Und plötzlich geht es gegen den Abstieg. Nach einer schwachen Leistung in Braunschweig geht es für Hannover 96 nun auch in den Kampf gegen den Abstieg. Gegen den HSV werden Hoffmann und Huszti fehlen.

Braunschweig. Die Profis von Eintracht Braunschweig feierten so ausgelassen mit ihren Fans, als wäre das Wunder Klassenerhalt bereits wahr geworden. Derweil schlichen die Spieler von Hannover 96 wie geprügelte Hunde schnell nach dem Abpfiff in die Kabine. Ausgerechnet der Erzivale Braunschweig hatte Hannover zuvor tief in den Abstiegsstrudel gezogen. Die Gäste verloren das 120. Niedersachsen-Derby mit 0:3 (0:2) und haben nach vier Niederlagen in Serie nur noch zwei Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz. Der Tabellenletzte hingegen hat sich bis auf zwei Zähler an den rettenden Rang 15 herangekämpft.

Binnen sieben Minuten stellten die Platzherren frühzeitig die Weichen auf Sieg. In der 14. Minute war Torjäger Domi Kumbela auf Vorarbeit von Ken Reichel erfolgreich. Der zweite Treffer gelang dem Norweger Havard Nielsen (21.) mit einem sehenswerten Volleyschuss. Jan Hochscheidt machte dann in der 89. Minute den höchsten Saisonsieg der Gastgeber perfekt, die seit fünf Spielen zu Hause ohne Niederlage sind.

„Wichtig ist, dass wir die drei Punkte hiergehalten haben. Die Mannschaft ist mit dem Druck sehr gut umgegangen. Wir sind nach wie vor dabei. Das ist schon ein schöner Tag für uns, an dem wir sehr glücklich sind“, sagte Braunschweigs Sportdirektor Marc Arnold erleichtert kurz nach dem Spiel bei Sky. Sein Trainer Torsten Lieberknecht stellte aber klar: „Das waren wichtige drei Punkte in einem emotinalen Spiel. Wir stehen aber immer noch auf einem Platz, der den Abstieg bedeutet.“

Unterdessen skandierten Hannovers Anhänger „Vorstand raus“ und „Kind muss gehen“. Hannovers Vorstandschef Martin Kind war bereits zur Pause restlos bedient und hatte bei Sky Spielweise und Einstellung seiner Mannschaft scharf kritisiert: „So darf man sich nicht präsentieren. Das ist inakzeptabel.“

Vor 22.867 Zuschauern im ausverkauften Eintracht-Stadion war die Mannschaft von Lieberknecht das willensstärkere und einsatzfreudigere Team. Der frühe Vorsprung spielte ihnen in die Karten, aus einer verstärkten Deckung heraus wurden immer wieder erfolgversprechende Konter gefahren.

Das Team von Hannovers Coach Tayfun Korkut hingegen agierte nach dem Rückstand zunehmend nervös und hektisch. Es dauerte bis zur 36. Minute, ehe Ex-Nationalspieler Christian Schulz das Eintracht-Tor erstmals mit einem Kopfball in Gefahr brachte.

Zudem leisteten sich die „Roten“ im ältesten deutschen Fußball-Derby mehrfach unnötige Fouls, was Folgen hatte. Innenverteidiger Andre Hoffmann flog in der 62. Minute nach grobem Foulspiel vom Platz, Mittelfeldspieler Szabolcs Huszti sah seine zehnte Gelbe Karte. Beide werden den Hannoveranern am kommenden Wochenende im vorentscheidenden Abstiegsduell mit dem Nordrivalen Hamburger SV fehlen.

Nach dem Seitenwechsel reagierte Korkut und wechselte für den unauffälligen Artjoms Rudnevs Routinier Jan Schlaudraff ein. Doch auch dieser Tausch änderte am Spielverlauf wenig. Der unbedingte Wille bei Hannover, das Ergebnis noch zu drehen, war nicht durchgehend erkennbar. In der 72. Minute traf Huszti zumindest den rechten Torpfosten.

Zusätzlich zur schmerzlichen Niederlage mussten die „Roten“ auch den Spott der Braunschweiger Anhänger ertragen, die voller Inbrunst sangen: „Wir bleiben drin und ihr steigt ab.“

Zumindest während der Begegnung blieben die gefürchteten Ausschreitungen zwischen den rivalisierenden Fangruppen aus. Den 3300 Polizisten gelang es weitgehend, die verfeindeten Anhänger voneinander zu trennen.

Nur aus der Braunschweiger Innenstadt wurde zunächst vereinzeltes Abbrennen von Pyrotechnik gemeldet. Im Stadion fanden diese Randalierer dann einige Nachahmer im Braunschweiger Fanblock.

Die sehr agilen Torjäger Nielsen und Kumbela verdienten sich bei den Blau-Gelben die besten Noten. Beim Tabellen-13. konnte nur der eifrige Huszti phasenweise überzeugen.