London. Serena Williams jagt in Wimbledon nach weiteren Rekorden. Im Finale bekommt es die Weltranglisten-Erste mit einer Newcomerin zu tun.
Serena Williams fehlt in Wimbledon nur noch ein Sieg, um das nächste Kapitel ihrer einzigartigen Erfolgsgeschichte zu schreiben. Die alles überragende Spielerin aus den USA ließ der Russin Maria Scharapowa im Duell der Tennis-Superstars beim 6:2, 6:4 keine Chance und greift am Samstag (15 Uhr MESZ/Sky) nach dem sogenannten Serena Slam.
Gewinnt Williams auch gegen die Spanierin Garbine Muguruza, hält sie zum zweiten Mal in ihrer Karriere alle vier Grand-Slam-Titel gleichzeitig. Dieses Kunststück war der 20-maligen Majorsiegerin bereits 2002/03 gelungen. „Das ist so aufregend, ich war wirklich nervös, es ist ja lange her, dass ich hier so weit gekommen bin“, sagte Williams, die 2012 ihren bislang letzten Titel im Rasen-Mekka gewonnen hatte.
Die 21 Jahre junge Muguruza hatte sich zuvor gegen die Polin Agnieszka Radwanska 6:2, 3:6, 6:3 durchgesetzt und hat eine Außenseiterchance, als zweite Spanierin nach Conchita Martinez 1994 beim bedeutendsten Tennisturnier der Welt zu triumphieren. „Ich habe keine Worte dafür, ich bin so glücklich“, jubelte Muguruza: „Es ist wie ein Traum, aber ich will den Titel und muss weiter konzentriert bleiben.“
Als haushohe Favoritin, nicht erst seit ihrem 18. Sieg im 20. Duell mit Scharapowa, geht jedoch die zwölf Jahre ältere Williams in die Partie. Die (noch) fünfmalige Wimbledonsiegerin ist auf dem besten Weg, alle bestehenden Tennis-Rekorde zu zerbröseln. Ihrer Wucht und Nervenstärke hat kaum eine Spielerin etwas entgegenzusetzen.
Von Grand Slam will Serena Williams noch nichts wissen
Vom Grand Slam, dem Triumph in Melbourne, Paris, Wimbledon und New York in einem Kalenderjahr will Williams allerdings noch nichts wissen, Fragen zu den Bestmarken von Steffi Graf (22 Majortitel in der Open Era) und Margaret Court (24) beantwortet sie nur widerwillig: „Ich muss niemandem mehr etwas beweisen, ich spiele nur noch für mich.“
Das allerdings konstanter und damit besser denn je - vor allem, wenn es wichtig wird. Gegen Scharapowa schlug Williams 13 Asse, nicht eine Breakchance ließ sie zu. Mit größter Mühe schaffte es Scharapowa, zumindest den zweiten Satz ausgeglichener zu gestalten, doch wieder einmal war Williams zu stark. Scharapowas Siege gegen Williams liegen beide elf Jahre zurück, einer gelang ihr im Wimbledonfinale.
Es war nur eine von vier Niederlagen, die Williams in ihren bislang 24 Grand-Slam-Endspielen kassierte. Außer gegen Scharapowa verlor sie gegen ihre Schwester Venus (US Open 2001 und Wimbledon 2008) und die Australierin Samantha Stosur (US Open 2011). Es ist äußerst unwahrscheinlich, dass sich Muguruza in diese Liste einreihen kann.
Zwar hatte die 1,82 m große Tochter eines Basken und einer Venezolanerin Williams im vergangenen Jahr bei den French Open in Paris deklassiert, doch ist ihr offensives und riskantes Spiel oftmals noch zu fehleranfällig. Gegen Radwanska führte Muguruza mit 3:1 im zweiten Satz, sieben Spielverluste später drohte das Match zu kippen. Beeindruckend allerdings, wie nervenstark sie die Krise meisterte.
Bereits in der dritten Runde gegen Deutschlands größte Rasenhoffnung Angelique Kerber hatte Muguruza neun Satzbälle mutig abgewehrt. „Ich habe das Match nicht verloren, sie hat es mit ihren Gewinnschlägen entschieden“, sagte die Kielerin später anerkennend. Nur eine Spielerin trat im All England Club in diesem Jahr bislang gnadenloser als Muguruza auf, und die heißt Serena Williams. (sid)