Trotz des schlechten Wetters sind etwa drei Millionen Besucher zur Kieler Woche gekommen. Heute Abend geht das Volksfest mit einem großen Feuerwerk zu Ende. Wolfgang Hunger holt sich den 21. Titel.

Kiel. Nur eitel Sonnenschein bietet die Kieler Woche nie, aber durchgehend so mies wie diesmal war das Wetter selten. Dennoch begeisterte das zehntägige Segel- und Volksfest wieder die Kieler und ihre Gäste aus aller Welt. „Das Wetter war grauenhaft, die Stimmung war super“, bilanzierte Oberbürgermeisterin Susanne Gaschke (SPD) am Sonntag. „Es war eine wunderschöne Woche.“ Das Ereignis sei ein Gesamtkunstwerk, das eine unglaubliche organisatorische Stärke offenbare. Die Polizei sprach von einem friedlichen Verlauf.

Nach Schätzungen der Stadt lockte das größte Sommerfest im Norden Europas etwa drei Millionen Besucher an. Mit Regenjacke und Schirm ausgerüstet, bummelten sie über die Festmeile am Förde-Ufer, schauten den Seglern zu, probierten am Internationalen Markt Leckereien aus 33 Ländern und besuchten die 2100 Veranstaltungen. Über 250 abendliche Konzerte waren auf 15 Bühnen zu hören. Am Sonntagabend stand mit einem Auftritt von Popsängerin Nena noch ein Höhepunkt an.

Nahezu 100 000 Menschen ließen sich am Sonnabend vom Regen nicht abhalten und verfolgten die Windjammerparade, den maritimen Höhepunkt der Kieler Woche. Vornweg fuhr erstmals nach dreijähriger Pause das Segelschulschiff „Gorch Fock“. Es folgten 100 Schiffe, darunter stolze Großsegler wie die russische „Sedov“, mit knapp 118 Metern das größte noch fahrende Traditionsschiff der Welt. Dabei waren auch die „Alexander von Humboldt II“ und erstmals die „Götheborg“, Nachbau eines schwedischen Handelsschiffes aus dem 18. Jahrhundert.

Teilweise unter Segeln schipperte die 89 Meter lange „Gorch Fock“ auf der Förde. „Die Teilnahme an der Parade ist eine Besonderheit und eine große Ehre, denn das Schiff hat ja seit 2009 nicht mehr daran teilgenommen“, sagte Kommandant Helge Risch. „Alle sind sehr, sehr stolz, das Schiff wieder einer größeren Öffentlichkeit präsentieren zu können.“ Nachdem im November 2010 in Brasilien eine Kadettin aus der Takelage in den Tod gestürzt war, stand sogar die Zukunft der Bark als Schulschiff der deutschen Marine infrage.

Medien schrieben von angeblichen Schikanen, Ausbildungsdefiziten und Führungsschwächen bei Offizieren. Der Kommandant wurde abgelöst, die Ausbildung ausgesetzt. Bei weitem nicht alle Vorwürfe hielten der Überprüfung stand. Die Marine sah aber selbst Mängel und korrigierte das Ausbildungskonzept. Ende 2012 startete der Dreimaster erstmals nach langer Zwangspause einen Ausbildungstörn. Mit der Teilnahme an der Windjammerparade kam nun ein weiteres Stück Normalität zurück. Die Marine war zufrieden: 15.000 Besucher, 2500 mehr als 2012, besichtigten an drei Nachmittagen 25 Schiffe aus elf Ländern.

Während die Segler am Sonntag die letzten Regatten beim weltweit größten Segelereignis mit knapp 4000 Sportlern aus 48 Nationen fuhren, genossen in der Innenstadt Zehntausende den Abschlusstag der Kieler Woche. Sie sollte mit einem nächtlichen Feuerwerk zu Ende gehen. Viele Mädchen und Jungen freuten sich auf das Abschlussfest an der Spiellinie am Abend. Dort hatten 350.000 kleine und große Kinder eine Woche lang ein Schlaraffenland gebaut – aus zwölf Tonnen Lehm, 6000 Schrauben, 500 Kilo Nägeln, 800 Balken, 60 Fichtenstämmen, 500 Liter Farbe und 400 Bettlaken.

Die Polizei rückte bis Sonntagmorgen zu 517 Einsätzen aus, die direkten Bezug zu dem Großereignis hatten, berichtete Polizeichef Thomas Bauchrowitz. Das waren etwas mehr als vor einem Jahr, aber die Zahl der Straftaten sank. Bei den gefährlichen Körperverletzungen gab es einen Rückgang von 44 auf 25. „Wir haben keine schweren Ausschreitungen und Verletzungen gehabt“, sagte der Polizeichef. Die Beamten halfen 71 Betrunkenen, 17 verbrachten die Nacht in Polizeigewahrsam.

Am Sonntag nahmen im Rathaus die Nanotechnik-Spezialistin Martina Gerken (40) und der Jurist Robert Alexy (67) den mit 10 000 Euro dotierten Kieler Wissenschaftspreis entgegen. Gerken ist Expertin für optische Technologie und Integrierte Systeme. Alexy lehrt seit 1986 Öffentliches Recht und Rechtsphilosophie in Kiel.

Wolfgang Hunger holt sich 21. Titel

Der fünfmalige 505er-Weltmeister Wolfgang Hunger (Kiel) hat zum 21. Mal die Kieler Woche gewonnen. Zusammen mit seinem Vorschoter Julien Kleiner (München) ließ der erfolgreichste Teilnehmer der Geschichte bei der 131. Auflage der Segelveranstaltung auch das Europameister-Duo Schomäker/Jess und die amtierenden Weltmeister Lehmann/Oehme hinter sich.

Noch deutlicher als Hunger beherrschten Helge und Christian Sach (Zarnekau) das Feld bei den F18-Katamaranen. Die beiden brachten zehn erste Plätze (bei einem Streicher) in die Wertung ein. Im Musto Skiff setzte sich der Schweizer Roger Oswald durch, der Kieler Iver Ahlmann belegte Rang drei.

Mit den abschließenden Siegerehrungen endete die Kieler Woche 2013, an der mehr als 4000 Segler aus 48 Nationen teilnahmen.