Berlin/London. Nach dem Wimbledon-Sieg seines Schützlings will Boris Becker nicht über seinen Vertrag sprechen. Über alles mögliche andere schon.
Boris Becker will nicht darüber sprechen, ob er auch im nächsten Jahr noch Trainer von Wimbledon-Gewinner Novak Djokovic sein wird. „Über Verträge rede ich nicht. Nur so viel: Es macht Novak und mir sehr viel Spaß. Wir lernen dazu, haben einen großen Schritt gemacht im Vergleich zum letzten Jahr. Das ist im Moment das Wichtigste“, sagte der ehemalige Tennis-Star in einem Interview der „Bild“ (Dienstag).
Der mittlerweile 47 Jahre alte Leimener stellte erstaunt fest: „Mein Leben verlief bisher außergewöhnlich. Von daher passt das ganz gut dazu. Ich hätte mir vor fünf Jahren nie erträumen lassen, dass ich hier Trainer bin vom amtierenden Wimbledonsieger.“ Sein 28 Jahre alter Schützling Novak Djokovic hatte am Sonntag genau wie Becker zum dritten Mal an der Church Road gewonnen. Der unangefochtene Weltranglisten-Erste aus Serbien besiegte im Endspiel den Schweizer Roger Federer.
Becker trifft Kritik an seinen Trainerfähigkeiten
Becker machte im Interview mit deutschen Medien keinen Hehl daraus, dass ihn die Zweifel an seinen Coaching-Fähigkeiten getroffen hatten. Er sei "schlicht überrascht" gewesen, dass man seine Tenniskenntnisse in Frage stellte. "Aber das ist immer so in meinem Leben gewesen", sagte Becker: "Ich werde gerne skeptisch betrachtet und in Frage gestellt."
Genugtuung verspürt er nach den großen Erfolgen von Djokovic dennoch nicht. Becker: "Kritik stachelt meinen Ehrgeiz an, ist eher Motivation für mich, macht mich besser." Er selbst sieht sich als "Teamplayer".
Pressestimmen zu Djokovics Wimbeldon-Sieg
„Nase novine“ (Serbien)
„Jetzt weiß auch Roger: Novak ist der König von Wimbledon!“
„Novosti“ (Serbien)
„Der König des Tennis-Tempels“
„Blic“ (Serbien)
„Stärker als die Provokateure. Djokovic hat noch einmal gezeigt, dass er dann am motiviertesten ist, wenn alle, oder jedenfalls die Mehrheit, gegen ihn sind“
„Kurir“ (Serbien)
„Sir Nole Djokovic. Seine Majestät Novak!“
„Informer“ (Serbien)
„Serbien ist stolz auf ihn. Ein neuer fantastischer Erfolg unseres Asses“
„Danas“ (Serbien)
„Novak, der Herrscher von Wimbledon“
„TV B92“ (Serbien)
„Wie ein Bulldozer hat ihn Novak überfahren“
„Blick“ (Schweiz)
„Trotz 4-Satz-Pleite gegen König Novak: Federer verspricht Großes. "Ich bleibe hungrig, schufte noch härter und komme wieder!" So kämpferisch ist Roger nach dem geplatzten Wimbledon-Traum.“
„Neue Zürcher Zeitung“ (Schweiz)
"Die Legende Roger Federers wächst auch ohne 18. Grand-Slam-Titel weiter. Federers Popularität, die Aura, die ihn umgibt, hängt längst nicht mehr von seinen Resultaten ab. Die Zuschauer begleiten ihn und seine Auftritte wie Erscheinungen. Jeder außerhalb von Djokovics Lager hätte Federer deshalb seinen 18. Major-Titel, den achten in Wimbledon, von Herzen gegönnt.“
„Tages-Anzeiger“ (Schweiz)
„Gegen eine Wand gelaufen. Roger Federer fehlte die Magie früherer Wimbledon-Endspiele, die er gegen den starken Novak Djokovic gebraucht hätte.“
„Basler Zeitung“ (Schweiz)
„Federer am Ende chancenlos. Für Federer wird die Welt ob dieser Niederlage nicht untergehen. Mit etwas Abstand wird er sich sagen: "So what? Ich versuche es wieder."“
„The Sun“ (England)
„Lasst uns Novak Djokovic Mr. Unzerstörbar nennen. Den Iron Man des Tennis. Roger Federer konnte nichts machen gegen diesen übermenschlichen, überfitten Serben.“
„The Daily Mirror“ (England)
„Electric Djok (Elektrischer Schlag). Bevor er angefangen hat, Grand Slams zu gewinnen, war der Serbe berühmt für seine Imitationen großer Spieler. In diesen Tagen wird sein Spiel verdammt unnachahmlich.“
„The Guardian“ (England)
„Majestätischer Djokovic zu stark für Federer. Die rücksichtslose Power und Präzision von Djokovic übertrumpfen Federers Klasse. Vergesst die Big Four. Es gibt den Big One und die anderen.“
„The Times“ (England)
„Federers Traum vom märchenhaften Triumph von Djokovic beendet. Der Serbe übt Druck aus wie das Meer gegen einen Felsen, Welle für Welle mit gleichmäßiger, beständiger und absolut zuverlässiger Intensität. Federer hat ein gutes Spiel gespielt. Aber Djokovic war unerbittlich.“
Der Triumph von Djokovic auf dem heiligsten aller Tenniscourts am Sonntag gegen den Schweizer Major-Rekordgewinner Roger Federer (7:6, 6:7, 6:4, 6:3) war für Becker ein ganz besonderer. "Dass Novak diesen Sieg 30 Jahre nach meinem ersten Titel holt, ist fast filmreif. Was da passiert, ist wie ein Traum. Es wirkt alles auf mich wie Schicksal: Wimbledon hat wohl immer etwas Besonderes mit mir vor", meinte Becker. Er müsse sich manchmal selbst wundern, "wie das jetzt alles so läuft". (dpa/sid)