“Veolia“ kündigt Rückzug an. Hansa wehrt sich gegen die Kritik am Fanbeauftragten. Vereinschef will mit Innenminister beraten.

Berlin/Rostock. Fußball-Zweitligist Hansa Rostock gerät nach den Ausschreitungen rund um das Spiel gegen den FC St. Pauli (1:3) unter Druck. Trikotsponsor „Veolia“ (Abfallwirtschaft) kündigte nach einem Bericht von „Bild online“ seinen Rückzug nach der laufenden Saison an, weil die regelmäßigen Ausschreitungen auch die Reputation des Sponsors gefährdeten.

+++Die Leuchtraketen-Angriffe im Video - Hansa plant Strafanzeige+++

Zugleich kritisierte Joachim Masuch, Präsident des Landesfußballverbandes Mecklenburg-Vorpommern, Hansa ungewöhnlich offen. Der Verein müsse sich bewusst sein, dass er als Veranstalter die Fürsorgepflicht für die für die Zuschauer habe: „Beim FC Hansa sehe ich nicht, dass man mit allen Möglichkeiten dafür eintritt“, sagte Masuch am Mittwoch bei "NDR 1 Radio MV".

Der Verein wehrte sich am Mittwoch gegen Kritik an seinem Fanbeauftragten Joachim Fischer. „Er macht seinen Job. Mit ihm haben wir in den vergangenen zwei Jahren einiges erreicht“, sagte Hansas Vorstandsvorsitzender Bernd Hofmann. „Er soll unsere Botschaften transportieren, ist aber nicht für die Sicherheit zuständig.“ In Medien war über Kritik am Fanbeauftragten berichtet worden, die in Polizeikreisen hinter vorgehaltener Hand geäußert worden sein soll. Demnach soll Fischer im Falle von Gewalttätigkeiten nicht ausreichend mit der Polizei zusammenarbeiten.

Bei der Rostocker Polizei, die dem Land Mecklenburg-Vorpommern unterstellt ist, werden Schwierigkeiten bei der Zusammenarbeit mit dem Fanbeauftragten nicht bestätigt. „Die Zusammenarbeit der Rostocker Polizei mit der Fanszene ist vielschichtig“, sagte Sprecherin Yvonne Hanske. „Unter anderem gibt es im Vorfeld der Spiele Sicherheitsgespräche mit dem Verein, dem Stadionbetreiber und dem Fanbeauftragten über alle Modalitäten beim Spiel. Dabei gibt es auch mal unterschiedliche Ansichten, das halte ich aber für nicht ungewöhnlich.“ Rostocks Fanbeauftragter Fischer wollte sich auf dapd-Anfrage nicht zu den Berichten äußern.

Hansa Rostock erwartet ein weiteres mal Strafen vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) und steht weitgehend hilflos vor dem Problem. In einer Stellungnahme gleich nach dem Skandal-Spiel flehte der Klub darum, „uns Vereine mit diesem gesamtgesellschaftlichen Problem nicht allein zu lassen.“ Am Mittwoch appellierte Hansa-Chef Hofmann noch einmal: „Wir brauchen Hilfe von der Gesellschaft.“

Inzwischen will der FC Hansa juristische Schritte gegen die Gewalttäter vom vergangenen Wochenende einleiten. Allein bei den Ausschreitungen nach Spielende hat es am Samstag 13 Verletzte gegeben. „Wir werden gegen diese Leute Strafanzeige stellen und mit allen juristischen Mitteln vorgehen, die uns zur Verfügung stehen“, sagte Vorstandschef Hofmann. Weitere Maßnahmen hat der Verein noch nicht eingeläutet, behält sie sich aber vor. „Wir wollen uns aktiv mit allen Beteiligten beraten und haben deshalb um ein Treffen mit Innenminister Lorenz Caffier, der Staatsanwaltschaft und der Polizei in der kommenden Woche gebeten.“

Polizei und Verein haben inzwischen vier mutmaßliche Täter ermittelt. Neben strafrechtlichen Sanktionen sollen Täter auch Stadionverbote erhalten. Vom DFB droht den Rostockern eine harte Strafe. Möglich ist neben einer hohen Geldstrafe auch ein Spiel unter Ausschluss der Öffentlichkeit. „Ich gehe davon aus, dass frühestens Ende dieser, aber eher Anfang nächster Woche ein Urteil feststeht“, sagte Hofmann.