Die größte Segelregatta der Welt setzt auf paralympische und junge olympische Bootsklassen. Olympiahafen im Stadtteil Schilksee ist über eine behindertengerechte Rampe barrierefrei zugänglich.
Hamburg. Der gute Ruf der Kieler Woche hat sich bis nach Fernost herumgesprochen. Für die 132. Auflage (21. bis 29. Juni) hat der indische Verband einen Starter für den RS:X-Wettbewerb gemeldet. „Pragi“ ist der Name des Surfbretts, wer es steuern soll, wurde noch nicht entschieden. Vermutlich niemand. Denn außer der indischen ist bisher keine Nennung für die olympische Windsurfklasse bei Peter Ramcke eingegangen. 15 Teilnehmer sind die Mindestzahl. „Wahrscheinlich werden wir das Rennen absagen“, sagte der Organisationschef am Dienstag in Hamburg.
Seit die Kieler Woche 2012 dem Weltcup den Rücken kehrte, nimmt der Internationale Segelverband ISAF keine allzu große Rücksicht mehr auf die größte Regatta der Welt. So wurde die Europameisterschaft in der RS:X-Klasse vom 28. Juni bis zum 5. Juli nach Cesme (Türkei) vergeben, weshalb der Olympiavierte Toni Wilhelm aus Friedrichshafen auf sein Heimrennen verzichten muss. Auch die besten Nachwuchsleute im 470er werden in Kiel fehlen, weil zeitgleich die Junioren-WM in Cervia (Italien) ausgesegelt wird. „Eigentlich ist das Zeitfenster für Titelkämpfe deutlich außerhalb des unseren“, sagt Ramcke, „hier ist weitere Lobbyarbeit notwendig.“
Ansonsten aber werde Kiel wieder zum Treffpunkt der Weltklasse. Man habe im Hinblick auf die Spiele 2016 in Rio die Rennformate gewählt, die auch die ISAF bevorzugt: mit zumeist zehn Wettfahrten, deren Ergebnisse in das abschließende Medaillenrennen mitgenommen werden. Zudem setzt man auf verbesserten Service für die Aktiven. Ihnen wird jetzt ein gemeinsamer Grillabend angeboten, zudem sei der Check-in laut Ramcke vereinfacht worden.
Neu ist auch, dass der Olympiahafen im Stadtteil Schilksee über eine behindertengerechte Rampe barrierefrei zugänglich ist, wie es Paralympicssieger Heiko Kröger vom NRV Hamburg seit Langem gefordert hatte. Dadurch konnte der Sonar als zweite paralympische Bootsklasse neben Krögers 2.4mR ins Programm genommen werden. Der Hamburger Jens Kroker vom NRV, Goldmedaillengewinner von Peking 2008, hat seinen Start bereits zugesagt.
Auf Kröger und Kroker darf der Deutsche Segler-Verband (DSV) auch für Rio wieder zählen. In den olympischen Disziplinen blieb das Sailing Team Germany, wie sich die Nationalmannschaft nennt, hinter den eigenen Erwartungen zurück. Bei den ersten beiden Weltcups der Saison gab es nur eine Podestplatzierung: Moana Delle surfte in Hyères (Frankreich) sogar zum Sieg. Anschließend beendete die Kielerin allerdings ihre Karriere.
„Das ist sehr schade, sie war eine unserer großen Hoffnungsträgerinnen“, sagt DSV-Sportdirektorin Nadine Stegenwalner. Mut mache allerdings die Entwicklung in den neuen olympischen Klassen. Auf dem Katamaran Nacra 17 konnten sich Paul Kohlhoff und Carolina Werner zweimal im Vorderfeld platzieren. Stegenwalner bescheinigt dem jungen Kieler Duo „eine tolle Entwicklung“, hat es allerdings für Olympia bislang nicht auf der Rechnung: „Wir sehen, dass international sehr starke Teams in diese Klasse einsteigen. Unsere Medaillenerwartungen gehen eher in Richtung Tokio 2020.“
So lange will Werner nicht warten: „Wir geben Vollgas für Rio und glauben, dass wir eine Chance haben.“ Eine gute Platzierung im heimischen Gewässer wäre die beste Bestätigung. Dass das Rennen noch abgesagt wird, steht nicht zu befürchten. Am Dienstagabend lagen bereits 19 Meldungen vor.