Erstmals seit vier Jahren führte das Segelschulschiff „Gorch Fock“ die Windjammerparade wieder an. Knapp 100.000 Menschen wollten sich das trotz Nebel und Regen nicht entgehen lassen.
Kiel. Wie an einer Perlenschnur reihten sich die Groß- und Traditionssegler auf der Kieler Förde – um sie herum zahlreiche kleinere und größere Segelboote und Jachten. Erstmals seit vier Jahren führte das Segelschulschiff „Gorch Fock“ am Samstag die Windjammerparade zur Kieler Woche an. Bei anfänglichem Nebel und Regen folgten in ihrem Fahrwasser 100 Schiffe, darunter mehrere Windjammer wie das in Kiel gebaute russische Segelschulschiff „Sedov“, und boten auf der Förde ein imposantes Schauspiel. Knapp 100 000 Menschen verfolgten das rund zweistündige Spektakel nach Angaben der Stadt.
Teilweise unter Segeln schipperte die 89 Meter lange „Gorch Fock“ die Förde entlang. „Die Teilnahme an der Parade ist eine Besonderheit und eine große Ehre, denn das Schiff hat ja seit 2009 nicht mehr daran teilgenommen“, sagte Kommandant Helge Risch zum Schiffskorso. Die gesamte Besatzung sei bereits vorher im positiven Sinne angespannt gewesen. „Alle sind sehr, sehr stolz, das Schiff wieder einer größeren Öffentlichkeit präsentieren zu können.“
Vier Jahre lang war die „Gorch Fock“ dem maritimen Höhepunkt der Kieler Woche ferngeblieben. Nachdem in Brasilien Anfang November 2010 eine Kadettin bei der Ausbildung aus der Takelage in den Tod gestürzt war, stand sogar die Zukunft als Schulschiff infrage. Medien berichteten über angebliche Schikanen an Bord, von Ausbildungsdefiziten und Führungsschwächen bei Offizieren war die Rede. Schließlich wurde der damalige Kommandant abgelöst und die Ausbildung ausgesetzt.
Doch bei weitem nicht alle Vorwürfe hielten der Überprüfung stand. Die Marine selbst erkannte aber auch Mängel und korrigierte das Ausbildungskonzept. Ende 2012 war der Dreimaster von seinem Heimathafen Kiel aus erstmals nach langer Zwangspause wieder mit Kadetten an Bord zu einem Ausbildungstörn aufgebrochen. Damit waren für die seit 1959 die Weltmeere befahrende „Gorch Fock“ die zwei schwersten Jahre ihrer Geschichte zu Ende gegangen.
Während der Windjammerparade am Sonnabend befanden sich nur die 130 Männer und Frauen der Stammbesatzung des Segelschulschiffs an Bord. Mit dem gemächlichen Tempo von vier Knoten, das entspricht knapp 7,5 Kilometern pro Stunde, nahmen die Bark und die anderen Paradeteilnehmer Kurs in Richtung Laboe am Ausgang der Kieler Förde. Dazu gehörten auch die „Alexander von Humboldt II“ und die „Götheborg“, der Nachbau eines schwedischen Handelsschiffes aus dem 18. Jahrhundert. Die ebenfalls an der Regatta teilnehmende „Sedov“ gilt mit knapp 118 Metern als größtes noch fahrendes Traditionsschiff der Welt.
Auch 17 Dampfschiffe und Begleitboote sowie zahlreiche größere und kleinere Segelboote und Jachten begleiteten die Windjammer. Von Routine könne angesichts dieser vielen Schiffe auf dem Wasser keine Rede sein, sagte „Gorch Fock“-Kommandant Risch. „Jeder Kapitän muss dabei – egal wie groß oder klein das Schiff ist – voll konzentriert sein, damit es auf der Kieler Förde nicht unter Umständen zu einer Havarie oder einer Kollision kommt. Das ist keine Routine.“
Der Kieler Hafenkapitän Michael Schmidt zeigte sich zufrieden mit dem Verlauf der Parade: „Wir haben sehr günstigen Wind. Segel gesetzt haben alle.“