Hamburger Unternehmer und Bet at home zahlen die Gage des Schweizer Tennisstars. „Ich habe tolle Erinnerungen an dieses Turnier und die Stadt“, sagte Federer, „deshalb komme ich sehr gerne wieder.“
Hamburg. Das ist die Nachricht, die alle Tennisfreunde in Hamburg entzückt: Roger Federer, 31, kehrt zum Rothenbaum zurück. Die langjährige (Rekord-)Nummer eins der Weltrangliste (302 Wochen), weiter der beliebteste Spieler auf der Tour, schlägt bei den German Open (13. bis 21. Juli) auf, wahrscheinlich das erste Mal am Mittwoch, dem 17. Juli. Das gab Turnierdirektor Michael Stich, 44, am Mittwochnachmittag bekannt. Der Schweizer tritt damit zum neunten Mal auf den Hamburger Sandplätzen an. Viermal gewann er das Turnier, zuletzt vor sechs Jahren im Finale gegen Rafael Nadal mit 2:6, 6:2, 6:0. Bei seiner bisher letzten Teilnahme unterlag er 2008 Nadal im Endspiel mit 5:7, 6:7 (3:7), 3:6. „Ich habe tolle Erinnerungen an dieses Turnier und die Stadt“, sagte Federer, „deshalb komme ich sehr gerne wieder.“
Federer, der am Montag auf Position fünf der Weltrangliste zurückfällt, erhält eine Wildcard. Das Antrittsgeld, es dürfte um 300.000 Euro liegen, übernehmen Titelsponsor Bet at home, Eugen Block mit seinem Grand Elysée Hotel an der Rothenbaumchaussee, der Rohstoffhändler Alireza Roodsari und der Hamburger Sportstifter und Einkaufszentrenbauer Alexander Otto (ECE). Otto, ehemaliger Aufsichtsratsvorsitzender des Hamburger SV, unterstützt die Veranstaltung seit zwei Jahren mit seiner Aktion „Tennis for free“. Die Initiative seiner Alexander-Otto-Sportstiftung und Stichs Hamburg Sports & Entertainment GmbH (HSE) ermöglicht Kindern und Jugendlichen den freien Zugang zum Training in Tennisvereinen und freien Eintritt am Rothenbaum. „Federer ist ein Vorbild, ihn in Hamburg spielen zu sehen, wird vielleicht noch mehr Jugendliche für Tennis begeistern“, sagt Otto. Insgesamt alimentiert er das Turnier in diesem Jahr mit rund 250.000 Euro.
Stich erhielt einen Anruf von Federers Manager
Die jüngste Kontaktaufnahme zwischen Stich und Federer erfolgte am 23. Juni in Wimbledon, dem Sonntag vor dem Start des Londoner Grand-Slam-Turniers. Stich übergab Federer in seiner Eigenschaft als Vizepräsident der Vereinigung Internationaler Tennisclubs (IC Tennis) den Jean-Borotra-Preis für seine Verdienste als fairer Sportsmann. „Dort habe ich Roger zur Seite genommen und ihm gesagt, dass wir ihn vor dem Ende seiner Karriere gern noch einmal in Hamburg begrüßen würden“, sagt Stich. Federer zeigte sich gesprächsbereit, ohne jedoch sofort eine Zusage zu geben.
Nachdem der Schweizer in Wimbledon bereits in der zweiten Runde am Ukrainer Sergej Stachowski, der Nummer 116 der Welt, gescheitert war, erhielt Stich einen Anruf von Federers Manager Tony Godsick. „Er sagte, dass Roger gern in Hamburg spielen würde, und fragte, ob es eine Wildcard geben könne.“ Die war kein Problem. „Bet at home und Alexander Otto haben sofort zugesagt, uns zu unterstützen. Wir gehen mit der HSE auch ins Risiko. Jeder leistet seinen Beitrag, um Rogers Engagement möglich zu machen“, sagt Stich.
„Ich will ihn am Ende im Finale sehen“
Er ist überzeugt, dass Federer nicht nur kommt, um sein Antrittsgeld zu kassieren. Das passe nicht zu seinem Charakter. „Er hat von sich aus angefragt. Er hat hier immer gern gespielt und weiß, dass er sich auf mich verlassen kann. Außerdem hat er in Wimbledon als früh ausgeschiedener Titelverteidiger fast 2000 Weltranglistenpunkte verloren und kann in Hamburg 500 davon zurückholen. Es ist für beide Seiten eine geschäftliche Verbindung, die sich lohnt. Ich bin mir sicher, dass Roger alles geben wird. Ich will ihn am Ende im Finale sehen, am liebsten natürlich gegen Tommy Haas.“
Stich ruft die Hamburger Tennisfans auf, jetzt möglichst zahlreich zu erscheinen: „Jeder sollte die Chance nutzen, um Roger noch einmal zu sehen. Wer weiß, ob und wann die Chance noch einmal wiederkommt. Und jeder, der ein Ticket kauft, hilft uns auch, Roger zu finanzieren.“ Das diesjährige Rothenbaumturnier wird damit das attraktivste, seit Stich und sein Geschäftsfreund Detlef Hammer die Traditionsveranstaltung vor vier Jahren übernahmen – und sie damit am Leben erhielten. Neben Vorjahresfinalist und Publikumsliebling Tommy Haas werden Titelverteidiger Juan Monaco (Argentinien), der Franzose Gilles Simon (Sieger von 2011), Nikolai Dawidenko (Gewinner 2009) sowie die weiteren deutschen Profis Florian Mayer und Daniel Brands in Hamburg antreten.
Bei Federer macht Stich eine Ausnahme
Ein besseres Teilnehmerfeld gab es zuletzt, als das Turnier 2008 das letzte Mal als Masters firmierte. Für 2009 stufte die Herrentennis-Organisation ATP das Event trotz heftiger Proteste und rechtlicher Schritte des Deutschen Tennis Bundes (DTB) um eine Kategorie ab. Das Preisgeld sank dadurch von 2,3 Millionen Euro auf etwa die Hälfte, auch die zu vergebenen Weltranglistenpunkte für den Sieger halbierten sich von 1000 auf 500.
Seitdem sind die besten Tennisprofis der Welt nicht mehr verpflichtet, am Rothenbaum zu spielen. Um sie doch zu einer Teilnahme zu bewegen, wurden fortan Startgelder fällig. Sechsstellige Summen hatte Stich stets gescheut, weil sie über Sponsoren und zusätzlich verkaufte Eintrittskarten nicht zu refinanzieren schienen. Für Federer machte der Wimbledonsieger von 1991 jetzt eine Ausnahme. „Ich habe immer betont, dass es unser Ziel ist, irgendwann wieder einen Topspieler dieser Größenordnung nach Hamburg zu holen. Dass uns das schon in diesem Sommer gelingt, ist natürlich umso schöner“, sagt Stich.