Für Manchester United geht es in München um alles. Mit einem Aus in der Champions League wäre in der verkorksten Saison auch das letzte Ziel verfehlt. Der angeschlagene Rooney lässt sich für das Viertelfinal-Rückspiel extra fitspritzen.
London. Als Wayne Rooney am Dienstagmorgen um kurz vor elf Uhr Ortszeit im „Aon Training Complex“ südwestlich von Manchester den Rasen betrat, atmete (fast) das ganze Fußball-Mutterland auf. Der lädierte Zeh des englischen Nationalstürmers am linken Fuß, das war jetzt klar, wird halten - und Rooney, der wichtigste Spieler von Manchester United, im Viertelfinal-Rückspiel der Champions League am Mittwoch bei Bayern München mitwirken können.
„Er wird auf jeden Fall spielen“, erklärte Teammanager David Moyes: „Er lässt sich extra spritzen. Das zeigt, wie wichtig ihm das Spiel ist. Und wenn er spielen will, wären wir ja verrückt, wenn wir ihn nicht aufstellen würden.“
Rooney ist schließlich „Anführer“ und „kreativer Geist“ der Red Devils - und „Plünderer“ im gegnerischen Strafraum, wie ihn der Guardian dieser Tage nannte. Für Bayern-Trainer Pep Guardiola ist der 28-Jährige schlicht „einer der besten Spieler, die ich in meiner Karriere gesehen habe“. Dass Rooney würde passen müssen, schloss Guardiola schon vor der Rückkehr des Angreifers ins Mannschaftstraining aus. „Er wird spielen, zu hundert Prozent. Ich wette mit dir ein großes Bier“, sagte er am Dienstag um kurz nach elf Uhr zu einem englischen Reporter.
Schließlich steht auch für United einiges auf dem Spiel. „Das ist eine ganz wichtige Partie für uns“, sagte Rooney, „ein Weiterkommen würde unsere Saison retten.“ In der Premier League ist United nur Tabellen-Siebter und droht erstmals seit einem Vierteljahrhundert die Europapokal-Plätze zu verpassen.
„Wir müssen zeigen, dass wir auch ein gutes Team sind“, forderte Rooney, der sich seine Blessur im Hinspiel zugezogen hatte, wo er mit seiner Flugeinlage für den Platzverweis von Bastian Schweinsteiger gesorgt hatte. „Ich denke, dass es ein Foul war“, sagte er dazu - und stand mit dieser Meinung ziemlich alleine da.
Überhaupt scheiden sich an Rooney die Geister. Einige sehen in ihm wie Bayern-Verteidiger Dante einen „Weltklassestürmer“. Andere meinen, Rooney habe sich seit seinem Durchbruch als 16-Jähriger im Sommer 2002 beim FC Everton kaum weiterentwickelt, lebe nicht wie ein Profi.
Allerdings: Rooney schießt im Durchschnitt alle 90 Minuten einen Treffer, oder gibt wenigstens einen Assist. Mit 17 Saisontoren ist er der gefährlichste United-Stürmer (allerdings auch, weil Robin van Persie schon länger fehlt). In der Kontertaktik, auf die Moyes auch in München setzen dürfte, kommt ihm als Verbindungsspieler zu Spitze Danny Welbeck eine Schlüsselrolle zu.
Deshalb arbeitete er laut Moyes am Sonnabend „hart“ auf dem Rad und im Schwimmbecken, während die Kollegen ohne ihn 4:0 bei Newcastle United gewannen - übrigens mit einer verglichen zum Bayern-Spiel auf acht (!) Positionen veränderten Elf. Die Mannschaft am Mittwoch könne besser spielen als in der ersten Partie. „Und wir müssen auch besser spielen, wenn wir ins Halbfinale kommen wollen“, sagte Moyes.
Ganz so, wie es der FC Chelsea 2012 tat, als er den Bayern das „Finale dahoam“ ruinierte. Es mag komisch klingen, meinte Evra, aber dieses seltsame Jahr mit einer schwachen Bilanz in der Liga und guten Auftritten in der Königsklasse erinnere ihn an Chelsea im Jahr des Titelgewinns. Abwehrkollege Phil Jones fügte an, in München werde es noch schwieriger als im Hinspiel, „aber jeder weiß, was Chelsea dort im Finale geschafft hat“. Die Bayern, betonte Moyes, „haben gegen viele Mannschaften leichtes Spiel - gegen uns nicht“.