tipps mit auf den Weg. „Eine wirkliche Vorbereitung gibt es eigentlich nicht. Genießen, das ist das A und O.“, rät Ludwig. Rückblickend schwärmte er: „Ich war ziemlich geflasht von meinen ersten Olympischen Spielen. Auf dem Feld habe ich eine Gänsehaut bekommen, gegen die man sich nicht währen kann. Es ist einfach überwältigend.“ Vor allem die tolle Stimmung im Olympischen Dorf wurde hervorgehoben. „Es ist immer schön, auch all die anderen Sportler kennenzulernen“, sagte Schünemann zustimmend.
Doch während sich Boxer Harutyunyan schon qualifiziert hat, müssen die restlichen Sportler aus dem Team Hamburg noch qualifizieren. Für die Volleyballer fällt erst im Juni eine Entscheidung. Ludwig sieht aber gute Chancen dabei zu sein, mit ihrer Mitspielerin Kira Walkenhorst, steht sie derzeit auf Platz sieben der Weltrangliste. Für Schünemann und ihrem Team geht es zunächst zur EM. Die Niederlande sind auf dem Weg nach Rio der stärkste Konkurrent. Qualifizieren muss sich auch noch Martyna Trajdos. Bei den Weltmeisterschaften in Kasachstan Ende August will die Hamburgerin weitere Punkte für die für Rio entscheidende Weltrangliste sammeln.
Auch zwei Unterstützer des Team Hamburg waren auf dem Podest dabei. Hansjörg Kunze, Vize-Präsident Kommunikation Aida Cruises, der bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul die Bronzemedaille über 5000 Meter gewann, und der Chef der Hamburger Drogeriekette Budnikowsky, Cord Wöhlke. Beide sprachen vom Engagement für die Sportler und über die Vorfreude auf mögliche Spiele in Hamburg. „Wir wollen so viele Menschen wie möglich animieren, zur Wahl zu gehen. Hamburg hat eine einmalige Chance“, sagte Wöhlke.
Gut 40 weitere Sportler aus der Hansestadt kämpfen noch um die Teilnahme an den Olympischen und Paralympischen Spielen in der brasilianischen Millionenmetropole.
Los Angeles vor Bewerbung
Unterdessen kristallisierte sich am Donnerstag heraus, dass Hamburg, sollte die Stadt sich bewerben, wohl noch einen weiteren starken Konkurrenten bekommt – und IOC-Präsident Thomas Bach seinen Willen. Die amerikanische Millionenmetropole Los Angeles wird sich aller Voraussicht nach ebenfalls um die Olympischen Sommerspiele 2024 bewerben. Für Bach, der sich nach dem Aus für Boston einen starken amerikanischen Kandidaten gewünscht hatte, eine gute Nachricht - für Hamburg eine schlechte.
Die „Stadt der Engel“ war zwar bereits 1932 und 1984 Gastgeber von Sommerspielen; dennoch dürfte sie als Favorit ins Rennen gehen. In den USA, dem wichtigsten Olympia-TV-Markt, fanden seit 1996 (Atlanta) keine Sommerspiele mehr statt - der Kontinent muss damit schon bedeutend länger warten als Europa mit den Interessenten Hamburg, Paris, Rom und Budapest seit London 2012. Dazu dürfte LA mit Nachhaltigkeit im Sinne von Bachs „Agenda 2020“ punkten, und: nirgendwo ist die Unterstützung der Bevölkerung größer.
81 Prozent für die Spiele
Laut einer vom Amerikanischen Olympischen Komitee (USOC) in Auftrag gegebenen Studie befürworten überwältigende 81 Prozent der Menschen in Los Angeles eine Bewerbung. Das USOC hatte sich am Mittwoch in Denver auch deshalb für LA und gegen die Interessenten San Francisco sowie Washington, D.C. ausgesprochen; bis Ende August soll die Bewerbung offiziell sein.
„Sie haben hervorragende Wettkampfstätten sowie unglaublichen Rückhalt der Bevölkerung und Politik. Und sie verstehen einfach, welch’ gewaltigen Vorteile Olympia bringen würde“, sagte USOC-Vorstandschef Scott Blackmun. Auf eine Bewerbung zu verzichten, käme einer „vergebenen Chance“ gleich.
Zumal Bach das USOC nach dem überraschenden Ausscheiden des ursprünglichen Favoriten Boston im Juli ermuntert hatte, sich mit einem anderen Kandidaten zu bewerben. Aus IOC-Sicht scheint LA der ideale Gastgeber zu sein. Bürgermeister Eric Garcetti hat bereits signalisiert, dass er den „Host-City-Vertrag“ unterzeichnen würde. Er erhofft sich bei einem Budget von 4,1 Milliarden Euro einen Gewinn (!) von 136 Million Euro für die Stadt an der Westküste der USA. „Ich denke, dass es das Richtige wäre, wir würden davon wirtschaftlich profitieren“, sagte er der Los Angeles Times über eine Bewerbung, die auch Gouverneur Jerry Brown und der kalifornische Kongress befürworten.
Start der Kommerzialisierung der Spiele
Das IOC hat an Los Angeles beste Erinnerungen. Mit dem zweiten Gastspiel dort 1984 begann die Kommerzialisierung der Spiele - ein Modell für alles, was danach kam. Das Organisationskomitee (LAOOC), das Olympia selbst vermarkten durfte, erzielte - auch dank Sponsoring-Einnahmen in damals ungeahnter Höhe (123 Millionen Dollar) - einen Gewinn von 232,5 Millionen Dollar. Und LA begeisterte trotz des Boykotts einiger kommunistischer Staaten mit großem Sport.
Neben den europäischen Konkurrenten um Hamburg haben Baku/Aserbaidschan und Toronto/Kanada Interesse an einer Bewerbung, die bis zum 15. September beim IOC hinterlegt werden muss. In Hamburg findet am 29. November die Bürgerbefragung zu Olympia statt, über die Vergabe der Sommerspiele 2024 wird im Sommer 2017 beim 130. IOC-Kongress in Lima/Peru entschieden - mit LA als heißestem Anwärter.
Mit Material von sid und dpa